1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Unverständnis über Freispruch im Mordprozess "Lolita Brieger"

In den Heimatorten von Opfer und Täter herrscht Ratlosigkeit Unverständnis über Freispruch im Mordprozess "Lolita Brieger"

13.06.2012, 03:19

Scheid/Frauenkron (dpa) l Freispruch. Das Ende im Prozess um den gewaltsamen Tod von Lolita Brieger schockiert ihr Heimatdorf. Auch im benachbarten Ort des Verbrechens herrscht Ratlosigkeit. Wie lebt man mit jemandem zusammen, der nach Überzeugung der Richter getötet hat?

"Ich finde diese extreme Ungerechtigkeit ganz schlimm", sagt Monika Spuden, eine Gärtnerin aus dem nordrhein-westfälischen Frauenkron, die Lolita seit Kindheit kannte. Im Nachbarort Scheid liegt der Hof des 51-jährigen Bauern, dem in den vergangenen zwei Monaten der Prozess gemacht worden war. Die Rollläden seines Hauses sind heruntergelassen - im Dorf wird gemunkelt, er sei bereits wieder zurück.

"So eine Tat dürfte nicht verjähren", sagt ein 71-Jähriger aus Scheid, in dem sich das Verbrechen vor fast drei Jahrzehnten zugetragen hatte. "Man müsste die Gesetze ändern." Jetzt, wo der Landwirt wieder da sei, müsse man ihn hier leben lassen. "Was soll man denn sonst machen?" Der Freispruch "mag manche ärgern, aber unser Rechtssystem hat seine Spielregeln", sagt sein Verteidiger Heinz Neuhaus. Und die sehen eben vor, dass Totschlag verjährt.

Für die Familie Brieger ist es kaum zu ertragen, dass der Mann, der ihre Tochter oder Schwester auf dem Gewissen hat, wieder frei ist. "Ich habe keine Worte", sagte Petra Brieger, eine Schwester von Lolita. Begegnen wolle sie dem Landwirt auf keinen Fall. Ihre 80-jährige Mutter und sie würden ohnehin immer einen Bogen um Scheid fahren.

Nach Überzeugung des Trierer Landgerichts hat der Bauer seine Ex-Freundin in einem Schuppen unweit seines elterlichen Hofes getötet. Anschließend verscharrte er die Leiche auf der einstigen Müllkippe in Frauenkron. Dort war die Leiche nach einem Zeugenhinweis im Herbst 2011 gefunden worden. Vorher wurde Lolita fast 29 Jahre lang vermisst.