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Medizinischer Sonntag zum " Grünen Star " Früherkennung kann vor einer Erblindung schützen

Von Uwe Seidenfaden 21.05.2007, 06:57

Magdeburg - Über eine Million Menschen in Deutschland haben einen so genannten Grünen Star. Diese Augenerkrankung ist hier zu Lande die zweithäufigste Ursache einer Erblindung. Wie das zu vermeiden ist, erklärten gestern Magdeburger Augenärzte beim " Medizinischen Sonntag " – einer Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikums, der Urania und der Volksstimme.

Grüner Star – von Medizinern auch Glaukom genannt – ist eine Volkskrankheit. Etwa ein Prozent der 40-Jährigen ist davon betroffen, und mit steigendem Alter nimmt deren Zahl weiter zu. Um verständlich zu machen, welche Veränderungen beim Glaukom im Auge ablaufen, informierte Privatdozent Dr. Christian Vorwerk von der Augenklinik der Uni Magdeburg in Fotos, die mit den zuvor ausgeteilten Brillen dreidimensional zu betrachten waren, über die Anatomie des Sehorgans und dessen Veränderungen beim " Grünen Star ".

Schlimm an dieser Erkrankung ist der meist schleichende Verlust von Sehnervenfasern, der oftmals durch eine gestörte Zirkulation des so genannten Kammerwassers im Auge begünstigt wird. Mehr als 40 Prozent der etwa 1, 3 Millionen Sehnervenfasern können unwiederbringlich abgestorben sein, bevor der Betroffene die daraus resultierenden Einschränkungen beim Sehen bemerkt, sagte Dr. Arne Viestenz, Oberarzt an der Uniklinik.

Früher vertrauten Ärzte bei der Diagnostik des Glaukoms vorrangig auf die Messung des Augeninnendrucks. Letzterer ist aber nur bei einem Teil der Betroffenen als Folge der gestörten Kammerwasser-Zirkulation erhöht, so Dr. Vorwerk. Heute untersuchen Augenärzte deshalb zusätzlich zum Augeninnendruck den Augenhintergrund. So lassen sich frühzeitig Schädigungen der Sehnerven erkennen. Die Untersuchungen sind schmerzfrei und dauern nur wenige Minuten. Wer über 40 Jahre alt ist sollte sich untersuchen lassen, raten die Ärzte. Das gilt insbesonde für Menschen, die

• Verwandte ersten Grades mit einem Grünem Star haben,

kurzsichtig sind,

Atemaussetzer beim Schlafen haben ( Schnarcher mit so genannter Schalfapnoe ),

häufig unter Migräne-Anfällen leiden,

regelmäßig Kortison-Tabletten einnehmen müssen, oder

die einen stark schwankenden Blutdruck haben.

Zur Behandlung des " Grünen Stars " verschreiben die Ärzte meist drucksenkende Medikamente. Einige sorgen für eine reduzierte Bildung des Kammerwassers, andere für einen verbesserten Abfl uss des Kammerwassers. Derzeit sind rund 40 verschiedene Tropfen und Salben, zehn verschiedene Medikamente zum Schlucken und zwei zum Spritzen ( intravenös ) auf dem Markt. Für jeden Patienten muss der Augenarzt individuell das richtige Medikament finden, um unerwünschte Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten.

Operation ist

heute möglich

Der alte Spruch, dass nur der " Graue Star " operiert werden kann, stimmt nicht mehr, so Dr. Vorwerk. Wenn Medikamente nicht helfen, sind auch beim " Grünen Star " Operationen möglich, um eine Erblindung zu verhindern. Entweder schaffen die Augenärzte einen künstlichen Abfluss für das Kammerwasser, das dann unter der Bindehaut versickert. Oder aber sie versuchen, die Produktion von Kammerwasser durch laserchirurgische Eingriffe zu stoppen. Als letzte Möglichkeit bleiben so genannte Drainage-Implantate. Das sind winzige Schläuche, die das Kammerwasser ableiten und damit den Augeninnendruck senken.