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Situation der Landwirtschaft Sinkende Getreidepreise lassen Bauern verzweifeln

Trockenheit und Wassermangel: Keine Branche ist so vom Wetter abhängig wie die Landwirtschaft. Das trockene Wetter war zwar für die Aussaat in Sachsen gut, allerdings fehlt den Bauern Regen.

Von dpa Aktualisiert: 20.06.2025, 13:59
Der Landesbauernverband ist über sinkende Getreidepreise besorgt und rechnet mit einer durchschnittlichen Ernte in Sachsen.
Der Landesbauernverband ist über sinkende Getreidepreise besorgt und rechnet mit einer durchschnittlichen Ernte in Sachsen. Sebastian Kahnert/dpa

Belgern - Sinkende Getreidepreise machen den Landwirten in Sachsen zu schaffen. „Der reine Marktfruchtbau ist aktuell betriebswirtschaftlich ein Verlustgeschäft“, sagte Torsten Krawczyk, Präsident des sächsischen Landesbauernverbandes, zum Ernteauftakt auf dem Landgut Staritz in Belgern (Landkreis Nordsachsen). Seit Frühjahr würden die Getreidepreise nur noch den „Weg gen Süden“ kennen - also nach unten. 

Trendwende bei fallenden Getreidepreisen nicht absehbar

Nach Verbandsangaben liegen die Preise schon zum Erntestart teilweise unter dem Vorjahresniveau. Eine Trendwende sei aktuell nicht in Sicht. „Eine kostendeckende Vermarktung ist bei der aktuellen Marktsituation kaum gegeben, da sich die Betriebsmittelpreise für Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz auf einem beständig hohen Niveau befinden“, hieß es.

Finanzielle Situation der Landwirte hat sich verschlechtert

„Die ökonomische Situation der landwirtschaftlichen Unternehmen in Sachsen hat sich im Wirtschaftsjahr 2023/24 deutlich gegenüber dem Vorjahr verschlechtert“, erklärte Landwirtschaftsminister Georg-Ludwig von Breitenbuch (CDU), der zum Ernteauftakt den Agrarbericht des Freistaates vorstellte. Dennoch sei das Ergebnis dank gestiegener Erlöse für Milch, Getreide-, Ölfrüchte und Schweine das zweitbeste der vergangenen 20 Jahre. 

„Angesichts der aktuellen Krisen brauchen wir eine attraktive, widerstandsfähige und nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft, die kostendeckend arbeiten und im internationalen Wettbewerb bestehen kann“, betonte der Minister. Eine stabil aufgestellte Branche sei der Garant für eine sichere Lebensmittelversorgung und leiste einen entscheidenden Beitrag zum Schutz der natürlichen Ressourcen. 

Minister wünscht sich Förderung und weniger Regulierung

„Deshalb müssen wir hin zu schlanken Förderstrukturen, weniger Regulierung und zu einer auskömmlichen Finanzierung im Agrarsektor“, sagte von Breitenbuch. Man werde den Dialog mit dem Berufsstand auf allen Ebenen fortführen, um die richtigen Entscheidungen für die sächsische Landwirtschaft zu treffen. 

„Den Anfang machen wir mit der Ausgleichszulage für unsere benachteiligten Gebiete. Sie wird – entgegen früherer Planungen – nicht auslaufen, sondern mit 12,5 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt“, gab der Minister bekannt.

Bauernverband rechnet mit durchschnittlicher Ernte 

Angesichts des Wetters geht der Landesbauernverband aktuell von einer durchschnittlichen Ernte aus. „So gut die Trockenheit für die Aussaat im Frühjahr auch war, uns fehlt weiterhin Regen. Die Bodenwasservorräte sind vor allem im Unterboden bedenklich knapp“, betonte Landesbauernpräsident Krawczyk. Zum Glück hätten die Monate Mai und Juni so viel Niederschläge gebracht, dass die Wurzeln das Wasser aus dem Oberboden gut verwerten konnten. 

Die sächsischen Landwirte bearbeiten in diesem Wirtschaftsjahr gut 700.000 Hektar Ackerland. Davon entfallen etwa 384.400 Hektar auf den Getreideanbau, einschließlich Körnermais. Winterraps ist nach dem Getreide mit 109.000 Hektar die bedeutendste Fruchtart.

Natur- und Umweltschützer mahnen „mutige Reformen“ an

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht die Zeit für „mutige Reformen“ gekommen. „Vielen landwirtschaftlichen Betrieben in Sachsen geht es schlecht. Da muss etwas passieren. Aber ein finanzielles Weiter so mit weniger Regulierung greift zu kurz“, sagte der sächsische BUND-Chef Felix Ekardt. Wer die Landwirtschaft krisenfest machen wolle, müsse sie umbauen. „Ökonomisch tragfähig bleibt Landwirtschaft nur mit mehr und nicht mit weniger Klima- und Biodiversitätsschutz. Sonst verliert sie ihre eigene Existenzgrundlage.“

Eine Fortsetzung bestehender Subventionsstrukturen ohne ökologische Neuausrichtung reiche nicht aus, argumentierte Eckardt. „Fördermittel müssen künftig gezielt für Leistungen wie Bodenschutz, Artenvielfalt oder Moorrenaturierung eingesetzt werden – denn nur so wird Landwirtschaft resilient gegen Extremwetter und ökonomische Risiken.“