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Zwischen Rache und Diplomatie Iran: Ermordeter Atomphysiker in Teheran beigesetzt

Nach Bidens Sieg gab es im Iran Hoffnungen auf eine Annäherung an den Erzfeind USA. Der Anschlag auf einen Physiker könnte aber die Aussicht auf ruhigere Zeiten zunichte machen. Die Hardliner fordern Rache, Ruhani Diplomatie.

30.11.2020, 09:51
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Uncredited Iranian Defense Ministry

Teheran (dpa) - Der bei einem Anschlag getötete iranische Atomphysiker und Raketenexperte Mohsen Fachrisadeh ist am Montag in der Hauptstadt Teheran beigesetzt worden. Die Zeremonie wurde vom Staatsfernsehen direkt übertragen. Wegen der Corona-Krise durften nur Familienmitglieder des Physikers und hochrangige Generäle an der Beisetzung teilnehmen.

Der 63-jährige Fachrisadeh war am Freitag in einem Vorort Teherans erschossen worden. Die Täter wurden noch nicht identifiziert, aber die iranische Führung macht "hiesige Söldner" der USA und Israels für den Anschlag verantwortlich.

"Unsere Feinde wissen, dass kein Verbrechen im Iran unbeantwortet und unbestraft bleiben wird", sagte Verteidigungsminister Amir Hatami in der Trauerrede. Auch sollten die "Terroristen" wissen, dass der Märtyrertod im Iran eine Ehre sei. Der tödliche Anschlag werde den Fortschritt des iranischen Atomprogramms nicht stoppen, da Fachrisadehs Weg "noch konsequenter" von iranischen Wissenschaftler fortgesetzt werde.

Für die Ermordung des Atomphysikers fordern die Hardliner im Land Rache. Ihr Sprachrohr, die Tageszeitung "Kejhan", verlangt gar einen militärischen Angriff auf die israelische Hafenstadt Haifa. Präsident Hassan Ruhani jedoch warnt vor einer drastischen Reaktion, da die Attentäter genau dies bezwecken wollten, um einen neuen Konflikt mit dem Iran zu provozieren.

Auch Außenminister Mohammed Dschawad Sarif ließ in einem am Montag veröffentlichten Video-Interview des Nachrichtenportals Entechab mäßigende Worte verlauten. Der Iran wolle die Spannungen mit den USA unter einer Präsidentschaft Joe Bidens abbauen. "Wir wollen ja keine Freundschaft anfangen, sondern nur unnötige Spannungen und Feindseligkeiten abbauen", sagte Sarif. Eine Annäherung an die USA nach Bidens Amtsantritt sei im Interesse des Landes und Volkes. Parteipolitische Erwägungen sollten daher diese Annäherung auch nicht infrage stellen.

Er kenne Biden als Senator aus seiner Zeit als iranischer UN-Botschafter in New York (2002-2007) und habe ihn auch persönlich getroffen. "Biden ist seit den 1970ern in der amerikanischen Außenpolitik tätig und kennt sich darin weitaus besser aus als (US-Präsident Donald) Trump", sagte Sarif. Misstrauen und Differenzen zwischen den beiden Ländern werde es nach seiner Einschätzung auch unter Biden geben, aber weitaus weniger als unter Trump.

Sarif und Präsident Hassan Ruhani hoffen, dass Biden die USA zum Wiener Atomabkommen von 2015 zurückführt und die Sanktionen gegen den Iran aufhebt. Trump war 2018 nicht nur aus dem Atomdeal ausgestiegen, sondern hatte gegen auch drakonische Sanktionen gegen die Islamische Republik verhängt. Die führten in den vergangenen zwei Jahren zu der schlimmsten Wirtschaftskrise des ölreichen Landes. Die Corona-Pandemie in den letzten zehn Monaten hat die Krise weiter verschärft. Die Landeswährung Rial verlor die Hälfte ihres Wertes.

Beobachter sind sich einig, dass nur Verhandlungen mit dem neuen amerikanischen Präsidenten den Iran aus dieser Krise führen könnten. Am Freitag jedoch gab es einen tödlichen Anschlag auf den iranischen Kernphysiker Mohsen Fachrisadeh, für den Teheran "hiesige Söldner" der USA und Israels verantwortlich macht. Der Anschlag könnte zu neuen Spannungen zwischen Teheran und Washington führen und eventuelle Verhandlungen mit der Biden-Regierung erschweren. Die Hardliner im Iran fordern Rache und ihr Sprachrohr, die Tageszeitung "Kejhan", gar einen militärischen Angriff auf die israelische Hafenstadt Haifa.

© dpa-infocom, dpa:201130-99-514309/2

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Fars News Agency/AP