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US-Militärgerichtsverfahren gegen Bergdahl begonnen

Er verließ seine Einheit und wurde Gefangener der Taliban - jetzt muss Bowe Bergdahl in North Carolina in einem Militärgerichtsverfahren Farbe bekennen. Ob dieses die Fragezeichen hinter der Geschichte des US-Soldaten auflösen kann, ist jedoch fraglich.

23.12.2015, 06:58

Washington (dpa) - Die mysteriöse Geschichte des US-Soldaten Bowe Bergdahl wird seit Dienstag vor einem US-Militärgericht aufgearbeitet. Bergdahl hatte sich 2009 von seiner Einheit in Afghanistan entfernt und war wenig später in die Gefangenschaft der Taliban geraten.

Fünf Jahre später tauschte die US-Regierung ihn gegen fünf Taliban-Anführer aus, die im Gefangenlager Guantánamo inhaftiert gewesen waren.

Obwohl die Hintergründe, warum sich Bergdahl von seiner Einheit entfernt hatte, im Dunklen liegen ist die Anklage deutlich: Sie wirft dem heute 29-Jährigen Fahnenflucht und Feigheit vor dem Feind vor. Auf den letzteren Anklagepunkt, der auch vor US-Militärgerichten sehr selten ist, steht im Extremfall lebenslange Haft. Die Anklage kam überraschend, weil Untersuchungen innerhalb der Armee zunächst ergeben hatten, man könne Bergdahl ein volles Militärgerichtsverfahren und damit eine Haftstrafe ersparen.

Nach Angaben eines Armeesprechers beantwortete Bergdahl zum Prozessauftakt auf der Militärbasis Fort Bragg in North Carolina die Frage nach seiner Schuld nicht - er wolle sich jedoch später äußern. Konservative US-Politiker hatten ihm zuletzt öffentlich Verrat vorgeworfen.

Bergdahl selbst blieb vage bei den Aussagen über seine Motive, auch als er sich jüngst im Podcast Serial öffentlich zu den Vorgängen äußerte. Es wird öffentlich darüber spekuliert, dass sich Bergdahl zu einem anderen US-Stützpunkt durchschlagen wollte, um interne Missstände in seiner Einheit anzuprangern. Ich wollte sein wie Jason Bourne, sagte er selbst mit Hinweis auf den von Matt Damon verkörperten Actionhelden.

Auch Gerüchte über eine mögliche psychische Erkrankung Bergdahls machten die Runde. Kritik erntete Bergdahl unter anderem von den US-Soldaten, die unter Einsatz ihres Lebens zu seiner Rettung eingesetzt waren.