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Gesunde Zähne Von der Zahnbürste zur Zahnbehandlung

Leserfragen zur Vorbeugung von Krankheiten im Mund beantworteten Fachärzte aus Magdeburg und Dessau in einem Telefonforum der Volksstimme.

Von Gudrun Oelze 12.04.2016, 23:01

Meine Tochter reinigt bei ihrem Einjährigen schon die ersten Zähnchen und bei der Fünfjährigen putzt sie noch einmal hinterher. Ist das nicht etwas übertrieben?

Wir empfehlen, ab dem ersten (Milch)zahn regelmäßig zu putzen, zum Beispiel mit einer speziellen Kinderzahnbürste oder auch einem Wattestäbchen sowie einer erbsengroßen Portion Kinderzahnpasta. Die Eltern haben eine große Vorbildwirkung, darum ruhig als Familie nach dem gemeinsamen Essen zur gemeinsamen Mundhygiene ins Bad gehen. Und wie es Ihre Tochter macht – elterliches Nachputzen ist im Interesse gesunder Kinderzähne empfehlenswert.

Was ist effektiver, die elektrische oder die Handzahnbürste?

Ob „von Hand“ oder „elektrisch“, bleibt der jeweils individuellen Vorliebe überlassen. Wichtig ist in jedem Fall, sämtliche Flächen der Zähne zweimal täglich gründlich zu bürsten und dabei keinen Zahn zu vergessen. Elektrische Bürsten sind für viele komfortabler und besser zu handhaben. Für die Reinigung der Zahnzwischenräume gibt es spezielle Hilfsmittel, ebenso für die Zungenreinigung. 

Beim Nachbarskind fallen mir seine schwarz verfärbten kleinen Schneidezähne auf. Was kann es damit auf sich haben?

Leider ist dies kein Einzelfall, sondern deutschlandweit bei etwa 15 Prozent der Kinder bis zu drei Jahren zu beobachten. Dabei handelt es sich um die sogenannte frühkindliche Karies, die inzwischen als häufigste chronische Erkrankung im Kleinkind- und Vorschulalter gilt. Verursacht wird sie durch den häufigen Genuss zucker- und säurehaltiger Getränke, oft aus Saugerflaschen – darum auch Nuckelflaschenkaries genannt – in Verbindung mit einer ungenügenden Mundhygiene.

Nach einer Parodontitistherapie wurde meinem Mann vom Zahnarzt eine regelmäßige Nachbehandlung empfohlen? Heißt das, dass die Erkrankung nicht richtig geheilt werden konnte?

Bei der Parodontitis handelt es sich um eine chronische Erkrankung, von der man auch durch die beste Behandlung nicht vollständig „genesen“ kann. Um beinahe „ganz gesund“ zu bleiben, ist bei dieser bakteriellen Infektion im Mund eine lebensbegleitende Betreuung nötig mit regelmäßigen Kontrollterminen beim Zahnarzt, einer dauerhaft optimalen häuslichen Mundhygiene sowie einer regelmäßigen Nachbehandlung (Recall) in der Zahnarztpraxis. Dabei werden Problemstellen frühzeitig erkannt und eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt, um ein Wiederauftreten der Parodontal-erkrankung zu vermindern. Abhängig vom Erkrankungsrisiko des Patienten sind zwei bis vier Termine im Jahr empfehlenswert.

Aus dem Kindergarten brachte meine Tochter (5 Jahre) die Empfehlung zur Vorstellung bei einem Kieferorthopäden mit, weil sie noch immer nuckelt. Sie hat doch aber noch gar keine bleibenden Zähne, was soll denn da schon passieren?

Viele Fehlstellungen an Gebiss und Kiefer haben tatsächlich schlechte Angewohnheiten wie Daumenlutschen, Zungenpressen, Mundatmung oder Sprachstörungen als Ursache. Derartiges sollten Sie Ihrem Kind so schnell wie möglich abgewöhnen. Eine Frühbehandlung durch den Kieferorthopäden kann im Milchgebiss ab dem 4. Lebensjahr beginnen und ist durchaus auch sinnvoll für die bleibenden Zähne sowie die gesamte weitere Entwicklung des Kindes.Der Kieferorthopäde wird Ihnen sagen, ob eine Therapie bei Ihrer Tochter schon angebracht ist oder es vorerst ausreicht, die weitere Gebissentwicklung zu beobachten.

Bei mir bildet sich das Zahnfleisch durch Parodontitis zurück. Darum wurde mir eine professionelle Zahnreinigung empfohlen. Wäre eine Therapie der Erkrankung nicht sinnvoller?

Durch die Parodontalbehandlung werden die Gewebe um die Zahnwurzel herum in einen entzündungsfreien Zustand versetzt und dadurch ein fortschreitender Abbau des Zahnfleischs und des Kieferknochens gebremst. Häufig aber reduziert die sogenannte Vorbehandlung mit eingehender Mundhygieneunterweisung und professioneller Reinigung der Zähne den Entzündungsgrad des Zahnfleisches schon sehr deutlich. Auf eine Intensivreinigung der Zahnfleischtaschen unter lokaler Betäubung oder gar ein chirurgisches Vorgehen kann dadurch eventuell verzichtet werden. Etliche gesetzliche Krankenkassen gewähren einen Zuschuss zur professionellen Zahnreinigung.

Bei mir wurde jetzt Diabetes diagnostiziert. Darum soll ich auch gleich zum Zahnarzt gehen. Was hat beides miteinander zu tun?

Das Risiko, an einer Parodontitis zu erkranken, die langfristig zu Zahnverlust führen kann, ist bei Diabetikern im Vergleich zu Nicht-Diabetikern dreimal so hoch. Andererseits beeinflusst eine unbehandelte Parodontitis auch negativ den Diabetes mellitus, weil die Entzündungsherde des Mundraumes die Insulinresistenz der Zellen intensivieren und so die Blutzuckerwerte ungünstig beeinträchtigen.

Für ein bei mir geplantes Implantat im Unterkiefer habe ich von einer Zahnarzt-App ein deutlich günstigeres Angebot erhalten als von meinem Hauszahnarzt. Warum ist es bei uns vor der Haustür teurer als bei einem Zahnarzt in Niedersachsen?

Der Kollege im Nachbarland wird seine Leistungen in gleicher Höhe abrechnen wie Ihr Hauszahnarzt. Der Preisunterschied könnte durch den Hersteller von Implantat und Zahnersatz bedingt sein. Vielleicht arbeitet dieser Kollege mit einem Labor im Ausland zusammen, wo schon wegen der geringen Lohnkosten Zahnersatz preiswerter gefertigt wird. Oder er hat die Kosten im Vorfeld viel knapper kalkuliert als Ihr Zahnarzt. Dann kann es aber passieren, dass die App-Rechnung letztlich unter dem Strich doch teurer wird als anfangs angeboten.

Mein Zahnarzt hat mir für eine Teleskop-Prothese zwei Varianten angeboten: eine aus einem hiesigen Labor und eine aus China. Die wäre zwar deutlich billiger, aber ist sie auch gut?

Bedenken qualitativer Art bestehen sicher weniger, da auch für Zahnersatz aus China unsere Qualitätsstandards gelten. Zu bedenken wäre aber, dass Ihr Zahnersatz dann mehrfach um die Welt fliegt. Das ist aus ökologischen Gründen sicher nicht sinnvoll. Zudem haben Sie bei eventuellen Problemen mit der Prothese keinen kompetenten Ansprechpartner vor Ort. Garantieansprüche sind dann auch in China geltend zu machen.

Kann die Einnahme von Medikamenten zum Abbau des Kieferknochens führen?

Die von Ihnen genommenen Mittel zur Blutdrucksenkung nicht. Sie können aber zu Wucherungen und dann auch zu Entzündungen des Zahnfleischs führen, was unbehandelt dann auch ein Risiko für den Knochenabbau bedeutet. Darum sollten Sie regelmäßig zur Kontrolle zum Zahnarzt gehen. Wichtig ist auch die gründliche Zahnpflege daheim, abends zur Vorbeugung von Entzündungen auch ein antiseptisches Mundwasser benutzen.

Mir wurden jetzt erstmals zwei Zähne gezogen, die durch Implantate ersetzt werden sollen. Lohnt sich das in meinem Alter (87 Jahre) überhaupt noch, zumal es die beiden hinteren Backenzähne sind?

Wenn die Lücke unversorgt bleibt, bedeutet das eine enorme Mehrbelastung für die restlichen Zähne, zum Beispiel beim Kauen. Wenn ausreichend Kieferknochen vorhanden ist, wären Implantate wirklich die beste Wahl. Alternativ käme eine herausnehmbare Prothese infrage, die aber auch deutlich weniger Lebensqualität bedeutet und die anderen Zähne in Mitleidenschaft ziehen würde.

Warum soll man eigentlich zweimal im Jahr zum Zahnarzt, auch wenn man gar keine Beschwerden hat?

An einem gesunden Zahn kann sich innerhalb von sechs Monaten schon eine Karies entwickeln. Wird diese nicht frühzeitig erkannt, wird aus dem kleinen Loch rasch ein großes Problem.