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Betrug in Millionenhöhe? In Maskendeal verwickelt? YouTuber Fynn Kliemann reagiert auf Böhmermann-Vorwürfe

Der Influencer Fynn Kliemann gerät durch einen Videobeitrag unter Druck. Satiriker Jan Böhmermann spricht über Geschäfte mit Schutzmasken, die nicht transparent gelaufen sein könnten. Ein Händler hat bereits reagiert, auch Kliemann äußerte sich zu den Vorwürfen.

Aktualisiert: 06.05.2022, 20:03
2020 inszenierte sich Fynn Kliemann mit seinen Corona-Masken als selbstloser Helfer.
2020 inszenierte sich Fynn Kliemann mit seinen Corona-Masken als selbstloser Helfer. Foto: imago images/Future Image

Magdeburg/dpa/DUR/slo – Unternehmer Fynn Kliemann soll in einen groß angelegten Betrug mit Corona-Masken verwickelt sein. Kliemann, der in den vergangenen Jahren mit Youtube-Heimwerkervideos, als Musiker und als Unternehmer bekannt wurde, soll zusammen mit seinem Geschäftspartner Tom Illbruck bei Herkunft und Preis von Corona-Schutzmasken betrogen haben.

Anfang 2020 inszenierte sich Kliemann öffentlich als einer der größten Masken-Produzenten Europas. Er behauptete damals, er lasse seine Schutzmasken unter fairen Bedingungen in Portugal fertigen und verkaufe diese zum Selbstkostenpreis, unter anderem über die Mode-Plattform „About You“.

ZDF-Magazin Royale deckt auf: Kliemanns Corona-Masken sollen aus Bangladesch und Vietnam kommen

Nun deckte das „ZDF Magazin Royale“ um Jan Böhmermann aber auf, dass wohl nichts davon stimmt: Handynachrichten, E-Mails und andere Geschäftsunterlagen sollen zeigen, dass Kliemann und Illbruck ihre Masken nicht in Portugal herstellen ließen, sondern in Vietnam und Bangladesch. Und dass diese auch nicht zum Selbstkostenpreis verkauft wurden, sondern mit einer hohen Gewinnmarge. Mehr als eine Million Euro Gewinn sollen die Geschäftspartner dabei mindestens erwirtschaftet haben.

Das Video "Fynn Kliemann: SCHEISSE bauen (DIY) | ZDF Magazin Royale"

Herkunft der Masken aktiv verschleiert

Laut den vom ZDF Magazin Royale veröffentlichten Unterlagen hätten Kliemann und Ilbruck zudem aktiv versucht, die Herkunft der Masken zu verschleiern, zum Beispiel, indem darauf geachtet wurde, dass Handelspartner nur Kisten bekommen, auf denen keine Herkunftsangaben vermerkt waren.

ZDF-Recherche: Wurden Fynn Kliemanns unbrauchbare Masken an Flüchtlingscamps weitergereicht?

Zudem, so die Recherchen des Magazins weiter, hätten Kliemann und Ilbruck Zehntausende unbrauchbare Masken nicht vernichtet, sondern an Flüchtlingscamps in Griechenland und Bosnien weitergereicht.

Die genaue Rolle von Kliemann ist dabei unklar. Offiziell liefen die Geschäfte über die Firma von Tom Ilbruck, an der sich Kliemann erst 2021 offiziell beteiligte. Die ZDF-Reporter sind sich aber sicher: „Die dem ZDF Magazin Royale vorliegenden Dokumente belegen, dass Fynn Kliemann in wichtige Entscheidungen und Details zu Produktion, Lieferung und Verkauf der Betrugsware persönlich eingebunden war.“ Die beiden hätten bewusst Kliemanns Prominenz und Image ausgenutzt. Das Magazin zitiert Kliemann: „Krise kann auch geil sein.“

Stellungnahme Kliemanns zur Anfrage von Magazin Royale

Die Recherche-Anfrage der Redaktion hatte Kliemann entgegen aller Gepflogenheiten selbst öffentlich gemacht und bei Instagram beantwortet.

Fynn Kliemann äußert sich zu Maskendeal-Vorwürfen von Böhmermann

Am Freitag äußerte sich Kliemann gegenüber der Nachrichtenagentur dpa zu den Vorwürfen von Böhmermann: „Ich muss mir klar eingestehen, dass ich den Prozess nicht mehr überblicken konnte.“ Weiter hieß es: „Das darf niemals passieren und somit übernehme ich, auch wenn ich weder Produzent noch Verkäufer war, eine Verantwortung.“

Durch diese Versäumnisse, sich mit diesen Prozessen nicht eingehend befasst zu haben, habe er viele enttäuscht. Kliemann bat zugleich um einen differenzierten Blick auf die Details in dem Video-Beitrag.

About You nimmt Kliemann-Masken aus dem Verkauf

Der Beitrag führte bereits zu ersten Konsequenzen. Der Online-Händler About You, der zum Otto-Konzern gehört, teilte mit: „Das ZDF Magazin Royal Video hat uns erreicht und ist uns bekannt. Aktuell prüfen wir den Fall intern, um uns ein genaues Bild von dem Sachverhalt zu verschaffen.“

In einem ersten Schritt habe man Masken der Marke „Oderso“ offline genommen. Kliemann ist laut Impressum des Shops Geschäftsführer. Zudem teilte die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis mit, dass sie eine Auszeichnung aberkenne, die Kliemann 2020 erhalten habe.

Fynn Kliemann - schon länger Streit mit Jan Böhmermann

Fynn Kliemann ist Unternehmer, Webdesigner, Autor und Youtuber. Bekannt wurde er zunächst mit amateurhaften Heimwerkervideos, daraus entstand das sogenannte „Kliemannsland“, ein Hof zwischen Bremen und Hamburg, auf dem sich zahlreiche Freiwillige  meist unentgeltlich für kreative Projekte zusammenfinden, die Kliemann vermarktet. Als Musiker veröffentlichte er mehrere Alben, die es an die Spitze der Charts schafften.

Für Schlagzeilen sorgte zudem sein „Hausboot“-Projekt. Zusammen mit dem Musiker Olli Schulz kaufte Kliemann das ehemalige Hausboot von Gunter Gabriel, das danach komplett neu aufgebaut werden musste. Die mehrteilige Dokumentation dazu wurde bei Netflix zu einem Erfolg.

Durch Kliemanns Zusammenarbeit mit Olli Schulz gibt es auch einen Berührungspunkt zu Jan Böhmermann, der mit Schulz seit Jahren den erfolgreichen Podcast „fest und flauschig“ betreibt. Böhmermann kritisiert das Geschäftsmodell von Kliemann schon länger, unter anderem persifliert er es regelmäßig mit Webvideos eines fiktiven „Böhmannsland“.