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Konjunktur Stimmung im Mittelstand in Sachsen-Anhalt sinkt weiter

Sachsen-Anhalts Mittelstand steckt weiter in der Krise. Besonders der Handel leidet, wo Kunden und Zuversicht zugleich wegbleiben. Doch nicht alles ist düster.

Von dpa 15.07.2025, 12:46
Sachsen-Anhalts Mittelstand steckt laut einer Umfrage weiter in der Krise. (Archivbild)
Sachsen-Anhalts Mittelstand steckt laut einer Umfrage weiter in der Krise. (Archivbild) Hendrik Schmidt/dpa

Halle - Die Stimmung in der Wirtschaft Sachsen-Anhalts trübt sich weiter ein. Wie aus einer Umfrage des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und des Unternehmens Creditreform hervorgeht, verschlechterte sich die Gemütslage in den Unternehmen im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum Vorjahr erneut. 

Nur noch knapp die Hälfte der befragten 410 Unternehmen (49,5 Prozent) bezeichnete ihre Lage als gut oder sehr gut - ein Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von 51 Prozent. Fast jeder zehnte Befragte bezeichnete die Geschäftslage als mangelhaft oder ungenügend.

„Die Konjunkturwende ist anscheinend auf das kommende Jahr verschoben. Immer noch belasten Industrieschwäche und Verbraucherzurückhaltung den Mittelstand“, sagte der Geschäftsführer von Creditreform in Halle, Martin Plath. Auch eine versprochene Entlastung bei den Kosten sei bislang ausgeblieben.

Private Konsumflaute trifft Handel besonders hart

Besonders Handel und Dienstleistungsbranche verzeichnen rückläufige Umsätze. 30,7 Prozent der Firmen meldeten ein Minus, nur 23,6 Prozent ein Plus. Die Erwartungen sind ebenfalls gedämpft: Nur gut jedes fünfte Unternehmen rechnet mit steigenden Erlösen.

„Die negative Lagebeurteilung speziell im Handel weist auf eine anhaltende Schwäche des privaten Konsums hin“, sagte der stellvertretende Leiter der Abteilung Makroökonomik am IWH, Axel Lindner. Zudem belaste die Verlagerung zum Online-Handel den stationären Vertrieb.

Weniger Investitionen, mehr Zweifel am Standort

Die Investitionsbereitschaft liegt mit 46,6 Prozent so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Fast jedes vierte Unternehmen hat zuletzt Personal abgebaut. „Der Mittelstand in Sachsen-Anhalt glaubt nicht an eine schnelle Konjunkturwende“, so Plath. Viele Firmen stellten auch den Standort infrage.

Einen Lichtblick gibt es dennoch: Laut Lindner fällt positiv auf, „dass die Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe Investitionen ausweiten und Personal aufstocken wollen“. Was die Investition angeht, liege Sachsen-Anhalt sogar über dem Bundesdurchschnitt. Doch der Fachkräftemangel bremse den Aufschwung aus. Dennoch rechnet Lindner mit einer Verbesserung im kommenden Jahr. Es werde jedoch noch einige Zeit dauern, bis politische Maßnahmen spürbar in der Wirtschaft ankommen.

Bürokratie als Wachstumsbremse

Zusätzliche Belastung entsteht durch Bürokratie: 77,4 Prozent der Betriebe berichten von gestiegenen Auflagen. Über 80 Prozent klagen über fehlende Zeit für das Tagesgeschäft. Auch steigende Kosten durch Verwaltungsaufwand sind ein häufig genanntes Problem.