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Steuererklärung Staat an Pflegekosten beteiligen

Experten haben die Leser-Fragen rund um das Thema Einkommensteuer im Telefonforum beantwortet.

Von Uwe Seidenfaden 24.04.2019, 01:01

Magdeburg l Volksstimme-Leser haben die Gelegenheit genutzt, Auskunft über die Abgabe einer Steuererklärung zu erhalten. Kathrin Jahn und  Matthias Böttger vom Steuerberaterverband Niedersachsen-Sachsen-Anhalt sowie Hagen Ackermann von der Hochschule Harz haben die Leserfragen beantwortet.

Ich möchte in diesem Jahr Baukindergeld beantragen. Welche Einkommensnachweise muss ich dafür vorlegen?
Für den Antrag im Jahr 2019 müssen die Einkommenssteuerbescheide von 2016 und 2017 eingereicht werden.

Ich bin seit Juni 2018 Witwer. Bisher machten die gemeinsamen Altersbezüge keine Steuererklärung nötig. Ändert sich daran etwas, nachdem ich jetzt einzeln veranlagt werde?
Das hängt davon ab, wie hoch die Einkünfte aus ihrer eigenen Rente und der Witwenrente sind. Für das Sterbejahr Ihrer Frau und das Folgejahr erkennt das Finanzamt das Splittingverfahren noch an. Zukünftig könnte es jedoch sein, dass Sie bei der dann folgenden Einzelveranlagung über der Bemessungsgrenze für die Abgabe einer Steuererklärung liegen.

Muss ich als alleinstehender Angestellter eine Einkommenssteuererklärung abgeben?
Grundsätzlich sind Angestellte nicht zur Abgabe einer Einkommenssteuererklärung verpflichtet, falls nicht andere Einkünfte hinzukommen.

Ich beziehe auch Einnahmen aus der Verpachtung von Ackerland. An welcher Stelle der Steuererklärung muss ich die Einnahmen ausweisen?
In der Anlage V der Steuerklärung.

Ich bin Arbeitnehmer und habe bislang keine Steuererklärung abgegeben. Im vergangenen Jahr habe ich eine Erbschaft angetreten und erziele somit zusätzliche Einkünfte aus Mieteinahmen. Sollte ich einen Steuerberater mit der Abgabe der Steuererklärung beauftragen?
Arbeitnehmer sind zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet, wenn neben dem Haupteinkommen weitere Einkünfte, beispielsweise aus Mieteinahmen, erzielt werden. Gleiches gilt für Einkünfte, die dem sogenannten Progressionsvorbehalt unterliegen. Dazu gehören Arbeitslosengeld ebenso wie Krankengeld, Elterngeld und Kurzarbeitergeld. Sie können sich beim Finanzamt und von Steuerberatern beraten lassen.

Seit ich vor einem Jahr einen neuen Job in Braunschweig angenommen habe, habe ich hohe Fahrkosten. Ab wann lohnt es sich für einen Arbeitnehmer, Ausgaben für Werbungskosten in der Steuererklärung einzutragen?
Das Finanzamt berücksichtigt bei dem zu versteuernden Einkommen automatisch 1000 Euro als Werbungskosten für beruflich veranlasste Kosten (zum Beispiel Fahrkosten zur Arbeit, Weiterbildungen, Fachliteratur). Bis zu dieser Höhe – dem Arbeitnehmer-Pauschbetrag – ist es nicht erforderlich, dass Sie die Anlage N in der Einkommenssteuererklärung ausfüllen. Erst wenn eine Entfernung zur ersten Tätigkeitsstätte ab 16 Kilometern bei 220 Arbeitstagen vorliegt, lohnt sich der Ansatz.

Wenn ich die Steuererklärung über das Internet mache, muss ich dann auch alle Quittungen mit einreichen?
Nein. Die Finanzverwaltung verzichtet auf die Einreichung von Belegen. Das betrifft auch Steuer- und Spendenbescheinigungen. Die Belege sind aber vorzuhalten und auf Verlangen dem Finanzamt vorzulegen.

Ich bin 81 Jahre und beziehe seit 16 Jahren Altersrente. Sie beträgt derzeit rund 15 000 Euro im Jahr. Hinzu kommt eine Unfallrente von 480 Euro monatlich. Ich frage mich, ob ich eine Steuererklärung abgeben muss. Bislang hat das Finanzamt mich dazu nicht aufgefordert.
Wenn Sie bereits seit 16 Jahren Rente beziehen, sind die bei Renteneintritt festgesetzten 50 Prozent der Alterseinkünfte weiterhin steuerfrei. Die Rentenanpassungsbeträge könnten jedoch zur Steuerpflicht führen. Steuerabgabepflichtig sind Sie als Rentner, wenn Sie über dem aktuellen Grundfreibetrag von 2018 liegen. Er beträgt für Einzelpersonen 9000 Euro. Mit ihrer Altersrente liegen Sie unter dem steuerpflichtigen Teil. Die Rente aus der Unfallversicherung ist steuerfrei.

Ich bin seit einem Jahr Rentner. Wie viel meiner Rente ist steuerfrei?
Der Rentenfreibetrag für Erstrentner im Jahr 2018 liegt bei 24 Prozent. Dieser Betrag wird für die Folgejahre festgeschrieben. Darüber liegende Einkünfte und künftige Rentenerhöhungen sind steuerpflichtig.

Seit 2005 wird der steuerpflichtige Rentenanteil für Neurentner erhöht. Auch für diese sogenannten Bestandsrentner steigen die Steuerabgaben als Folge von Rentenerhöhungen. Warum kann das Finanzamt nicht die zur Steuererklärungs-Abgabe verpflichteten Rentner direkt anschreiben? So aber habe ich immer das Gefühl, etwas Unrechtes zu tun, wenn ich keine Steuererklärung abgebe.
Mit der Steuererklärungspflicht geht nicht automatisch eine Steuerpflicht einher, denn vom Gesamtbetrag der Einkünfte sind vor allem noch die Sonderausgeben (Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge) abzuziehen. Zudem können noch außergewöhnliche Belastungen und haushaltsnahe Dienstleistungen geltend gemacht werden. In der Praxis fordert Sie die Finanzverwaltung daher vor allem dann zur Abgabe einer Steuererklärung auf, wenn tatsächlich mit einer Steuerlast zu rechnen ist. Einen Anhaltspunkt dafür liefert die Rente, die nach Abzug der Sonderausgaben mit ihrem steuerpflichtigen Anteil den Grundfreibetrag übersteigt.

Wie hoch ist die Werbungskostenpauschale für Altersrentner, die das Finanzamt automatisch berücksichtigt?
Bei Altersrentnern berücksichtigt der Fiskus automatisch eine Werbungskostenpauschale von 102 Euro. Sie wird automatisch vom steuerpflichtigen Einkommen abgezogen. Darüber hinaus gehende Kosten, zum Beispiel für Krankheitskosten und haushaltsnahe Dienstleistungen, können in der Steuererklärung angegeben werden. Auch für Rentner gilt, alle Quittungen für Nachfragen des Finanzamtes gut aufzubewahren.

Im September vergangenen Jahren sind meine Frau und ich aus beruflichen Gründen nach Magdeburg umgezogen, wodurch wir kürzere berufliche Fahrzeiten haben. Können wir die Umzugskostenpauschale geltend machen?
Wenn sich ihre beruflichen Fahrzeiten zwischen Arbeits- und Wohnort verkürzen, können Ehepaare in der Steuererklärung pauschal 1573 Euro geltend machen. Für Ledige gilt eine Pauschale von 787 Euro. Zusätzlich zur Pauschale können Sie unter anderem auch Fahrten zu Wohnungsbesichtigungen, Maklergebühren, den Transport der Kisten und Möbel sowie eine doppelte Miete steuerlich geltend machen. Diese Ausgaben müssen Sie aber mit Quittungen belegen können.

Ich bin alleinstehender Rentner und möchte gerne eine Haushaltshilfe beschäftigen. Wie kann das in der Steuererklärung berücksichtigt werden?
Das hängt davon ab, ob Sie die Haushaltshilfe in einem Mini-Job oder sozialversicherungspflichtig anstellen. Wenn Sie die Haushaltshilfe in einem Mini-Job beschäftigen, können Sie 20 Prozent der Ausgaben (maximal 510 Euro jährlich) steuermindernd geltend machen. Im Fall einer sozialversicherungspflichtigen Anstellung können Sie hierfür 20 Prozent der Kosten (maximal 4000 Euro im Jahr) geltend machen. Die Beschäftigung im Rahmen eines 450-Euro-Jobs müssen Sie bei der Minijob-Zentrale anmelden.

Unser Hausdach muss neu gedeckt werden. Wie können wir den Fiskus an den Kosten für die Renovierung unseres Eigenheimes beteiligen?
Von den Ausgaben für Handwerkerleistungen können Sie 20 Prozent (maximal 1200 bei der Bemessungsgrundlage von 6000 Euro) geltend machen. Die Materialkosten wirken nicht steuersenkend. Um die Zahlungen zu belegen, benötigen Steuerzahler einen Bankbeleg – eine Barzahlung wird das Finanzamt nicht anerkennen.

Meine Mutter ist wegen einer schweren Demenz seit einem Jahr in einem Pflegeheim. Die Betreuungs- und Unterbringungskosten übersteigen ihre kleine Rente. Deshalb trage ich zu ihrem Haushalt finanziell bei. Kann ich die Unterhaltskosten als außergewöhnliche Belastungen von meiner Steuererklärung ansetzen?
Die Grundsätze für den Ansatz von Pflegekosten als außergewöhnliche Belastungen oder als Steuerermäßigung gelten auch, wenn ein Angehöriger die Kosten trägt. Oftmals müssen die Kosten von den Kindern getragen werden, da das eigene Einkommen der zu pflegenden Personen zur Deckung nicht ausreicht. Diese Kosten sind grundsätzlich steuerlich absetzbar und zwar bei demjenigen, der sie getragen hat.