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Krise Hälfte der afghanischen Bevölkerung von akutem Hunger bedroht

Die Hungerkrise in Afghanistan spitzt sich dramatisch zu. Die Vereinten Nationen riefen zu dringender Hilfe auf, da sich das Land zu einer der größten Ernährungskrisen der Welt entwickle.

25.10.2021, 12:45
Ein Mitarbeiter eines Partners des Welternährungsprogramms WFP verteilt Nahrungsmitteln am Stadtrand. Die Rationen bestehen aus Weizenmehl, Erbsen, Öl und Salz für jede Familie.
Ein Mitarbeiter eines Partners des Welternährungsprogramms WFP verteilt Nahrungsmitteln am Stadtrand. Die Rationen bestehen aus Weizenmehl, Erbsen, Öl und Salz für jede Familie. Foto: picture alliance/dpa/World Food Programm WFP | Marco Di Lauro

Kabul/dpa - Mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes wird ab November nicht ausreichend zu essen haben, wie aus einem am Montag von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und
dem Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen veröffentlichten Bericht hervorgeht. Das sei eine Rekordzahl von 22,8 Millionen Menschen in dem Land mit geschätzt 37 Millionen Einwohnern.

Bereits im September und Oktober erlebten fast 19 Millionen Menschen in Afghanistan ein hohes Maß an akuter Ernährungsunsicherheit, ein Anstieg von fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, heißt es in dem Bericht weiter. Gründe für den Anstieg seien eine anhaltende Dürre, der Zusammenbruch öffentlicher Dienstleistungen, eine schwere Wirtschaftskrise und steigende Lebensmittelpreise in dem Land.

Afghanen gezwungen, zwischen Migration und Hunger zu wählen

Die Vereinten Nationen riefen zu dringender Hilfe auf, da sich das Land zu einer der größten Ernährungskrisen der Welt entwickle. Im
weltweiten Vergleich sei Afghanistan sowohl in absoluten als auch
in relativen Zahlen eines der Länder, in dem die meisten
Menschen von Hunger bedroht seien. "Es geht um Leben und Tod. Wir können nicht warten und zusehen, wie sich humanitäre Katastrophen vor unseren Augen entfalten – das ist inakzeptabel", kommentierte der FAO-Generaldirektor Qu Dongyu den Bericht.

David Beasly, Exekutivdirektor des WFP sagte, in diesem Winter seien Millionen Afghanen dazu gezwungen, zwischen Migration und Hunger zu wählen, wenn lebensrettende Hilfe nicht verstärkt und die Wirtschaft nicht wiederbelebt werden könne. "Wir befinden uns auf einem Countdown zur Katastrophe."

Der Bericht zeigt, dass erstmals auch die städtische Bevölkerung in ähnlichem Maße unter Hunger leidet wie ländliche Gebiete. Unter den Gefährdeten seien 3,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren, die bis Ende des Jahres an akuter Unterernährung leiden dürften.