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Film Weißt du noch damals? Wie das Kino von Nostalgie profitiert

Fünf Millionen Menschen sahen sich „Das Kanu des Manitu“ an: Die erfolgreichsten Kinofilme des Jahres zeigen, dass Nostalgie funktioniert. Woran das liegt und welche Kultfigur jetzt zurückkehrt.

Von Julia Kilian und Sabrina Szameitat, dpa 29.12.2025, 07:00
Das Kino profitierte in diesem Jahr auch von Nostalgie. (Symbolfoto)
Das Kino profitierte in diesem Jahr auch von Nostalgie. (Symbolfoto) Christian Charisius/dpa

Berlin - Dass Nostalgie in deutschen Kinos funktioniert, zeigt sich bei den erfolgreichsten Filmen des Jahres. Allein fünf Millionen Menschen sahen „Das Kanu des Manitu“ - die Fortsetzung von Michael „Bully“ Herbigs Westernkomödie „Der Schuh des Manitu“. Gemessen an Besucherzahlen ist es der erfolgreichste deutsche Film seit Langem.

Erstmals seit acht Jahren ist damit voraussichtlich eine deutsche Produktion der meistgesehene Titel des Jahres, wie die Filmförderungsanstalt (FFA) unter Berufung auf einen Branchendienst berichtete. Die offiziellen Kinozahlen kommen erst in einigen Wochen.

Nicht das einzige Beispiel für Nostalgie. Mit „Stromberg - Wieder alles wie immer“ kehrte eine bekannte Filmfigur auf die Leinwand zurück und im nächsten Jahr gibt es ein weiteres Comeback. Dann kommt Hape Kerkeling als Horst Schlämmer zurück ins Kino.

Wie der Filmförderchef den Erfolg erklärt

„Der Erfolg von "Das Kanu des Manitu" hat aus meiner Sicht sicherlich auch mit Nostalgie zu tun“, sagt Peter Dinges, Vorstand der Filmförderungsanstalt in Berlin. „Nostalgie wird gerne auch mal abgewertet, aber hier ist das positiv gemeint.“ Das gelte auch für „Stromberg“.

Hinzu komme, dass Herbig per se eine Instanz sei, die die Menschen sehen wollen. „In Zeiten, in denen sich mit großer Leidenschaft über politische Korrektheit oder deren Fehlen aufgeregt wird, kam der Film mit einer Leichtigkeit um die Ecke, auf die viele Menschen offenbar Lust hatten.“

Dass „Das Kanu des Manitu“ keine zehn Millionen Besucher gehabt habe, sei nicht erstaunlich, die habe der erste Teil erreicht. „Aber seitdem sind fast 25 Jahre vergangen, und wer sich die Entwicklung des Kinobesuchs in dieser Zeit anschaut, wird merken, dass er sich halbiert hat.“

Wie sich die Ticketzahlen entwickeln

Während der Pandemie stand die Branche still, danach ging es wieder aufwärts. „Wir werden dieses Kinojahr mit 90 bis 95 Millionen verkauften Tickets abschließen und damit im Vergleich zu 2024 prozentual im Plus liegen“, erklärte Dinges. „Zwar werden wir nicht an die Besuchszahlen von 2023 herankommen, aber wir haben alle Chancen, dass 2025 das zweitbeste Kinojahr seit der Pandemie wird.“

Viele Besucherinnen und Besucher entschieden sich für „Ein Minecraft Film“ (3,5 Millionen Besucher), die Neuverfilmung von „Lilo & Stitch“ (3,3 Millionen Besucher), „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ (2,5 Millionen Besucher) und den vierten Teil von „Die Schule der magischen Tiere“ (2,9 Millionen Besucher zum Stand Mitte Dezember).

Warum Produzenten auf Fortsetzungen setzen

„Die nackte Kanone“ kehrte in diesem Jahr ebenso ins Kino zurück wie der Pumuckl mit „Pumuckl und das große Missverständnis“. Im Dezember startete auch der neue Teil der „Avatar“-Reihe: „Avatar: Fire & Ash“ hatte schon kurz nach dem Kinostart mehr als eine Million Besucher. Auch von „Der Medicus“ gibt es nun einen zweiten Teil.

Dinges erklärt sich die vielen Fortsetzungen damit, dass sie für Produktionsfirmen Sicherheiten bedeuten. „Es ist einfach eine sichere Bank“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Mit Sequels könnten sowohl große Hollywoodstudios als auch deutsche Produktionsunternehmen Filme herausbringen, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erfolgreich liefen und Einnahmen machten. Damit sei dann vielleicht auch Geld da, um wieder ein Risiko einzugehen. „Denn die Stimmung in der Branche war im letzten Jahr nicht gut. Und die filmpolitische Verunsicherung war stark.“

„In Deutschland regiert die schlechte Laune“

Auch im neuen Jahr kehren bekannte Filme zurück, etwa mit „Der Teufel trägt Prada 2“. Im deutschen Kino bringt Hape Kerkeling seine Kultfigur Horst Schlämmer zurück. Nach der Politsatire „Horst Schlämmer – Isch kandidiere!“ kommt 2026 nun „Horst Schlämmer sucht das Glück“.

Im Trailer wird Schlämmer erstmal getadelt, weil er das Aussehen einer Frau kommentiert („Das macht man nicht mehr, Horst“) und dreht sich dann in die Kamera. „Liebe Menschen da draußen“, sagt er, „die Lage ist dramatisch. In Deutschland regiert die schlechte Laune. Früher hatte ich Rücken. Jetzt hat ganz Deutschland Rücken - und zwar im Gesicht.“ Er sei nun auf der Suche nach dem Glück und er glaube, das werde großes Kino.