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Tarifverhandlungen Warnstreiks in sächsischen Brauereien dauern an

Die Gewerkschaft schäumt und sieht das Fass am Überlaufen. Die Arbeitgeber verweisen auf ein hohes Lohnniveau und sinkenden Bierabsatz. Der Arbeitskampf in einigen Brauereien geht weiter.

Von dpa 19.08.2025, 17:27
Die Warnstreiks in mehreren sächsischen Brauereien gehen auch in dieser Woche weiter (Symbolbild).
Die Warnstreiks in mehreren sächsischen Brauereien gehen auch in dieser Woche weiter (Symbolbild). Robert Michael/dpa

Dresden - Die Warnstreiks in mehreren sächsischen Brauereien dauern an. Man habe auf allen Streikversammlungen am Dienstag die Fortsetzung der Arbeitsniederlegungen für die gesamte Woche beschlossen, teilte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gastronomie (NGG) mit. Die Lieferfähigkeit in den betroffenen Brauereien sei bereits stark eingeschränkt oder gehe „gegen null“. Mit jedem Streiktag wachse die Zahl der Märkte und Kneipen, die „auf dem Trockenen sitzen bleiben“. 

Gewerkschaft droht mit weiterer Streikwoche 

Die Gewerkschaft gab der Arbeitgeberseite die Schuld für die Eskalation. „Bisher ist leider keine Verständigung gelungen. Immer noch soll der Osten ausgebremst werden. Aber die Zeit ist vorbei, in der die Beschäftigten das hinnehmen“, erklärte Verhandlungsführer Uwe Ledwig. Man wolle weiterkämpfen und habe noch einen langen Atem. Die Arbeitgeberseite müssten ihre Blockade aufgeben. Sollte es kein Einlenken geben, drohte die NGG mit einer weiteren Streikwoche. 

Die Gewerkschaft NGG fordert sieben Prozent mehr Lohn. Das letzte Angebot des Arbeitgeberverbandes Nahrung und Genuss hat laut NGG im Jahresschnitt unter 3 Prozent gelegen. Nach Darstellung der Arbeitgeber war der Gewerkschaft dagegen zuletzt „deutlich über 5 Prozent mehr Lohn“ angeboten worden. Doch das habe die Gewerkschaft abgelehnt. Die Arbeitgeber warfen der NGG fehlende Verhandlungsbereitschaft vor. Zwei Runden waren bislang ergebnislos geblieben. 

Für sechs Betriebe wird aktuell ein Tarifvertrag verhandelt 

Nach Angaben der Arbeitgeber gibt es in Sachsen und Thüringen insgesamt 131 Brauereien. Nur sechs Prozent seien tarifgebunden. Für sechs Betriebe werde aktuell ein neuer Tarifvertrag verhandelt. Von Streiks sind bisher das Freiberger Brauhaus, die Radeberger Exportbierbrauerei, die Sternburg Brauerei, die Krostitzer Brauerei - alle Teil der Radeberger Gruppe - und die Wernesgrüner Brauerei betroffen, die zu Carlsberg Deutschland gehört. Am Montag hatten Beschäftigten der Köstritzer Schwarzbierbrauerei die Arbeit niedergelegt. 

Dass nun „ausgerechnet die wenigen Brauereien, die sich noch einer Tarifgemeinschaft und einem Flächentarif verpflichtet fühlen, bestreikt und empfindlich in ihrer Marktbearbeitung gestört werden“, entbehrt nach Empfinden der Radeberger Gruppe nicht „einer gewissen Ironie“. Wenn der Absatz auf dem sächsischen Biermarkt im ersten Halbjahr 2025 um mehr als sieben Prozent gesunken sei, könnten die Löhne nicht um sieben Prozent steigen, hieß es. 

Radeberger Brauerei sieht Streikauswirkungen gut abgefedert 

„Das sollte sich jedem auf den ersten Blick erschließen“, betonte Hendrik Wagner, Sprecher der Radeberger Gruppe. „Vielleicht hat sich auch deswegen nur ein begrenzter Teil unserer 250 Mitarbeitende umfassenden Belegschaft an den aktuellen Streiks beteiligt – ein Gros der Kolleginnen und Kollegen arbeitet auch in diesen Tagen.“ Auch deswegen könne man die Auswirkungen des Streiks bisher recht ordentlich abfedern. 

Der Arbeitgeberverband verwies darauf, dass die Tarifentgelte in der Brauwirtschaft über alle Branchen hinweg mit die höchsten sind. „Der Einstiegslohn eines Facharbeiters liegt heute schon bei über 4.000,00 Euro im Monat zuzüglich Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Zuschläge, Zulagen, Sachleistungen, betriebliche Altersversorgung und weiterer betrieblicher Leistungen“, hieß es. Die Tarifentgelte in Sachsen und Thüringen lägen zum Teil deutlich über Westniveau. 

Die Gewerkschaft NGG machte eine andere Rechnung auf. Viele Beschäftigte in Sachsen und Thüringen treibe um, dass sie über 30 Jahre nach der deutschen Einheit immer noch länger arbeiten für weniger Geld, betonte NGG-Verhandlungsführer Ledwig. Der Unterschied betrage immerhin mehr als 4.000 Euro im Jahr - ohne Zuschläge.