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Prävention Aufklärungsarbeit gegen Einbrecher

Der Regionalbereichsbeamte Karl-Heinz Fröhlich klärte Schermener Senioren darüber auf, wie sie sich vor Einbrüchen schützen können.

Von Christian Luckau 27.11.2018, 05:00

Schermen l „Jeder zweite Bundesbürger hat Angst Opfer eines Einbruchs zu werden“, beginnt der Regionalbereichsbeamte, Polizeihauptmeister Karl-Heinz Fröhlich, seinen Vortrag bei der Volkssolidaritätsortsgruppe Schermen. Dabei ist diese Angst, so Fröhlich weiter, durch einen psychologischen Effekt begründet. „Durch Mundpropaganda und stetiges Wiederholen einzelner Taten scheint die Häufigkeit von Einbrüchen gefühlt höher“, berichtet Fröhlich den Senioren und er hat dazu auch noch einen Hinweis: „Die Einbrüche gehen bei uns zurück. 2018 hatten wir bisher weniger Einbruchsdelikte, als noch 2017. Das hat auch etwas mit der Erhöhung des Strafmaßes zutun, welches seit 2017 gilt und eine Mindeststrafe von zwölf Monaten Freiheitsentzug für Einbruchsdelikte vorsieht.“

Auf der anderen Seite berichtet Fröhlich aber auch von international agierenden Tätergruppen, die als organisierte Banden auftreten. Dass diese und die meisten anderen Täter allerdings nicht kommen, wenn alle ruhig im Bett liegen und schlafen, auch das wollte Fröhlich festgestellt wissen. „Einbrüche in Wohnungen und Häuser werden zu 18 Prozent in der Zeit zwischen 16 Uhr und 18 Uhr durchgeführt. In Sachsen-Anhalt liegen die Tatzeiten zum Großteil zwischen 10 Uhr und 13 Uhr“, erklärt er den Senioren.

Warum dies so ist, auch dafür kennt der Polizist einen Grund. „Oftmals wird für kurze Wege die Wohnungstür nicht abgeschlossen, sondern nur die Tür ins Schloss fallen gelassen. Solche Türen sind leichter zu öffnen. Abschließen ist das A und O“, hieß es. Auch, weil die meisten Einbrecher nie gefasst und die anderen selten Schuldig gesprochen werden, fügt Fröhlich an.

„Wichtig für Einbrecher ist der leichte Einstieg in ein Objekt. Dieser Einstieg darf nicht länger als 30 Sekunden dauern, danach lassen die Täter meist von dem Versuch ab. Es gibt aber weitere Kriterien, die für Täter entscheidend sind“, verweist Fröhlich auf eine Folie, die er mittels Beamer an eine Leinwand projiziert hat. Demnach sind auch gepflegte Vorgärten ohne Zaun, teure Fahrzeuge, das Alter der Bewohner, Aufstiegshilfen wie Mülltonnen, große nach hinten gerichtete Glasfronten und sichthemmende Bauten, wie Hecken und Zäune, Kriterien, es mit dem Einbruch zu versuchen.

Immerhin 57,5 Prozent der bei einem Einbruch entwendeten Objekte sind Schmuck. Bei 48,7 Prozent handelt es sich um Bargeld und in 30 Prozent der Fälle um Kleinelektronik wie Tablets und Handys, heißt es in der Präsentation. Schnell rein, schnell raus.

„Fernseher werden heute nicht mehr davongetragen. Ist der Einbrecher erst wieder auf der Straße, hat er das Diebesgut nicht in einem auffälligen Rucksack, sondern in der Hosen- oder Jackentasche“, erklärt der Regionalbereichsbeamte den Senioren.

Damit ein Einbrecher es nicht all zu leicht hat, sollte also vor allem und zuallererst der Einbruchschutz entsprechend sein. Zeit ist der entscheidende Faktor. Deshalb rät Fröhlich den Senioren zu einem mechanischen Einbruchschutz. Dieser kann, so der Polizeihauptmeister, auch nachgerüstet werden. „Die Verwendung von Rollen- oder Flachzapfen in Türen und Fenstern wird heute nicht mehr empfohlen. Sogenannte Pilzköpfe, als Verriegelungen, die in die Laibung greifen, in Verbindung mit einer Fünffachverriegelung, werden heute verbaut“, macht Fröhlich den Senioren klar. Die wohnen, so weiß der Polizist, oftmals in Häusern, die in den 1990er Jahren saniert wurden. Was auch für Fenster und Türen gilt.

Fröhlich schätzt, dass eine einbruchsichere Tür um die 3000 bis 5000 Euro kostet, denn nicht jede neue Tür ist eine gute Tür. Auch hier gibt es Unterschiede. Deshalb wies Fröhlich die Senioren daraufhin sich lieber von einer Fachfirma beraten und die entsprechenden Elemente einbauen zu lassen „Hierzu hat die Polizei sogenannte Errichterlisten. Darauf sind speziell zertifizierte Fachfirmen zu finden, die auch Montagebescheinigungen für die Versicherungen ausstellen, wenn neue Fenster eingebaut oder alte nachgerüstet wurden“, macht Fröhlich deutlich. Vor allem macht er auf Standards aufmerksam, die auch in der Sicherheitsbranche gelten

So sagt der RC-Standard etwas über die Widerstandsklasse und Einbruchshemmung von Fenster, Türen und Gittern aus. „Die Polizei empfiehlt einen Mindeststandard von RC2“, so Fröhlich. Der wird als einbruchserschwerend bei der Verwendung von einfachem Werkzeug beschrieben. Elemente mit diesem Standard müssen einem Einbruchsversuch mindestens drei Minuten standhalten.

Damit hatte Fröhlich ein weiteres Feld aufgemacht. Dass nicht jede Tür auch vor Einbruch schützt, hatten die Senioren bereits erfahren. Dass aber auch andere Bereiche Einbrechern Zugang zu den eigenen vier Wänden ermöglichen, wollte der Polizeihauptmeister nicht unerwähnt lassen.

„Vor allem Brandschutztüren in Garagen, sind, wie Nebeneingangs- und Kellertüren, meist nicht einbruchshemmend. Zudem dürfen Brandschutztüren nicht verändert, also auch nicht nachträglich mit Querriegeln versehen werden“, erfuhren die Senioren. Selbst bei Vergitterungen an Kellerfenstern sollten bestimmte Maßnahmen ergriffen werden, damit ein Ausreißen oder Abschrauben unmöglich ist. Und: „Rollläden bieten keinen Einbruchschutz.“ Dafür plädierte Fröhlich für neue Zylinderschlösser mit Bohrmuldenschlüsseln, für einen Zylinderziehschutz an Türen, von außen abschließbare Querriegel und für abschließbare Fenstergriffe. Bei Grundstücken empfahl Fröhlich zudem Gegensprechanlagen mit Videofunktion, um vor allem Trickbetrüger gar nicht erst bis zur Haustür kommen zu lassen.

Wer sich selbst informieren und eine entsprechende Errichterliste einsehen möchte, der hat heute in Lostau dazu Gelegenheit. Der Infobus des Landeskriminalamtes wird in der Zeit von 11 Uhr bis 17 Uhr auf dem Nettoparkplatz Station machen. Die dortigen Fachberater geben sowohl über mechanischen als auch elektronischen Einbruchschutz Auskunft.

Der beste Schutz, und darauf machte Fröhlich bei den Senioren aufmerksam, ist aber eine gute Nachbarschaft. „Die Nachbarn wissen, wo wer hingehört“, meinte er.