Energie Verband: Windradtransport-Genehmigungen beschleunigen
Für die geplante Energiewende wird grüner Strom gebraucht. Also müssen mehr Windkraftanlagen her, vor allem auch in Niedersachsen. Aber beim Ausbau gibt es einen entscheidenden Haken.
Hannover - Logistische Hindernisse und langwierige Genehmigungen für Schwerlasttransporte drohen den Ausbau der Windkraft in Nordwestdeutschland stocken zu lassen. Das Ausbauziel der niedersächsischen Landesregierung von 30.000 Megawatt an Windenergie bis 2035 sei zu erreichen, aber nicht ohne Änderungen bei den Genehmigungsverfahren, sagte die Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien Niedersachsen-Bremen, Bärbel Heidebroek, am Montag. „Wir sind im Zubau noch zu langsam“, warnte sie. „Wenn wir in dem Tempo weitermachen, schaffen wir nur die Hälfte.“
Derzeit sind in Niedersachsen nach Angaben des Verbandes rund 6200 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 12.000 Megawatt installiert - es fehlen also noch etwa 18.000 Megawatt. Der Verband rechnet nach Heidebroeks Worten bis 2035 mit insgesamt 6500 bis 8500 Windrädern im Land. Das bedeute, dass rund 3300 bis 4000 Anlagen mit einer Leistung von je 6 Megawatt gebaut werden müssten - je nachdem, wie viele Altanlagen ersetzt würden.
Damit seien in den kommenden zwölf Jahren 33.000 bis 40.000 Schwerlasttransporte notwendig, sagte Heidebroek. „Dafür brauchen wir Straßen, dafür brauchen wir auch Genehmigungen.“ Allerdings ist bei der Regionalniederlassung der bundeseigenen Autobahn GmbH, die Stellungnahmen an die genehmigenden Länder abgeben muss, ein größerer Teil der Anfragen unbearbeitet - nach einem Bericht der „Bild am Sonntag“ rund 15.000. Ein Sprecher der Autobahn GmbH sagte dazu, Ziel sei es, den Prüfprozess zu vereinfachen und zu beschleunigen.
Nach Angaben von Jörn Makko, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands Niedersachsen-Bremen, fällt für die Genehmigungen ein Antragsvolumen von 30 bis 300 Seiten an, die Genehmigungszeit liege bei bis zu sechs Wochen: „Das können wir uns auf Dauer nicht leisten.“ Er forderte die beteiligten Behörden auf, sich besser abzustimmen. Sei das tatsächliche Gewicht der Ladung eines Schwerlasttransports nur um 5 Prozent geringer als angegeben, „braucht es eine neue Genehmigung“. Er warnte zudem, ohne intakte Straßen und Brücken sei die Energiewende nicht zu schaffen.
Teils dauere es auch deutlich länger als sechs Wochen, bis eine Genehmigung vorliege, sagte Holger Dechant, Vorstandsmitglied des Transportunternehmens Gruber Logistics. „Eine Woche wäre ein Traum, mit zwei Wochen wären wir schon zufrieden.“ Aber: Für jeden Transport benötigte die Schwerlogistik „wenigstens zehn Transportgenehmigungen von den Behörden“. Er forderte mehr Verlässlichkeit und mehr Tempo von den Behörden: „Die Genehmigungsverfahren müssen vereinfacht werden.“
Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer sagte: „Wir machen fleißig unsere Hausaufgaben - und können eigentlich nur mit dem Kopf schütteln, wenn bei der Autobahngesellschaft des Bundesverkehrsministeriums Anträge auf Schwerlasttransporte für Windräder einfach liegen bleiben.“ Der Grünen-Politiker sprach von „ambitionierten Ausbauzielen“ der Bundesregierung von vier bis fünf Windrädern pro Tag: „Dafür müssen auch die Genehmigungsbehörden des Bundes gerade im Nordwesten besser ausgestattet und bürokratische Vorgaben vereinfacht werden.“ Der energiepolitische Sprecher der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag, André Hüttemeyer, forderte: „Diese überbordende Genehmigungsbürokratie gehört verschlankt.“