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Zwei Dörfer bleiben evakuiert Waldbrand wütet bei Berlin - Feuerwehr kämpft an vier Orten

Rauch und Ruß des riesigen Waldbrandes in Brandenburg sind selbst in Berlin zu riechen. Dann dreht der Wind. Doch die Feuerwehrleute kämpfen weiter gegen den Fraß der Flammen.

24.08.2018, 21:31
Dietmar Woidke, Ministerpräsident von Brandenburg, spricht mit Feuerwehrleuten im Wald. Foto: Michael Kappeler
Dietmar Woidke, Ministerpräsident von Brandenburg, spricht mit Feuerwehrleuten im Wald. Foto: Michael Kappeler dpa

Treuenbrietzen (dpa) - Die Waldbrände in Brandenburg haben am Freitagabend noch immer auf 300 Hektar gewütet. Das berichtete die Polizei auf Twitter. Das Feuer nahe Treuenbrietzen 50 Kilometer südwestlich von Berlin ist den Behörden zufolge zwar eingedämmt, aber noch nicht unter Kontrolle.

Zeitweise durften die Einwohner der geräumten Dörfer Klausdorf und Tiefenbrunnen ihre Häuser betreten, um persönliche Sachen zu holen und ihre Tiere zu versorgen. Später prüften Polizei und Ordnungsamt, ob alle Menschen den Gefahrenbereich wieder verlassen hatten. Die beiden Dörfer in Brandenburg sollten bis mindestens Samstag evakuiert bleiben.

Die Einsatzkräfte kämpften nach Behördenangaben mit drei Brandherden rund um Treuenbrietzen und einem Feuer bei Jüterbog. "Die Lage ist noch nicht entspannt", sagte ein Sprecher des Brandenburger Innenministeriums. Es sei kein Regen in Sicht und der Wind frische auf.

Der Vize-Landrat von Potsdam-Mittelmark, Christian Stein (CDU), äußerte angesichts des gleichzeitigen Ausbruchs an drei Stellen bei Treuenbrietzen den Verdacht, der Brand könne gelegt worden sein. Aus dem Innenministerium hieß es jedoch, man habe keinerlei Erkenntnisse zur Brandursache. Es könne nichts ausgeschlossen werden.

Das Feuer hatte sich gut 50 Kilometer vor den Toren der Hauptstadt rasch ausgebreitet: Nach zunächst fünf Hektar Waldbrandgebiet stand zuletzt eine Fläche in Flammen, die 400 Fußballfeldern entsprach. Gleichzeitig wurden neue Feuer aus der Nachbargemeinde Jüterbog gemeldet. Nach Angaben der Stadtverwaltung standen dort mehrere Hektar Fläche auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in Flammen.

Eine Sprecherin des Landkreises Potsdam-Mittelmark sagte, sie rechne mit tagelangen Löscharbeiten rund um Treuenbrietzen. Die Glut reiche 40 bis 50 Zentimeter tief in den Waldboden. Die Bewohner der evakuierten Orte Klausdorf und Tiefenbrunnen sollen frühestens am Samstagvormittag nach Hause zurückkehren können. Die Häuser in den Dörfern konnten bislang vor den Flammen geschützt werden.

Der Ort Frohnsdorf war bereits am Freitagmittag wieder freigegeben worden. Um die 500 Menschen hatten ihre Häuser in den drei Dörfern südlich von Potsdam am Donnerstagabend verlassen müssen. Sie verbrachten die Nacht bei Bekannten und in einer Notunterkunft.

Das betroffene Areal ist den Behörden zufolge mehr als halb so groß wie die Schadensfläche der mehr als 400 vorhergehenden Brände im Land seit Jahresbeginn zusammengenommen. "Wir haben schon einige große Waldbrände in der Region gehabt. In dieser Dimension, wo es sich zwischen den Ortschaften bewegt, haben wir das noch nicht gehabt", sagte der Bürgermeister von Treuenbrietzen, Michael Knape.

Rund 600 Einsatzkräfte waren im Einsatz. Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg, die im Wald liegen, erschwerten die Löscharbeiten. Feuerwehrleute können sich nicht gefahrlos bewegen. "Wir kommen stellenweise nicht ran, nur von befahrbaren und geräumten Wegen", sagte ein Sprecher der Einsatzleitstelle. Die Kräfte sind daher auf Unterstützung aus der Luft angewiesen, etwa von Helikoptern. Unter anderem vom Technischen Hilfswerk (THW) kam die Forderung, dass Löschflugzeuge auch in Deutschland verfügbar sein sollten.

Das Feuer wirkte sich auch auf den Bahnverkehr aus. Betroffen sei die Strecke zwischen Wannsee und Jüterbog, teilte die Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) auf ihrer Internetseite mit. Demnach enden die Regionalbahnen des privaten Eisenbahnunternehmens bereits in Treuenbrietzen. Fahrgäste mussten auf Busse umsteigen. "Teilweise ist aber auch ein Ersatzverkehr nicht möglich, weil die Straßen gesperrt sind", sagte eine Unternehmenssprecherin am Freitag.

Südwestwind hatte die Rauchschwaden in der Nacht in die Hauptstadt hineingetragen. Die Bewohner sollten Fenster und Türen geschlossen halten, erklärte die Feuerwehr. Außerdem sollten Lüftungsanlagen kontrolliert werden. Am Freitagvormittag drehte sich der Wind allerdings und der Rauch zog aus der Stadt ab. Eine Sprecherin des DWD erklärte am Freitag, es könne in der Nacht zu Samstag aber erneut zu einer Rauchbelastung in Berlin kommen.

Mitteilung zu Evakuierung

Mitteilung ODEG

Munition im Wald erschwert in Brandenburg nicht nur die Löscharbeiten - sie kann auch Ursache von Bränden sein. Die Munition stammt aus dem Zweiten Weltkrieg. "Sie wurde insbesondere in den letzten Kriegstagen 1945 verschossen oder vergraben, damit sie nicht den Alliierten in die Hände fällt", sagte Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel. Schauplatz waren demnach insbesondere die Waldgebiete. Gerade die aktuell von Waldbränden betroffene Region um Treuenbrietzen sei damals ein sehr umkämpftes Gebiet gewesen.

Zu Bränden ohne Zutun des Menschen kann es kommen, wenn die Munition etwa durch Wind und Wasser wieder an die Oberfläche kommt, wie Engel erläutert. Es könne zu Bränden kommen, wenn phosphorhaltige Munition unter Sonneneinstrahlung mit Sauerstoff in Kontakt komme und leicht brennbares Material wie trockene Kiefernadeln vorhanden sei. Das sei aber keine Explosion, erläuterte Engel.

Im Boden der vom Feuer betroffenen Region stellt Munition aus dem Zweiten Weltkrieg eine zusätzliche Gefahr dar. Foto: Patrick Pleul
Im Boden der vom Feuer betroffenen Region stellt Munition aus dem Zweiten Weltkrieg eine zusätzliche Gefahr dar. Foto: Patrick Pleul
dpa-Zentralbild
Zwischen Frohnsdorf und Klausdorf in Brandenburg steigen Rauchwolken auf. Foto: Sascha Graf
Zwischen Frohnsdorf und Klausdorf in Brandenburg steigen Rauchwolken auf. Foto: Sascha Graf
dpa
Mit Atemschutzmaske kommt ein Feuerwehrmann aus einem brennenden Waldstück. Rund 300 Einsatzkräfte bekämpfen die Flammen. Foto: Patrick Pleul
Mit Atemschutzmaske kommt ein Feuerwehrmann aus einem brennenden Waldstück. Rund 300 Einsatzkräfte bekämpfen die Flammen. Foto: Patrick Pleul
dpa-Zentralbild
Die Rauchwolken des Waldbrandes treiben bis nach Berlin. Foto: Christian Pörschmann
Die Rauchwolken des Waldbrandes treiben bis nach Berlin. Foto: Christian Pörschmann
dpa
Ein brennender Wald nahe Klausdorf im Südwesten Brandenburgs. Foto: Patrick Pleul
Ein brennender Wald nahe Klausdorf im Südwesten Brandenburgs. Foto: Patrick Pleul
dpa-Zentralbild
Ein Wasserstrahl der Feuerwehr inmitten eines von Flammen erleuchteten Waldes. Foto: Patrick Pleul
Ein Wasserstrahl der Feuerwehr inmitten eines von Flammen erleuchteten Waldes. Foto: Patrick Pleul
dpa-Zentralbild