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Körperverletzung im Amt Unschuldiger in Polizeiwache misshandelt: Beamte sagen aus

Die Polizeiwache am „Alex“ soll helfen, Kriminalität einzudämmen. Polizisten sollen jedoch einen Hilfesuchenden grundlos misshandelt haben. Vier Jahre später kommt es zum Prozess.

Von dpa 07.07.2025, 14:43
Vier ehemalige Polizisten der Wache am Berliner Alexanderplatz stehen unter anderem wegen Körperverletzung im Amt vor Gericht. (Archivbild)
Vier ehemalige Polizisten der Wache am Berliner Alexanderplatz stehen unter anderem wegen Körperverletzung im Amt vor Gericht. (Archivbild) Monika Skolimowska/dpa

Berlin - Vier Polizisten der Wache am Berliner Alexanderplatz sollen einen unschuldigen Mann misshandelt haben. Rund vier Jahre später stehen die damaligen Beamten der „Alex“-Polizeiwache vor dem Amtsgericht Tiergarten. Zwei der Angeklagten schilderten zu Prozessbeginn grundlose Schläge eines 37-jährigen Mitangeklagten. Ein 31-jähriger Angeklagter sagte, er und die beiden weiteren Kollegen seien schockiert über dessen Vorgehen gewesen - „wir haben nichts gebilligt und nichts zugelassen“. Der 37-Jährige schwieg zunächst zu den Vorwürfen.

Die Staatsanwaltschaft wirft den 28- bis 37-Jährigen unter anderem Körperverletzung im Amt, Verfolgung Unschuldiger, Nötigung im Amt und Freiheitsberaubung vor. Opfer war laut Anklage ein damals 21-Jähriger, der den Verlust seines Geldbeutels melden wollte. Als Hauptangeklagter gilt ein 37-Jähriger, der den Mann geschlagen haben soll. Nach der Tat hätten die damaligen Polizisten der Wache am Alexanderplatz beschlossen, zu Unrecht ein Ermittlungsverfahren gegen den jungen Mann einzuleiten und wahrheitswidrig zu behaupten, er habe beim Betreten der Wache mit Gegenständen auf sie geworfen.

Anklage: Opfer zu Boden gebracht

Zu dem Vorfall kam es laut Ermittlungen in der Nacht zum 16. Juli 2021. Der Hauptangeklagte soll dem alkoholisierten Mann die Tür geöffnet haben, ihm dann aber den Arm nach unten geschlagen haben. Weitere Beamte seien hinzugetreten, heißt es in der Anklage. Als der junge Mann seinen Unmut über das Verhalten des 37-Jährigen zum Ausdruck brachte, sei er durch den damaligen Beamten mit einem kraftvollen Schlag zu Boden gebracht worden. Die drei Kollegen sollen dieses Vorgehen gesichert haben. Der Hauptangeklagte stand bereits in einem anderen Verfahren vor Gericht und hat den Polizeidienst inzwischen freiwillig quittiert.

Ein 29-jähriger Angeklagter sagte, der junge Mann sei alkoholisiert gewesen und habe seinen Kollegen beleidigt. Als dieser den 21-Jährigen mit einem Faustschlag zu Boden brachte, sei er fassungslos gewesen. Sein damaliger Kollege habe noch drei Schläge gegen das Opfer ausgeführt. „Ich war mir bewusst, dass das Konsequenzen haben muss“, so der 29-Jährige. Er habe wenig später den Vorgesetzten über das Geschehen informiert.

Mitangeklagter: „Nicht mit Schlägen gerechnet“

Ein weiterer vom Dienst suspendierter Angeklagter sagte, der angetrunkene Mann sei beleidigend geworden. „Ich wäre nicht auf den Gedanken gekommen, dass ein Kollege einen Bürger schlägt wegen einer Beleidigung.“ Später habe der 21-Jährige aber mit einem Gegenstand geworfen. Weil mit einem weiteren Wurf zu rechnen gewesen sei, hätten sie den Mann zu Boden gebracht. „Mein Ansinnen war es, die Lage zu beruhigen“, so der 31-Jährige. Er selbst habe nicht rechtswidrig gehandelt.

Den Ermittlungen zufolge soll das mutmaßliche Opfer festgehalten und gefesselt worden sein. Dann soll die Rufbereitschaft der Staatsanwaltschaft kontaktiert worden sein, um eine Blutentnahme für eine Alkoholmessung anzuregen. Dabei soll der diensthabende Jurist getäuscht worden sein, so dass dem mutmaßlichen Opfer letztlich ohne Rechtsgrundlage oder Einwilligung Blut abgenommen wurde. Der Prozess wird voraussichtlich am 14. Juli fortgesetzt.