Justiz Wachsende Aktenberge in Thüringens Staatsanwaltschaften
Die Zahl der offener und neu eingehender Verfahren in Thüringen wächst stetig. Der Justiz droht Überforderung, kritisiert der Richterbund. Was nun getan werden muss.

Berlin/Erfurt - Die Aktenberge in Thüringens Staatsanwaltschaften wachsen unaufhörlich: Die Anzahl offener Verfahren im Land liegt zur Jahresmitte bei 27.971, wie aus einer Umfrage der Deutschen Richterzeitung bei den Landesjustizministerien hervorgeht. Von 2021 bis 2024 ist die Menge offener Verfahren um 7.593 auf insgesamt 28.757 angestiegen - das entspricht einem Zuwachs um rund 36 Prozent.
Gleiches gilt auch für die Anzahl neuer Verfahren: Demnach sind bereits zur Jahresmitte 66.377 neue Verfahren bei den Thüringer Staatsanwaltschaften eingegangen. Im gesamten Jahr 2024 lag die Zahl den Angaben zufolge bei 139.499. Damit gab es auch hier einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent (+ 18.150).
Richterbund: Verfahrenseinstellungen nehmen zu
„Im Ergebnis ziehen sich viele Strafverfahren in die Länge und Verfahrenseinstellungen nehmen zu“, sagte Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes. Thüringen liegt hier im bundesweiten Trend.
Die Zahl der offenen Fälle habe zur Jahresmitte 2025 um rund 30.800 über dem bisherigen Rekordstand vom Jahresende 2024 gelegen. Das waren etwa 950.850 gewesen. Die Ermittler hätten im ersten Halbjahr dieses Jahres mehr als 2,7 Millionen neue Verfahren gegen namentlich bekannte Tatverdächtige registriert. Das liege auf dem Rekordniveau der Jahre 2023 und 2024, als es für die kompletten Jahre jeweils rund 5,5 Millionen Neuzugänge gewesen waren.
Anlässlich der Zahlen fordert der Deutsche Richterbund eine schnelle Zusage der Länder für neue Stellen in der Justiz. Erst dann könnten die von der Bundesregierung zugesagten 450 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln fließen.