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Ehemann beschuldigt Versehen oder Mord? Prozess um totgefahrene Frau

Mit Tempo 70 soll ein Mann seine getrennt lebende Ehefrau mit dem Auto erfasst haben. Für die Mutter von sieben Kindern kam jede Hilfe zu spät. War es Absicht - oder ein tragisches Versehen?

Von dpa Aktualisiert: 16.10.2025, 18:15
Blumen liegen am Tatort in Varel im Landkreis Friesland (Archivfoto). Der Prozess um einen mutmaßlich heimtückischen Mord mit einem Auto im Landkreis Friesland hat begonnen.
Blumen liegen am Tatort in Varel im Landkreis Friesland (Archivfoto). Der Prozess um einen mutmaßlich heimtückischen Mord mit einem Auto im Landkreis Friesland hat begonnen. Sina Schuldt/dpa

Oldenburg/Varel - Er soll aufs Gaspedal gegangen sein, seine Ehefrau mit dem Auto überfahren haben - und spricht zu Prozessauftakt von einem Versehen: Der Angeklagte hat vor dem Landgericht Oldenburg abgestritten, seine getrennt lebende Frau in Varel (Landkreis Friesland) absichtlich totgefahren zu haben. Die Staatsanwaltschaft sieht das anders und wirft dem 38-Jährigen unter anderem heimtückischen Mord vor. 

Mit Tempo 70 überfahren - Trennung als Motiv? 

Laut Anklage war die Frau am 12. Mai 2025 abends auf einem Gehweg unterwegs, als der Mann mit 70 Kilometern pro Stunde absichtlich auf sie zugefahren sein soll. Die 37-Jährige sei durch den Aufprall mehrere Meter durch die Luft geflogen und lebensgefährlich verletzt worden. Polizei und Rettungsdienst kamen zum Tatort, konnten der Frau aber nicht mehr helfen. Sie starb noch auf dem Gehweg. 

Die Polizei nahm den Angeklagten wenig später fest, er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Iraker die Trennung nicht verkraftet hat. Ein Gericht hatte dem Mann vor der Tat verboten, sich der 37-Jährigen zu nähern. 

Angeklagter: Unfall auf der Suche nach dem Handy 

Der Angeklagte widersprach zu Prozessbeginn. Er habe seine Frau auf dem Gehweg nicht erkannt, gab der Iraker nach Angaben einer Gerichtssprecherin an. Sein Handy sei ihm heruntergefallen. Beim Aufheben habe er das Lenkrad verrissen und sei versehentlich aufs Gas gekommen. 

Das Paar hatte sieben minderjährige Kinder, um die sich nun das Jugendamt kümmert. Vor Gericht sagte eine zehnjährige Tochter aus, die Öffentlichkeit war dabei ausgeschlossen. Außerdem wurden drei Zeugen und eine Integrationsbeauftragte gehört. Fünf weitere Prozesstage sind angesetzt, das Urteil wird am 9. Dezember erwartet.