Tierschützer kritisieren indonesische Touristenattraktion Straßenspektakel mit bedrohten Affenarten
Sie dienen der Belustigung von Einheimischen und Besuchern, doch hinter den Affen-Shows auf Jakartas Straßen verbergen sich grausame Dressurmethoden. Tierschützer prangern das Spektakel an, für Slumbewohner ist es oft der einzige Weg aus der bitteren Armut.
Jakarta (dpa). Abgemagert und mit Ketten um den Hals kauern in einem Slum von Jakarta mehrere Affen in ihren engen Käfigen. Ein paar Meter weiter wird einer ihrer Artgenossen auf schmerzhafte Weise gedrillt, wie ein Mensch aufrecht zu gehen – dem Tier sind dafür die Hände auf dem Rücken zusammengebunden worden. Dresseur Karmeni ist unzufrieden: "Dieser einjährige Affe ist noch nicht geeignet für die Show", sagt er.
Gemeint ist "topeng monyet" (maskierter Affe), ein bei Einheimischen und Indonesien-Touristen beliebtes Straßen-Spektakel, bei dem kostümierte Primaten für ein paar Münzen auf kleinen Rädern fahren, mit einem Hula-Hoop-Reifen spielen, auf einem Schaukelpferd sitzen oder zu lauter Musik tanzen. Die Show gehört zum Stadtbild der Zehn-Millionen-Metropole.
Für die Affen ist das Ganze allerdings eine Qual, beklagen Tierschützer. Sie verurteilen "topeng monyet" als illegal, doch die Behörden scheinen wegzuschauen. "In den ersten zwei Wochen der Dressur leiden die Tiere unwahrscheinlich", sagt Pramudya Harzani von der Tierschutzorganisation Jakarta Animal Aid Network. Um sie zum aufrechten Gang zu zwingen, werden die Affen auch an den Händen aufgehängt. "Viele überleben das Training nicht", weiß er.
Das Problem der Tierschützer ist, dass die Langschwanzmakaken, die bei dem Spektakel zum Einsatz kommen, in Indonesien nicht als bedrohte Art eingestuft sind und unter keinem besonderem Schutz stehen – auf jedem Tiermarkt sind sie zu kaufen. Ein zwei Jahre altes Tier kostet etwa 200000 Rupien (rund 14 Euro). Jüngere Affen sind teurer, weil sie einfacher zu trainieren sind und eine längere "Dienstzeit" haben, sagen Händler.
In Karmenis Slum, das als "Affenviertel" bekannt ist, werden rund 130 Makaken gehalten. Ebenso viele Mädchen und Jungen wirken bei den Shows mit. "Das ist nicht nur für die Tiere grausam, sondern auch für die Kinder", kritisiert Harzani.
Für Slumbewohner wie Andi Kusumawijaya ist "topeng monyet" jedoch die einzige Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen. Elf Stunden am Tag stehe er mit einem Affen an einer Kreuzung in Jakarta, berichtet er. Rund 30000 Rupien (etwas mehr als zwei Euro) kämen dabei heraus – davon sind die 20000 Rupien abzuziehen, die er für die Miete des Tieres bezahle.
"Es ist ein ehrlicher Job", sagt der 25-Jährige. "Und besser als stehlen." Wie viele der Menschen in den Armenvierteln ist Kusumawijaya in der Hoffnung auf ein besseres Leben von der Provinz in die Hauptstadt gezogen. Nun lebt er mit seiner Familie zur Miete in einem acht Quadratmeter großen Zimmer. Seit drei Jahren mache er die Affen-Show. Etwas anderes habe er nicht gelernt. "Wenn ich aber die Wahl hätte, würde ich lieber eine andere Arbeit machen."
Affendresseur Karmeni versichert, er behandele seine Tiere gut. Er füttere sie mit Reis, Früchten sowie Milch und lasse sie auch ausruhen. "Wenn sie erschöpft sind, mache ich Schluss. Und wenn sie neun Jahre alt sind, übergebe ich sie dem Zoo."
Cecep, ein anderer Dresseur, ist da ehrlicher. Nach seinen Worten überlebt die Hälfte der Affen den Drill nicht. "Ich weiß gar nicht mehr, wie viele meiner Tiere gestorben sind", räumt er ein. "Dieses Risiko müssen wir aber in Kauf nehmen."
Manche Einwohner Jakartas fühlen mit den Makaken. Viele haben aber auch Verständnis für ihre Besitzer, deren Job dem Betteln ähnelt. "Mir tun die Tiere schon leid", sagt eine Hausfrau. "Aber das Leben in Jakarta ist hart – nicht nur für Tiere, auch für die Menschen."