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Gesundheit Bewegung tut in jedem Alter gut

Wer rastet, der rostet, heißt es im Volksmund. Inaktivität schadet Körper und Geist. So kommt mehr Bewegung und Freude in den Alltag zurück.

Von Uwe Seidenfaden 14.06.2020, 07:00

Magdeburg l „No Sports“: Mit diesen Worten zitieren eingeschworene Bewegungsmuffel gerne den ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill.

Diese kurze Antwort soll Churchill einem Reporter auf die Frage gegeben haben, wie er alt werden konnte, wenn er regelmäßig Zigarren raucht, Whisky trinkt und körperlich sehr beleibt ist. Churchill starb erst mit 91 Jahren. Authentisch belegt ist das genannte Zitat Churchills zwar nicht: Sicher ist aber, dass er in seinen jungen Jahren sportlich sehr aktiv war, unter anderem als Fechter, Reiter und Polospieler. Davon könnte der Staatsmann bis zum Lebensende profitiert haben.

Wahrscheinlich werden bereits in der Kindheit und Jugend die entscheidenden Weichen für die spätere Gesundheit eines Menschen gestellt. Dazu können Eltern und Kitas durch eine ausgewogene, kalorienbewusste Ernährung, gemeinsame Spiele und Förderung des natürlichen Bewegungsdrangs von Kindern viel beitragen. Schlecht wäre es hingegen, Kinder bereits im Vorschulalter mit Computerspielen abzulenken und ruhig zustellen.

Die Folgen solcher Fehlentwicklungen sind leider schon bei heutigen Kindern und Jugendlichen zu erkennen. Jedes siebte Kind in Deutschland ist zu dick und bewegt sich zu wenig, so Studien des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Ohne Gegensteuerung drohen ihnen zukünftig Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Arterienverkalkung und Fettstoffwechselstörungen.

Nach einer vor zwei Jahren im Medizinjournal „The Lancet“ veröffentlichten Untersuchung im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO, bewegen sich in Deutschland 42,2 Prozent aller Menschen nicht ausreichend. Im Durchschnitt bringen sie es auf weniger als 75 Minuten Sport pro Woche.

Qualitativ ähnliche Ergebnisse liefern mehrere Umfragen deutscher Krankenkassen und Institute. Danach treiben fast zwei Drittel der Bundesbürger keinen Sport. Das betrifft alle Bevölkerungs-, Alters- und Berufsgruppen.

Inaktivität erhöht die Risiken für zahlreiche Volkserkrankungen inklusive Demenzen und bösartiger Krebserkrankungen. Wer sich weniger als rund zweieinhalb Stunden pro Woche bei moderater Belastung bewegt, hat bereits ein erhöhtes Gesundheitsrisiko, ergaben multizentrische Studien.

Hingegen fördern körperliche Aktivitäten neben der körperlichen auch die psychische Gesundheit. Sie heben die Stimmung und verbessern Gedächtnisleistungen im Alter, wie unter anderem die Studien des Deutschen Zentrums für neurodegenerative Erkrankungen und der Fakultät für Sportmedizin an der Universität Magdeburg zeigen. Schon mit etwa einer halben Stunde Sport pro Tag kann jeder Mensch etwas für seine Gesundheit tun – oder wie es Gustav-Adolf Schur, Radsportlegende und Ehrenpräsident des Landesportbundes Sachsen-Anhalt, sagt: „Der Mensch bewegt sich nicht weniger, weil er alt wird. Er wird alt, weil er sich weniger bewegt.“

Sport und Bewegung sind in jedem Alter wichtig, um gesund und fit zu bleiben. Statistisch nehmen die sportlichen Aktivitäten meist ab den 30er und 40er Jahren ab, weil Beruf und Familie mehr Zeit beanspruchen. Um nach längerer Pause und im Alter von über 40 Jahren wieder mit dem Sport zu beginnen, empfehlen Ärzte wie Prof. Hendrik Schmidt, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Diabetologie am Klinikum Magdeburg, zuvor einige grundlegende medizinische Untersuchungen.

Besonders Männer im fortgeschrittenen Alter neigen nämlich dazu, sich nach längerer Pause zu überlasten. Und Fittnesswerbung getreu dem Motto „Gib alles, was du hast, power dich richtig aus“ kann langjährigen Stubenhockern, die eventuell bereits unentdeckte Gefäßschäden haben, durchaus auch schaden.

Ein erstes Ziel für Wiedereinsteiger kann sein, etwas mehr Bewegung im Alltag einzuplanen. Statt mit dem eigenen Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann man kürzere Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen.

Und statt des Aufzugs bietet sich die Treppe zum alltäglichen Training an. Treppensteigen bietet zugleich Vorteile hinsichtlich des Corona-Infektionsrisikos, weil es leichter als im Fahrstuhl ist, die Abstandsregel mit mindestens 1,5 Meter einzuhalten.

Ein Ziel für sportliche Wiedereinsteiger können halbstündliche Übungen sein, zum Beispiel zügiges Gehen, Joggen oder Laufen. Wer übergewichtig ist oder Probleme mit den Gelenken hat, der kann sich mit Fahrradfahren, Gymnastik oder Schwimmen fit halten. Und wer am liebsten Mannschaftssportarten betreiben will, der trainiert in Corona-Zeiten, in denen Freizeitsport in größeren Gruppen nicht möglich ist, zunächst am besten allein seine Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit, bevor es dann später wieder gemeinsam auf das Spielfeld geht.

Ausdauertraining, unterbrochen von Erholungspausen, wirkt positiv auf die Elastizität der Gefäße. Und gegen die im Alter auch nicht seltenen Erkrankungen der Gelenke und Unsicherheiten im Gang kann gezieltes Kraft- und Muskeltraining helfen. Generell empfehlenswert sind Übungen, die gleichzeitig viele Muskelgruppen stärken.

Wer eine gewisse Grundkondition erreicht hat, traut sich bald mehr zu. Bei vielen Sporttreibenden stellt sich ein besseres Gefühl ein, vorausgesetzt, man hat das individuell richtige Trainingsprogramm und seinen Lieblingssport gefunden. Generell gilt das Motto: Es ist nie zu spät, anzufangen.