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Invasive Arten Saatgut im Briefkasten, aber nicht bestellt? Behörden warnen

Plötzlich liegt Saatgut im Briefkasten – und niemand weiß, woher es kommt. Was hinter solchen Sendungen steckt und warum Wegwerfen die beste Lösung ist.

Von dpa 03.09.2025, 08:45
Beschlagnahmte Sendungen, in denen in vielen Fällen nicht bestelltes Saatgut verschickt wurde,
Beschlagnahmte Sendungen, in denen in vielen Fällen nicht bestelltes Saatgut verschickt wurde, K. Kaminski/Julius Kühn-Institut (JKI)/dpa

Frankfurt am Main - Wer ohne eine entsprechende Bestellung Päckchen mit Saatgut in seinem Briefkasten findet, sollte Vorsicht walten lassen. Die zuständigen Behörden empfehlen dringend, unbestellte Samen nicht auszusäen, sondern im Hausmüll zu entsorgen – nicht im Kompost oder in der Biotonne. Solche oft aus China stammenden Sendungen sind für die Behörden Anlass für Warnungen.

„Von solchem unbekannten Saatgut geht eine Gefahr für unsere Natur, das urbane Grün mit Gärten und Parks und sogar die Landwirtschaft aus“, erklärt Bernhard Schäfer vom Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. „Denn es kann sich dabei um invasive Arten handeln, die sich unkontrolliert ausbreiten und heimische Pflanzen verdrängen.“ Das Saatgut könne auch von Krankheiten und Schädlingen befallen sein.

Wegen der Gefahr, invasive Arten einzuschleppen, sei es auch generell nicht empfehlenswert, Saatgut etwa aus China zu kaufen, selbst wenn alle Papiere korrekt sind. „Tatsächlich raten wir davon ab, Saatgut im Internet zu bestellen aus Nicht-EU-Ländern“, betont das JKI.

Zehntausende Sendungen aus dem Verkehr gezogen

Am Flughafen Frankfurt seien in diesem Jahr bei Kontrollen der Pflanzengesundheitsinspektion bis Anfang Juni etwa 65.000 Sendungen mit Saatgut aus China ohne notwendige Papiere entdeckt worden. Dies sei eine Häufung, wie eine JKI-Sprecherin bestätigt. Das zuständige Regierungspräsidium Gießen zählte 2020 mehr als 126.000 solcher Sendungen – allerdings im Gesamtjahr.

Weil Pflanzengesundheitszeugnisse fehlten, seien die Sendungen zurückgeschickt worden. Überwiegend sei darin nicht bestelltes Saatgut gewesen. Oft fielen die Päckchen dadurch auf, dass fälschlicherweise etwa „Ohrschmuck“ oder „Grußkarten“ als Inhalt angegeben war, heißt es vom JKI und den zuständigen Landespflanzenschutzdiensten.

In Frankfurt tritt das Phänomen deshalb so gehäuft auf, weil sich am Frankfurter Flughafen das DHL-Postzentrum befindet, von dem aus Päckchen aus China nach ganz Deutschland weiterverschickt werden. Andere Bundesländer seien von der „neuen Masche“ kaum betroffen, so die Behörden.

Motive sind unklar

Die Absicht hinter den unbestellten Sendungen ist bislang nicht eindeutig geklärt. Möglich sei sogenannter „Brushing Scam“, mutmaßen die Experten. So werden betrügerische Tricks bezeichnet, die das Ziel haben, Verkaufszahlen fälschlicherweise in die Höhe zu treiben oder Nutzerbewertungen zu erhalten. Saatgut komme für diese Methode deshalb infrage, weil es leicht und günstig sei und als Briefsendung verschickt werden könne.

Ein weiteres mögliches Szenario sei, dass Eintrittspunkte in die EU getestet würden, um Stellen zu finden, an denen nicht einfuhrfähige Sendungen leichter durchkämen, heißt es vom Regierungspräsidium.

Nach Angaben der deutschen Behörden sind auch in anderen EU-Ländern ähnliche Fälle bekannt. China sollte aufgefordert werden, zoll- und pflanzengesundheitliche Bestimmungen einzuhalten.