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Neues Schuljahr in Sachsen Unterrichtsausfall in Sachsen soll spürbar abnehmen

In Sachsen beginnt am Montag ein neues Schuljahr - und für rund 37.000 Erstklässler damit ein neuer Lebensabschnitt. Das Kultusministerium will den Unterrichtsausfall senken. Es gibt auch Skepsis.

Von dpa Aktualisiert: 06.08.2025, 16:24
Für rund 534.000 Schülerinnen und Schüler beginnt in Sachsen am kommenden Montag das neue Schuljahr. (Symbolbild)
Für rund 534.000 Schülerinnen und Schüler beginnt in Sachsen am kommenden Montag das neue Schuljahr. (Symbolbild) Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

Dresden - Sachsen will den Unterrichtsausfall im neuen Schuljahr spürbar senken. Dazu würden auch die vielen neu eingestellten Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen beitragen, sagte Kultusminister Conrad Clemens (CDU) in Dresden. Die Absicherung des Unterrichtes bleibe eine große Herausforderung, genau wie die Verteilung des Personals. Gerade in den ländlichen Gebieten seien Stellen freigeblieben. Es gebe aber 438 Menschen im Schuldienst mehr als im vergangenen Schuljahr. 

Laut Clemens sind vor allem Abordnungen von Grundschulen und Gymnasien an Oberschulen nötig. „Ein großer Dank gilt den Schulleitungen und Lehrkräften im Freistaat für ihre Bereitschaft, diesen Weg im Bemühen um gute Bildung für alle Schülerinnen und Schüler mitzugehen.“ Es sei wichtig, Solidarität zu zeigen - insbesondere für Oberschulen und Schulen im ländlichen Raum. 

Nach Angaben des Kultusministeriums wurden für das kommende Schuljahr bisher 1.114 Lehrkräfte eingestellt (2024: 1.033). Das Verfahren läuft noch. Rund 2.000 Bewerbungen lagen dem Ministerium vor. Clemens zufolge wollen die allermeisten Bewerber und auch Lehrkräfte in den großen Städten arbeiten - besonders in Leipzig. Auf diese Stadt sei die Hälfte aller Bewerbungen entfallen. 

Unterrichtsausfall ist in Sachsen Dauerthema 

Der Unterrichtsausfall ist ein Dauerthema an sächsischen Schulen. Clemens hatte im Frühjahr angekündigt, den Ausfall halbieren zu wollen. Im ersten Schulhalbjahr 2024/2025 lag der Anteil ausgefallener Unterrichtsstunden am gesamten Stundensoll bei 9,4 Prozent. Je nach Schulform und Region gab es aber deutlich mehr. In Sachsen fehlten damals mindestens 1.400 Lehrer mit Vollzeit-Jobs, um den Bedarf zu decken. Clemens geht davon aus, dass inzwischen getroffene Maßnahmen bald Wirkung zeigen. 

Lehrerverband warnt vor falschem Optimismus

Der sächsische Lehrerverband bewertete die Äußerungen des Ministers äußerst kritisch. Die Realität sehe anders aus, das Maßnahmenpaket stoße auf breite Ablehnung, teilte der stellvertretende Landeschef René Michel mit. Die Lehrkräfte würden mit einer radikalen Abordnungsstrategie wie Spielfiguren hin und her geschoben. 

Grüne halten Abordnungen für kein langfristiges Konzept

Die Grünen im Landtag äußerten sich skeptisch. „Neues Schuljahr, alte Probleme: Der Lehrkräftemangel bleibt nach wie vor ein Dauerbrenner an Sachsens Schulen“, betonte die Abgeordnete Christin Melcher. Die neue Abordnungsregelung sei kein langfristiges Rezept gegen Lehrkräftemangel und Unterrichtsausfall, sondern schaffe neue Probleme an anderer Stelle. Gerade in Regionen mit einem deutlichen Mangel an Lehrern würden Abordnungen zulasten der Stammschulen gehen. 

CDU-Bildungsexperte Holger Gasse schöpfte Hoffnung aus dem Umstand, dass über 100 Lehrerinnen und Lehrer mehr eingestellt wurden als ein Jahr zuvor. Die sächsischen Schulen seien ein attraktiver Arbeitsplatz. 

AfD befürchtet „Schmalspurbildung“

Die AfD-Abgeordnete Romy Penz befürchtete als Folge von Stundenausfall eine „Schmalspurbildung“ und forderte unter anderem eine höhere Wertschätzung für die Oberschulen. „Nicht jeder muss studieren. Aber jeder unserer Schüler sollte nach zehn Jahren in der Lage sein, ohne weitere Nachhilfe eine Berufsausbildung beginnen zu können.“

Linke pochen auf Ursachenanalyse

Den Linken zufolge würde eine ehrliche Analyse der Ursachen allen Beteiligten helfen. „Veränderungen erfolgen vor allem zulasten älterer Lehrkräfte, und Abordnungen werden auf absehbare Zeit in großem Umfang stattfinden. Sie sollten eigentlich die Ausnahme sein“, erklärte die Abgeordnete Luise Neuhaus-Wartenberg. „Unser Land verdient eine neue Lernkultur, die junge Menschen auf die Zukunft vorbereitet und die Lehrkräfte nicht krank macht.“

SPD verlangt Augenmaß bei Abordnung von Lehrern

Nach Ansicht des SPD-Bildungsexperten Gerald Eisenblätter hilft die Praxis, Lehrer an anderen Schulen abzuordnen, nur kurzfristig. Der Lehrermangel werde so nicht dauerhaft gelöst. „Hier muss mit Augenmaß vorgegangen werden. Freiwilligkeit und Lösungen vor Ort sollten im Mittelpunkt stehen, statt Zwang und Druck weiter zu erhöhen.“

Steigende Schülerzahl, aber Rückgang bei Erstklässlern 

Im neuen Schuljahr steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler demnach um 10.000 auf etwa 534.000. Das Ministerium führt den Anstieg in erster Linie auf Migration, aber auch auf Zuzug aus anderen Ländern zurück. Die Zahl der Erstklässler liegt bei rund 37.000. Das sind etwa 3.500 weniger als im vergangenen Jahr. Clemens sieht darin ein erstes Anzeichen für die geburtenschwachen Jahrgänge, die nun kommen.

Digitalisierung und Schulentwicklung weitere Schwerpunkte

Neben der Absicherung des Unterrichtes rechnete Clemens die Digitalisierung und die weitere Schulentwicklung zu den künftigen Schwerpunkten. In Deutsch und Mathematik treten aktualisierte Lehrpläne in Kraft. Sie berücksichtigen bundesweit verbindliche Bildungsstandards und sollen zur Stärkung der Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen beitragen. Zudem soll ein Pilotprojekt für fächerverbindenden Unterricht umgesetzt werden.

Alle Lehrkräfte können nun einen KI-Assistenten namens KAI nutzen, den der Freistaat selbst entwickelt hat. Zudem erwarb das Land eine Lizenz für die Plattform „Bettermarks“. Sie analysiere Lernfortschritte und biete maßgeschneiderte Aufgaben für die Schüler, hieß es. Zugleich könnten Lehrer dort eine Rückmeldung zum Lernerfolg erhalten.