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Gedenken Totenbuch listet Opfer des sowjetischen Speziallagers auf

Ein gedrucktes Buch der vielen Opfer des sowjetischen Speziallagers in Weesow und Sachsenhausen gab es bereits - nun sind die Namen auch im Internet zu lesen. Bei einem Gedenken wird an sie erinnert.

Von dpa Aktualisiert: 28.08.2022, 11:47

Oranienburg - Mit einem Online-Totenbuch erinnert die Gedenkstätte Sachsenhausen an Tausende Opfer des sowjetischen Speziallagers. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten schaltete das Totenbuch, das die Namen der 11 889 Toten des Speziallagers in Weesow und in Sachsenhausen enthält, am Samstag frei. Direktor Axel Drecoll sagte nach Angaben der Stiftung: „Ungeachtet der Frage nach Schuld und Verantwortung gilt es, den unter unmenschlichen Bedingungen umgekommenen und anonym in Massengräbern verscharrten Menschen ihren Namen wiederzugeben.“

Am Sonntag gedachten Brandenburgs Kulturstaatssekretär Tobias Dünow, die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, Evelyn Zupke, und Barbara Kirchner-Roger, die im Speziallager geboren wurde, der Opfer. Dünow sagte: „Je weiter zeitlich entfernt die Geschichte der stalinistischen Speziallager ist, desto wichtiger wird die Weitergabe des Wissens um diesen Ort, an dem der Tod ständiger Begleiter des Lageralltags war.“ Zupke sagte, die Einschüchterung einer ganzen Gesellschaft und die Angst als Kitt einer Diktatur hätten in dieser Zeit ihren Anfang gefunden.

Die Daten des Totenbuches wurden nach Angaben der Stiftung auf der Basis sowjetischer Dokumente und verschiedener deutscher Quellen zusammengetragen. Das Totenbuch dokumentiert Vornamen und Namen sowie - wenn vorhanden - Geburtsdatum mit Geburtsort und Sterbedatum. Zudem liegt eine aktualisierte Neuauflage des gedruckten Totenbuchs vor.

Drei Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte der sowjetische Geheimdienst NKWD im August 1945 das Speziallager Nr. 7 aus dem Dorf Weesow bei Bernau in den Kernbereich des ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslagers Sachsenhausen verlegt. Bis zur Auflösung im März 1950 wurden nach Angaben der Gedenkstättenstiftung rund 60.000 Menschen in dem Lager festgehalten, von denen 12.000 an den katastrophalen Haftbedingungen starben.