Polizeieinsatz Nimmt Magdeburger Youtuber an illegalem Autorennen in Köln teil?
Youtuber Friedrich „Fritz“ Meinecke soll, so der Vorwurf der Polizei, mit einem Kollegen ein illegales Autorennen gefahren sein. Fahrzeug und Führerschein sind weg. Das könnte gravierende Folgen für den Magdeburger haben.

Magdeburg - Der Magdeburger Youtuber Friedrich „Fritz“Meinecke hat Stress mit der Polizei - und zwar gewaltig. Der Vorwurf: Er wäre am Samstag, den 1. Mai ein illegales Autorennen in Köln gefahren. Die Folge: Führerschein und Auto sind weg.
Um die Situation ausführlich zu erklären, filmt sich der 32-Jährige in Köln kurze Zeit nach dem Polizeieinsatz. Er sitzt mit seinem Freund Martin auf einem Hotelbett und schildert angeregt die seiner Meinung nach völlig missverstandene Situation. Seine Version des Vorfalls: Er hätte sich, ortsunkundig wie er nun mal in Köln sei, an einer Ampel fälschlicherweise auf der linken Spur eingeordnet. Er hätte aber in rund 50 bis 100 Metern rechts abbiegen müssen. Um das zu schaffen, beschleunigte er an der Ampel „etwas schneller“. Dabei sei er aber höchstens 60 Kilometer pro Stunde schnell gewesen. Dass der Fahrer neben ihm auch so schnell beschleunigte, sei purer Zufall gewesen. „Der andere Fahrer hat uns reingelassen, als er gesehen hat, dass wir rüberwollen. Martin hat sich sogar noch bedankt“, sagt der Magdeburger.
Was der Youtuber in diesem Video nicht erwähnt: Der Fahrer, der ihn reingelassen hat, war ein weiterer Influencer, mit dem er am selben Wochenende einen Dreh in Köln hatte. Auch Niek oder auch „Niekbeats“, wie sich der Fahrer des zweiten Autos auf Youtube nennt, schildert den Ablauf des vermeintlichen Überholvorganges auf seinem Youtubeaccount. Beide Filmemacher schildern die Situation gleich - die Details von Meinecke und Niek stimmen genau überein.
Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft
Die Kölner Polizei sagt der Volksstimme zu dem Einsatz: „Wir haben, nachdem wir die zwei Fahrer, beide Influencer beziehungsweise Youtuber, an einem Samstagabend wegen des Verdachts des illegalen Autorennens angehalten haben, ihre Fahrzeuge und Führerscheine konfisziert“, bestätigt Pressesprecher Philipp Hüwe. Auch die anschließend veröffentlichten Videos seien der Polizei bekannt. Mehr könne man zu dem Einsatz aber nicht sagen.
Wann und ob Fahrzeuge und/oder Führerscheine zurückgegeben werden, liegt nicht mehr in den Händen der Polizei, sondern in denen der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen wurden eingeleitet.
Youtuber filmt Polizisten bei der Arbeit
Während des Polizeieinsatzes filmt Meinecke die Beamten. Teile davon veröffentlicht er wenig später in seinem Erklärvideo. In dem Handyvideo des Einsatzes sieht man, dass Meinecke sich zuerst nicht zu dem Vorwurf der Polizisten äußert. Er hätte die Beamten stattdessen eindringlich angeschaut, wie er sagt. Meinecke gibt in dem Erklärvideo zu, nicht besonders kooperativ, jedoch in keinem Fall aggressiv gewesen zu sein. Dies betont auch sein Freund Martin immer wieder in dem etwa halbstündigen Film.
Als der Youtuber sein Auto abgeben soll, reicht es dem 32-Jährigen nach eigenen Angaben auf seinem Youtubeaccount. Er will es nicht aushändigen. „Ich wäre dafür in die acht gegangen“, sagt er im Erklärvideo und hält seine Hände - wie mit Handschellen gefesselt - in die Luft. Damit meint er, dass er sich auch hätte festnehmen lassen. Sein Freund schien jedoch nicht so angetan von einer Nacht in der Zelle zu sein - er hätte die Situation dann deeskaliert.
Abfällige Kommentare gegenüber den zuständigen Beamten
Die Stimmung zwischen Polizisten und Influencern sei sehr sachlich gewesen, heißt es in dem Erklärvideo. Doch in dem Film selbst fallen Kommentare wie: „Die Beifahrerin, no front (Übersetzung der Redaktion: „keine Beleidigung“) an die Person, da hast du einfach schon gemerkt, die sagt ‚Ja und Amen‘ und ‚ich bin Mitläufer‘. Die konnte sich nicht mal fünf Sekunden mit mir unterhalten, ohne wegzugucken.“ Oder auch: „Es ist eigentlich schade, dass eine Person einen so ehrenwerten Job, wie den eines Polizisten, meiner Meinung nach völlig in den Dreck zieht.“
Die Konsequenzen, sollte es zur Anklage kommen, könnten den Filmemacher empfindlich treffen. Für die Teilnahme an einem illegalen Autorennen stehen laut Bußgeldkatalog bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe im Raum, der Verlust des Führerscheins sowie drei Punkte in Flensburg. Sollte bei dem Rennen eine Gefährdung festgestellt werden, erhöht sich das Ganze: Die Freiheitsstrafe kann bis zu fünf Jahre angesetzt werden; sollte jemand verletzt worden sein, ist das Strafmaß ein bis zehn Jahre Haft.
Firma kündigt Kooperation mit Meinecke nach Polizeivorwurf
Nach dem ersten Video auf Youtube ließen die Reaktionen nicht lange auf sich warten: Ein Anwalt analysiert auf Youtube den Vorfall, der Fahrer des zweiten Fahrzeugs meldet sich auf seinem eigenen Youtubeaccount zu Wort, es gibt Vorwürfe, dass die Situation gefälscht und ein Marketing-Gag sei. Da die Polizei den Vorfall bestätigt, ist zumindest der Vorwurf der Fälschung hinfällig.
Meinecke selbst dreht nach dem ersten Video weitere Filme zu dem Polizeieinsatz. So reagiert er etwa auf die Reaktionen der anderen Youtuber oder gibt Updates zum aktuellen Stand der Dinge. Insgesamt veröffentlicht Meinecke (Stand 14. Mai 2021) sechs Videos zu dem angeblichen illegalen Autorennen.
Der 32-Jährige spricht immer wieder von „den schädlichen Folgen“, die der Vorwurf haben könnte. So könne er beispielsweise nicht alle geplanten Videos veröffentlichen und muss „größere Projekte“ absagen. Außerdem seien einige Kooperationen gekündigt worden, da die Firmen „wohl Angst vor einem Imageschaden hätten“. Damit sei dem Magdeburger „ein gemütlicher fünfstelliger Betrag“ durch die Lappen gegangen, wie er in einem Updatevideo erklärt. Auf eine Volksstimme-Anfrage reagierte der Magdeburger bis zum Redaktionsschluss nicht.