Der Komiker verstarb am Montagabend im Alter von 87 Jahren Vicco von Bülow ist tot, doch Loriot lebt
Wer kennt ihn nicht, den Sketch vom Rentner Erwin Lindemann, der mit seiner Tochter und dem Papst in Wuppertal eine Herrenboutique eröffnen will. Geschaffen hat ihn Loriot alias Vicco von Bülow. Am Montagabend ist der große Komiker des deutschen Fernsehens im Alter von 87 Jahren am Starnberger See gestorben.
Ammerland/Berlin (dpa). Der Ernst des Lebens ist heiter wie die Kunst – von Loriot. Denn Komik hatte für ihn mit Irrtum im Alltag zu tun – oder mit grotesken Missverständnissen, womit Loriot so etwas wie ein "Karl Valentin des Cartoons und des deutschen Fernsehens" war. Der am Starnberger See und in Berlin lebende Preuße Vicco von Bülow wollte beweisen, dass die Deutschen wie alle anderen Nationen auch Humor haben – und wurde damit prompt einer der populärsten Deutschen. Am Montagabend starb Loriot 87-jährig in Ammerland am Starnberger See an Altersschwäche, wie der Diogenes Verlag mitteilte.
Vicco von Bülow, am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel geboren, Spross einer Offiziersfamilie, war von Hause aus ein pedantischer Bildungsbürger, der sich über seine eigene Gesellschaftsschicht lustig machen konnte – nicht gerade eine typisch deutsche Eigenschaft. Dabei hatte er allerdings auch gerne alles unter Kontrolle – so glich sich das wieder aus.
Loriot schrieb legendäre Männer-Frauen-Dialoge und schuf den vielleicht bekanntesten Rentner und Lottomillionär der Fernsehgeschichte – Erwin Lindemann (gespielt von Heinz Meier), der "seit 66 Jahren" Rentner ist und mit seiner Tochter und dem Papst in Wuppertal eine Herrenboutique eröffnen will. Auch "Wum und Wendelin" ist TV-Kult geworden. Und Sprüche aus Loriot-Sketchen wie "Hildegard, warum sagen Sie denn nichts?" oder "Wo laufen sie denn?", "Früher war mehr Lametta" und das knappe und doch alles umfassende "Ach was!?" sind längst zu geflügelten Worten in der deutschen Umgangssprache geworden.
Selbst als Filmregisseur brachte es Loriot, der seinen Künstlernamen Loriot nach der französischen Bezeichnung für das Wappentier der Bülows (den Pirol) wählte, zu Ruhm. Sein Kinodebüt "Ödipussi", in dem der ältliche Möbelverkäufer von seiner Mutter immer "Pussi" gerufen wird, war 1988 ein Riesenerfolg, übrigens am selben Abend in Ost- und West-Berlin in der damals noch geteilten Stadt uraufgeführt.
In den vergangenen Jahren hatte sich Loriot aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Man sah ihn zuletzt kaum noch mit einem seiner Möpse ("Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos") am Starnberger See oder um den Berliner Savignyplatz spazieren gehen. Die Augen machten nicht mehr mit. Während eines Interviews mit der Wochenzeitung "Zeit" wurde ihm einst die Frage gestellt, ob er das Gefühl verspüre, "dass man gehen soll, wenn es am schönsten ist?" In preußisch knapper Manier antwortete Vicco von Bülow: "Ja".
In Deutschland war die Betroffenheit über seinen Tod groß. Loriot habe den Deutschen das Lachen beigebracht, sagte etwa Bundespräsident Christian Wulff. Und der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, brachte es so auf den Punkt: "Vicco von Bülow ist tot, aber Loriot wird weiterleben." Meinung