1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Krebsrisiko lässt sich senken

Weltkrebstag Krebsrisiko lässt sich senken

Vor Krebs fürchten sich die Deutschen wie vor keiner anderen Krankheit. Doch das Risiko lässt sich durch den Lebensstil oft verringern.

Von Sandra Cartolano 04.02.2016, 06:44

Heidelberg (dpa) l Rund 500.000 Menschen in Deutschland erhalten jedes Jahr die gefürchtete Diagnose: Krebs. Häufig ist es Schicksal. Doch der Lebensstil kann das Krebsrisiko erheblich beeinflussen, wie Experten anlässlich des heutigen Weltkrebstages betonen. So wären bis zu 50 Prozent aller bösartigen Tumore vermeidbar, sagen viele Forscher.

„Das Schicksal spielt natürlich eine Rolle, aber man kann es stark beeinflussen“, sagt der Leiter der Abteilung Epidemiologie von Krebserkrankungen am Deutschen Krebsforschungs- zentrum (DKFZ) in Heidelberg, Rudolf Kaaks.

Rauchen sei bundesweit für etwa jeden fünften Krebsfall verantwortlich, warnt Kaaks. Bei Lungen-, Rachen-, Speiseröhren- und Blasenkrebs sei der Anteil sogar noch viel höher. Hinzu komme, dass Lungenkrebs sehr oft tödlich ende. Auch der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, Johannes Bruns, warnt vor den Folgen des Tabakkonsums: Es gebe relativ wenige Möglichkeiten, Krebs wirkungsvoll vorzubeugen – und nicht zu rauchen sei eine davon.

Der Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebs ist laut Kaaks seit Jahren belegt. Nach vorsichtigen Schätzungen könnten darauf mindestens fünf bis sechs Prozent aller Krebsfälle zurückgeführt werden. Dabei gelte nicht nur Fettleibigkeit als Risikofaktor – auch an sich schlanke Menschen mit viel Bauchfett hätten ein erhöhtes Risiko. Bruns sagt zwar, das Gewicht könne ein Risikofaktor für Krebs sein, aber niemand könne sagen, um wie viel das Risiko ab einem bestimmten Gewicht steige.

Falsche Ernährung spielt Kaaks zufolge bei bis zu zehn Prozent aller Krebsfälle eine Rolle. Es gibt auch Lebensmittel, die etwas vor Krebs schützen. Am besten belegt und am stärksten ausgeprägt seien die schädliche Wirkung von rotem Fleisch und die schützende Wirkung von Ballaststoffen, sagt Kaaks. Dass Gemüse und Obst das Krebsrisiko stark senken, habe sich jedoch nicht bestätigt. Für Aufsehen sorgte eine Warnung der Weltgsundheitsorganisation (WHO): Wer viel verarbeitetes Fleisch – etwa Würstchen oder Schinken - esse, erhöhe sein Darmkrebsrisiko. Allerdings betont Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke: „Man kann jedes Fleisch bedenkenlos essen. Es kommt aber auf die Menge an.“.

Körperliche Aktivität senkt das Risiko für Darm- und Brustkrebs. Der Fachgebietsleiter des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut, Klaus Kraywinkel, schätzt, dass mindestens jeder fünfte Krebsfall auf Bewegungsmangel, Übergewicht und/oder ungesunde Ernährung zurückzuführen ist. „Aber kein Mensch sollte glauben, vor Krebs gefeit zu sein, nur weil er jedes Jahr den Berlin-Marathon läuft“, sagt Bruns.

Vier bis fünf Prozent aller Krebsfälle sind laut Kaaks auf Alkohol zurückzuführen. Vor allem die Kombination von Alkohol und Rauchen sei gefährlich, warnt er. Bruns ist überzeugt, dass bei Alkohol die Dosis das Gift macht. Die Schwelle dafür sei von Mensch zu Mensch sehr verschieden.

UV-Strahlung: Sonnenbrände seien der Hauptrisikofaktor für schwarzen Hautkrebs – 90 Prozent aller Melanome gingen vermutlich darauf zurück, warnt Kaaks. „Kinder und Menschen mit heller Haut und roten Haaren brauchten besonderen Schutz. „Aber man muss nicht so weit gehen, dass man bei Sonnenschein im Keller sitzt und nur abends rausgeht.“ Schließlich sei Sonnenlicht wichtig für die Versorgung mit Vitamin D, das für Gesundheit und Psyche bedeutsam sei.

Infektionen: Bei manchen Krebsarten spielen Viren und Bakterien eine gravierende Rolle. So seien HPV-Infektionen (Humane Papillomviren sind die häufigsten sexuell übertragenen Viren der Welt/d. R.). für alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich, sagt Kaaks. Dagegen gebe es eine Impfung. Kraywinkel geht davon aus, dass in Deutschland bei fünf bis zehn Prozent der Krebserkrankungen chronische Infektionen eine Rolle spielen. Zu den bekanntesten Erregern zählen das Hepatitis-B- und -C-Virus sowie das Bakterium Helicobacter pylori.

Gesetzliche Vorsorgeuntersuchungen seien neben dem Verzicht aufs Rauchen die wichtigsten Maßnahmen zur Krebsvorbeugung, sagt Bruns. Bei einer Darmspiegelung etwa ließen sich schon Krebsvorstufen erkennen und entfernen. Dadurch könne Darmkrebs gar nicht erst entstehen. Ähnliche Effekte gebe es etwa beim Hautkrebs-Screening und beim Pap-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Und selbst wenn Krebs bereits entstanden sei, könne er durch solche Untersuchungen oft frühzeitig entdeckt werden.