Tourismus Thüringer Tourismusstrategie: Operation am „Grünen Herzen“
Wo Thüringen beim Thema Tourismus hinsteuert, hat das Land in einem Strategiepapier bis 2025 aufgeschrieben. Wie es weitergeht, wird derzeit erarbeitet. Für Verzögerung sorgt das neue Landesmarketing.

Erfurt - Die Fortschreibung der Thüringer Tourismusstrategie läuft offenbar langsamer als zunächst geplant. Grund dafür ist die parallele Neuausrichtung der Landesmarke für Thüringen, die derzeit in der Staatskanzlei erarbeitet werde, sagte das Thüringer Wirtschaftsministerium der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Die Brombeer-Koalition hatte erklärt, das Landesmarketing wieder unter dem Slogan „Grünes Herz“ zusammenfassen zu wollen. Der Begriff war unter Verweis auf Thüringens zentrale Lage und Waldreichtum bereits in den 90er Jahren geprägt worden.
Neue Strategie soll Ziele bis 2035 setzen
Die künftige Tourismusstrategie müsse „insbesondere im Hinblick auf Marke und Zielgruppe damit synchronisiert werden“, teilt das Wirtschaftsministerium mit. Ihre Fertigstellung hänge daher inhaltlich und zeitlich von diesem Prozess ab. Die aktuelle Tourismusstrategie des Freistaats war im Jahr 2017 von der damaligen rot-rot-grünen Landesregierung beschlossen worden und auf ein Ende im Jahr 2025 angelegt. Sie soll in diesem Jahr fortgeschrieben werden und die zentralen Ziele im Tourismus bis 2035 definieren.
Unabhängig davon sei das Land „voll handlungsfähig“ bei der Tourismusförderung oder der Finanzierung der „regionalen Destinationsmanagement-Organisationen“, heißt es weiter. Christoph Gösel, Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH, sagte der Deutschen Presse-Agentur, der touristische Prozess laufe „etwas langsamer als zu Beginn angedacht“. „Wir nutzen die Zeit, um die Inhalte sorgfältig aufeinander abzustimmen und sicherzustellen, dass die neue Tourismusstrategie in Einklang mit der Landesmarke steht und somit einen maximalen Nutzen für Thüringen hat.“
Millionen Übernachtungen, Milliarden Umsatz
Parallel zur Erarbeitung der neuen Tourismusstrategie hatte der Landtag die damalige rot-rot-grüne Landesregierung im Juni vergangenen Jahres mit der Erarbeitung einer „Mountainbike-Strategie 2030“ beauftragt. Ein ähnliches Strategiepaper gibt es zur Entwicklung touristischer Angebote im benachbarten Sachsen seit 2021. Die Pläne seien mit dem Regierungswechsel allerdings „der Diskontinuität anheimgefallen“ und würden nicht weiter verfolgt, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Laut Regionalverbund Thüringer Wald steige der Umsatz in dem Segment und im Sommertourismus allgemein. Es sei „stellenweise sogar eine Verschiebung vom Winter- hin zum Sommerhalbjahr erkennbar“.
Nach Angaben des Landesamts für Statistik ist die Zahl der touristischen Übernachtungen in Thüringen im Jahr 2024 um 1,8 Prozent auf 10,1 Millionen gestiegen. Der Tourismus in Thüringen erwirtschaftet bis zu 3,8 Milliarden Euro im Jahr, sagte Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (CDU) im Rahmen der internationalen Tourismusbörse Berlin (ITB) im März dieses Jahres.