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Diabetes Ab 40 den Langzeitzucker kontrollieren

Täglich gibt es in Deutschland über 800 neue Diabetes-Patienten. Die Krankheit war Thema auf dem Medizinischen Sonntag in Magdeburg.

Von Uwe Seidenfaden 27.11.2017, 00:01

Magdeburg l Bei der Zahl der Diabetiker ist Sachsen-Anhalt Spitzenreiter. Fast 15 Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Begünstigt wird die Entstehung meist durch Bewegungsmangel in Kombination mit einer zu kalorienreichen Ernährung, sagte die Diabetes-Fachärztin Dr. Silke Klose, Oberärztin an der Uniklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie. „Die Stoffwechselstörung kann aber durchaus auch bei normalgewichtigen Menschen auftreten“, so Klinikdirektor Prof. Dr. Peter Mertens. Das gilt besonders für Menschen, deren nahe Familienangehörige (z. B. Eltern, Geschwister, Großeltern) ebenfalls Diabetiker sind oder es zu Lebzeiten waren.

Da Diabetes in den ersten fünf bis zehn Jahren oftmals ohne spürbare Symptome verläuft, empfehlen die Ärzte allen Frauen und Männern – und insbesondere den Menschen mit Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes-Auffälligkeiten im nahen Familienumfeld –, etwa ab dem 40. Lebensjahr beim Hausarzt den Langzeitzuckerwert HbA1c kontrollieren zu lassen. Er sollte möglichst unter 6,5 Prozent liegen.

Infografik: Diabetes nimmt weltweit zu | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Diabetes, der nicht oder nur unzureichend behandelt wird, kann zu schweren Folgeschäden an den Blutgefäßen und Nervenbahnen führen. Das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall ist durch Diabetes zwei- bis dreimal höher. Außerdem werden als Folge des Diabetes in Deutschland etwa 40.000 Beine, Füße oder Zehen amputiert. Über die Zusammenhänge informierte Professor Mertens sehr anschaulich in Bildern, anonymen Patientenberichten aus der Praxis und mit kleinen Demonstrationen für das Publikum.

Professor Mertens stellte eine technische Neuentwicklung vor, die am Uniklinikum zusammen mit Magdeburger Software-Entwicklern und Schuhmachermeistern entstand: eine „intelligente“ Einlegesohle, die Diabetiker rechtzeitig vor der Entstehung von Druckgeschwüren und offenen Wunden warnt. Die Hoffnung der Mediziner ist, damit künftig mehr Amputationen zu vermeiden. Die Vorteile soll eine zweijährige Studie beweisen. Dafür suchen die Ärzte noch Teilnehmer, die die Einlegesohle im Schuh testen wollen. Interessenten können sich melden unter der Rufnummer: (0391) 6721745, E-Mail: isabell.walter@med.ovgu.de.

Oberärztin Dr. Klose berichtete mit vielen praktischen Beispielen, wie Patienten mit der richtigen Ernährung und mit Bewegung ihre Zuckerwerte unter Kontrolle halten können. Dazu zählen insbesondere viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte sowie ungesüßte, nichtalkoholische Getränke. Medikamente sollten nur ergänzend eingesetzt werden. In jüngster Zeit hat es einige Veränderungen bei den eingesetzten Medikamentengruppen gegeben, über die Prof. Mertens berichtete. Noch neu sind sogenannte Gliflozine, die durch vermehrte Zuckerausscheidung über den Urin wahrscheinlich schützende Wirkungen auf Herz und Niere haben.

Wegen der Fülle der Informationen lohnt es diesmal besonders, die Vorträge auch im Internet anzusehen.