Betrug Trickbetrüger erleichtern Opfer um Millionen
Immer wieder fallen vor allem ältere Menschen auf falsche Polizeibeamte oder den sogenannten Enkeltrick herein - und werden so im schlimmsten Fall um ihre Ersparnisse gebracht. Die ergaunerten Summen sind hoch. Und die Ermittler beobachten eine neue Masche.
Hannover - Trickbetrüger und Schockanrufer, die sich als falsche Polizisten ausgeben oder den sogenannten Enkeltrick anwenden, haben in Niedersachsen im ersten Halbjahr Millionen erbeutet. Allein in Fällen mit falschen Polizeibeamten sei laut vorläufiger Eingangsstatistik eine monatlich steigende Tendenz der Fallzahlen zu beobachten, die gesamte Schadenssumme liege bei über zwei Millionen Euro, teilte das Landeskriminalamt Niedersachsen mit. Im gesamten Vorjahr 2021 entstand in diesen Fällen ein Schaden von rund 2,9 Millionen Euro.
Die Gesamtzahl der Fälle mit falschen Polizeibeamten liege in dem Zeitraum im mittleren vierstelligen, die Zahl der gelungenen Taten im oberen zweistelligen Bereich. Konkrete Fallzahlen wurden nicht genannt, weil Telefonbetrug in der polizeilichen Kriminalstatistik nicht gesondert erfasst werde.
Sowohl beim Phänomen der falschen Polizeibeamten als auch beim Enkeltrick werde oft erzählt, ein Angehöriger habe einen tödlichen Unfall verursacht und benötige Bargeld, um einer Strafe zu entgehen. Eine weitere Legende sei die des schwerkranken Angehörigen, der im Krankenhaus sei und eine kostspielige Behandlung brauche. Beliebt sei auch die Masche, bei einem Notartermin sofort mit Bargeld bezahlen zu müssen, um eine Immobilie nicht zu verlieren. Das Ziel der Anrufer sei immer: Zeitdruck auf die angerufene Person auszuüben, damit die Opfer keine Zeit haben, rational nachzudenken.
Die Fallzahlen beim Enkeltrick bis einschließlich Juni variieren den Angaben zufolge von Monat zu Monat. Die Gesamtzahl liege im unteren vierstelligen Bereich. Gelungen seien Taten in mittlerer zweistelliger Höhe. Der Schaden lag bei knapp einer Million Euro.
Beim Trickbetrug per Whatsapp schlüpfen die Täter meist in die Rolle der Tochter oder des Sohnes. Um die unbekannte Rufnummer zu rechtfertigen, werden Geschichten erfunden - etwa sei das bisher genutzte Handy in die Toilette gefallen. Oft geben sie vor, dringend Geld überweisen zu müssen, wegen des neuen Mobiltelefons hätten sie aber noch keinen Zugang zum Onlinebanking. Daher solle der oder die Angeschriebene die Überweisung übernehmen. Meist seien die Beträge in diesen Fällen vergleichsweise gering, der gesamte Schaden aber liege im ersten Halbjahr bei über zwei Millionen Euro. Die Gesamtzahl der Taten liege im unteren vierstelligen, die der gelungenen Taten im oberen dreistelligen Bereich.
Seit Jahresbeginn wird laut LKA das Phänomen des falschen Europol- oder Interpolbeamten beobachtet. In den meisten Fällen sei von einem möglichen Identitätsdiebstahl die Rede, daher würden die potenziellen Opfer zu einem Abgleich der personenbezogenen Daten aufgefordert. In Einzelfällen werde den Angerufenen vorgespielt, sie müssten Zahlungen leisten, um gegen sie laufende Strafverfahren im Ausland abzuwenden.