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Geflügelpest in Brandenburg Vogelgrippe trifft Linum hart - Betriebe in Alarmstimmung

Die Kranich-Saison in Linum endet tragisch - mit massenhaft toten Tieren und fehlenden Touristen. Brandenburg kämpft mit der Vogelgrippe. Ein Ende der Krise ist für Geflügelbetriebe nicht in Sicht.

Von Monika Wendel, dpa Aktualisiert: 31.10.2025, 15:36
Agrarministerin Hanka Mittelstädt und ihr Staatssekretär Stephan Nikisch loben das Engagement der Helfer zur Bewältigung der Vogelgrippe bei Kranichen im Linumer Teichland.
Agrarministerin Hanka Mittelstädt und ihr Staatssekretär Stephan Nikisch loben das Engagement der Helfer zur Bewältigung der Vogelgrippe bei Kranichen im Linumer Teichland. Sören Stache/dpa

Linum - Es ist ein wenig makaber: Kraniche sind im Eldorado für Wildvögel im kleinen Dorf Linum derzeit eher ausgestopft in der „Storchenschmiede“ zu sehen. Jetzt, wo die Kranich-Saison dort endet, bleiben die Bilder im Gedächtnis: Wegen der Vogelgrippe wurden in diesem Herbst 2.220 tote Vögel eingesammelt und beseitigt - ein Kraftakt für die Helfer. 

Die Zahl dürfte laut Agrarministerium bis Ende der Woche auf 2.500 steigen. Dann soll das große Kranich-Sterben im Nordwesten Brandenburgs abgeflaut sein. 

In der Agrarbranche breitet sich die Vogelgrippe dagegen weiter aus. Mittlerweile sind Geflügelbetriebe in zehn Bundesländern erfasst. Die meisten Fälle gibt es nach aktuellen Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts in Niedersachsen (17), Brandenburg (8) und Mecklenburg-Vorpommern (6). 

„Gemeinsam stark“

„In der Krise sind wir gemeinsam stark“, sagt Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) bei ihrem Besuch in Linum am Donnerstag. Sie lobt den Zusammenhalt und das Engagement der Helfer, darunter etliche Ehrenamtliche.

Die Kranich-Rast mit Zehntausenden Wildvögeln ist in Linum normalerweise die wichtigste Saison, weil Touristen etwa aus dem rund 50 Kilometer entfernten Berlin und aus anderen Regionen anreisen. Der Ort sei derzeit aber nicht unbedingt „ein Reiseziel Top Ten“, meint eine Gemeinde-Vertreterin. 

Aus Berlin ist vor rund einem Jahr Fulvio Kudernatsch in die Region gezogen. Er wollte eigentlich beim jährlichen Kranich-Zählen des Naturschutzbundes Nabu helfen, machte dann aber beim Einsammeln der vielen Kranich-Kadaver mit. Das sei ein bisschen wie in einem Katastrophenfilm gewesen, sagt der 35-Jährige. 

Er und andere Einsatzkräfte auch vom Landesbetrieb Forst sowie Ranger und Landfrauen hätten die Krise gemeinsam gemeistert, sagt Agrarministerin Mittelstädt. Die Kranich-Funde gingen zurück, „sodass wir davon ausgehen können, dass sich das Seuchengeschehen in Richtung Süden verlagert“, sagt Agrarstaatssekretär Stephan Nickisch. 

Ministerin: Geflügelpest noch nicht vorbei

„Aber die Geflügelgrippe ist noch nicht vorbei“, sagt die Ministerin, die früher selbst Landwirtin war. Der Vogelzug der Kraniche nehme zwar ab, aber bei anderen Tierarten wie Wildgänsen, Enten und Schwänen setze er erst noch ein. „Das bedeutet, dass wir immer noch Obacht haben müssen.“

Die Agrarbranche ist wegen der Vogelgrippe in Alarmstimmung. „Jeder hofft, dass es ihn nicht trifft“, heißt es von einem Agrarunternehmen aus der Prignitz, das aber nicht gern über die Stimmung reden will. Erst am Mittwoch kam aus dem Landkreis die Hiobsbotschaft, dass es einen Gänse-Betrieb getroffen hat. Es müssen 15.500 Tiere getötet werden. 

Mit Stand Donnerstagmittag wurde die Vogelgrippe nach Angaben der Agrarministerin in sieben Geflügelbetrieben in Brandenburg nachgewiesen. Um die 155.000 Tiere mussten sterben. So schlimm war das Ausmaß bislang nur im Jahr 2016/2017. 

Am Nachmittag wurde dann der Befund bei einem Geflügelhalter im Landkreis Oder-Spree bestätigt. Es handle sich um 20 Hühner und 5 Gänse, die getötet worden seien, sagte ein Sprecher des Ministeriums auf Nachfrage. 

Eine FLI-Sprecherin betonte am Nachmittag, dass sich die Zahlen wegen der dynamischen Entwicklung in kurzer Zeit erhöhen könnten. Bundesweit wurden laut Behörde mehr als 525.000 Tiere getötet.

Verfügbarkeit frischer Gänse aus Brandenburg wird kleiner

Die Krise kommt zur Unzeit, da rund um den Martinstag am 11. November bis Weihnachten die Hochsaison für das Geschäft mit Gänsen und Enten bevorsteht. Frische Gänse und Enten, die aus Brandenburg stammen, können für den Festtagsbraten durchaus rarer werden. 

Bei der regionalen Verfügbarkeit von Geflügel aus dem Land Brandenburg werde es durchaus schwierig werden, sagte die Agrarministerin. „Ich will hier aber keine Panik und Hysterie verbreiten.“ Es werde stattdessen tiefgefrorene Ware geben, da Enten und Gänse wegen der Vogelgrippe vorzeitig geschlachtet worden seien, so die Ministerin. Bei Eiern soll es ihr zufolge keine spürbare Verknappung geben. „Wir sehen im Eierbereich jetzt keine wirkliche Marktverzerrung.“