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Klassenfahrten Schullandheime in Thüringen gut nachfragt

An die Erlebnisse bei der Klassenfahrt ins Schullandheim erinnern sich auch viele Erwachsene noch. Die Betreiber der Heime wünschen sich mehr Unterstützung aus der Politik.

Von dpa 24.05.2025, 05:00
In Thüringen gibt es derzeit 19 Schullandheime. (Symbolbild)
In Thüringen gibt es derzeit 19 Schullandheime. (Symbolbild) Andreas Arnold/dpa/dpa-tmn

Jena/Schirndorf/Tonndorf - Klassenfahrten in Schullandheime sind in Thüringen gut nachgefragt. „Die Übernachtungen sind auf dem Niveau wie vor der Coronakrise - und besser“, teilte Beate Schmidt, Geschäftsführerin im Landesverband der Schullandheime in Thüringen, auf Anfrage mit. Im vergangenen Jahr seien aus den aktuell 19 Schullandheimen im Verband rund 56.000 Übernachtungen gemeldet worden. Alle Häuser seien gut gebucht. Auch die Inhaber der Schullandheime in Schirndorf (Kreis Hildburghausen) und Tonndorf (Kreis Weimarer Land) bestätigen den positiven Trend.

Lehrermangel erschwert Klassenfahrten

Gleichzeitig stünden die Einrichtungen vor immer neuen Herausforderungen, so Schmidt. Eine davon sei der zunehmende Lehrermangel: Aufgrund fehlender Pädagogen als Begleitpersonen könnten viele Fahrten gar nicht mehr stattfinden. Problematisch sei auch der Trend, die Fahrten von fünf auf nur drei Tage zu verkürzen. Viele Angebote seien in so kurzer Zeit nicht nachhaltig umsetzbar. Auch die soziale Komponente der Reisen, bei denen Jugendliche aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten lernten, außerhalb der eigenen Familie Zeit miteinander zu verbringen, komme so zu kurz.

Daneben spielten auch finanzielle Fragen eine immer wichtigere Rolle. So sei es bedauerlich, dass Instrumente wie der Reisekostenzuschuss für die Anreise weggefallen seien. Die Preise für den Aufenthalt in Schullandheimen bewegten sich zwischen 150 und 300 Euro pro Woche und Teilnehmer. Hinzu kämen Kosten für die Anreise, die aufgrund der Lage vieler Einrichtungen nur sehr eingeschränkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich seien. Hier müssten Familien finanziell entlastet werden.

Einen anderes neues Phänomen kennt Ina Gerlof, die seit 2001 das Schullandheim „Am Bleßberg“ in Schirndorf betreibt. So sei immer öfter zu beobachten, dass Eltern nicht loslassen könnten und davor scheuten, ihren Kindern einen Besuch im Schullandheim zu ermöglichen. „An dieser Stelle vermisse ich das Vertrauen in Lehrer und Erzieher“, so Gerlof. Die gemeinsame Zeit weit weg von anderen Ablenkungen sei äußerst wertvoll sowohl für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, als auch für den Zusammenhalt in der Klasse.

Tina und Stefan Hummel, die 2021 das Schullandheim Tonndorf übernommen haben, bedauern unter anderem den zunehmenden Wegfall von Hort-Fahrten in den Ferien. Gerade für Kinder, die mit ihren Familien keinen Urlaub machen könnten, seien diese Unternehmungen ein wichtiges Erlebnis. „Grundsätzlich würden wir uns wünschen, dass die Arbeit und die Bedeutung der Schullandheime für die Erziehung besser wahrgenommen würden“, so Tina Hummel. „Großstadtbesuche bringen Gruppen kaum zusammen, hier bei uns wird alles gemeinsam erlebt.“

Neben der Stärkung des Zusammenlebens und naturnahen Veranstaltungen haben viele Schullandheime einen individuellen thematischen Schwerpunkt. Die Bandbreite der Bildungsangebote reicht von gemeinsam produzierten Hörspielen und Trickfilmen über Musik- und Theaterprojekte, Holzschnitz-Kurse, geologische und geschichtliche Themen bis hin zu Sport und Astronomie. 

Angebote ergänzen Lehrplan der Schulen

Laut Verband sind die Angebote zudem begleitend zum Lehrplan ausgelegt und unterstützen so die Arbeit der Schulen. Ein übergreifender Schwerpunkt ist die „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, für die der Verband mit dem Thüringer Bildungsministerium eine Kooperationsvereinbarung eingegangen ist. Die größte Hoffnung der Schullandheime sei es, dass die neue Regierung gemeinnützige Anbieter weiter stärke und deren Erziehungsarbeit auch in Zukunft unterstütze, so Schmidt.

In Thüringen hat sich die Zahl der Schullandheime in den vergangenen Jahren verringert. Laut Verband wurde eine Einrichtung geschlossen, zwei weitere seien in Flüchtlingsunterkünfte umgewandelt worden.