Rechte Gewalt Vermummte greifen mit Fackeln Wohnprojekt in Cottbus an
Ein alternatives Wohnprojekt in Cottbus wird in der Nacht attackiert - mit Fackeln, Böllern und Parolen. Bewohner sprechen von einem gezielten Angriff Rechtsextremer.

Cottbus - Mehrere Angreifer haben ein alternatives Wohnprojekt in Cottbus mit Böllern und Fackeln angegriffen. Die Betroffenen sprachen von einem versuchten Brandanschlag Rechtsextremer in der Nacht zum Samstag.
Die fünf Angreifer sollen teils vermummt gewesen sein und verfassungsfeindliche Parolen gerufen haben, wie die Polizei am Nachmittag mitteilte. Bewohner des „Hausprojektes Zelle 79“ schilderten in einer eigenen Mitteilung, die Täter hätten außerdem Sturmhauben getragen.
Ermittlungen zu Gewalt mutmaßlicher Rechtsextremisten
Erst vor wenigen Tagen ging der Generalbundesanwalt nach Gewaltvorfällen gegen mutmaßliche Rechtsextremisten in Südbrandenburg und in anderen Bundesländern vor. Sie sollen einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle, der Gruppierung „Letzte Verteidigungswelle“, angehören. Im Oktober 2024 wurde nachts ein Kulturhaus im Altdöbern in Brand gesetzt, in Senftenberg wurde ein Brandanschlag auf eine Asylunterkunft geplant.
Zudem gab es vor einiger Zeit Gewaltvorfälle auch bei Jugendclubs in Senftenberg und Spremberg in Südbrandenburg. Auch das „Hausprojekt Zelle 79“ soll in Cottbus nach eigenen Angaben schon einmal im März angegriffen worden sein.
Polizei sucht nach Angreifern von Cottbus
Wie die Polizeidirektion Süd jetzt mitteilte, gelangten die Täter in der Nacht zum Samstag nicht in das Haus. Sie hätten jedoch die Eingangstür und die Fassade beschädigt. Die Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruch. Kriminaltechniker sicherten Spuren.
Die Polizei schreibt in ihrer Mitteilung: „Anwohner hatten dort etwa fünf dunkelgekleidete und teilweise vermummt auftretende Personen bemerkt, die pyrotechnische Erzeugnisse zündeten, darunter Böller sowie Leuchtfackeln, und verfassungsfeindliche Parolen riefen.“
Bei der Fahndung seien mehrere Menschen in der Umgebung kontrolliert worden. „Ein Tatverdacht gegen diese Personen hat sich jedoch nicht ergeben“, so die Polizeidirektion. Der Staatsschutz, der für politisch motivierte Straftaten zuständig ist, übernahm die Ermittlungen. Menschen wurden laut Polizei nicht verletzt.
Initiative spricht von „Einschüchterungsversuch“
Bewohner des Hauses schildern in einer Mitteilung, die Angreifer hätten versucht, die Haustür aufzubrechen. Es seien fünf pyrotechnische Fackeln in den Hinterhof und auf das Gebäude geworfen worden. Auch ein benachbartes Grundstück sei durch eine Fackel getroffen worden.
Die Sprecherin der „Initiative Sichere Orte Südbrandenburg“ sagte laut Mitteilung: „Es handelt sich um einen gezielten Einschüchterungsversuch durch organisierte rechte Strukturen. Das war kein jugendlicher Übermut - das war ein koordinierter Angriff mit politischer Botschaft.“
Das „Hausprojekt Zelle 79“ bezeichnet sich als ein „Freiraum“ für alternative Kultur, Bildung und selbstverwaltetes Wohnen in Cottbus. Es ging aus einer Hausbesetzung hervor.