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Gesundheitsvorsorge Darmspiegelung dient Vorbeugung

Über Fortschritte bei der Diagnostik und der Behandlung von Darmkrebs berichteten Fachärzte auf dem "Medizinischen Sonntag".

Von Uwe Seidenfaden 25.09.2017, 01:01

Magdeburg l Darmkrebs zählt bei Frauen und Männern zu den drei häufigsten bösartigen Erkrankungen. In seinem Vortrag erklärte Professor Ali Canbay, Leiter der Uniklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, wie die meisten Darmtumoren aus Zellen der Darmschleimhaut entstehen. „Es gibt Risikofaktoren, die wir nicht beeinflussen können“, so der Facharzt. Dazu zählt der Mediziner erbliche Faktoren (z. B. wenn Tumorerkrankungen bei nahen Familienangehörigen bereits vor dem 60. Lebensjahr auftraten) sowie wenn eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung besteht.

Beeinflussbare Risikofaktoren sind starkes Übergewicht, Rauchen, Alkoholmissbrauch und regelmäßiger Genuss von rotem Fleisch (beispielsweise Rind und Schwein).

„In den Frühphasen der Tumorentwicklung, die sehr gut zu behandeln sind, treten keine Symptome auf“, so der Gastroenterologe. Umso wichtiger sind deshalb Früherkennungsuntersuchungen, die in der Regel ab dem 50. Lebensjahr durchgeführt werden sollten. Ausnahmen gelten für Menschen mit eingangs erwähnten Risiken sowie unerklärlich veränderten Stuhlgangsgewohnheiten, die auf einen Darmtumor hinweisen könnten.

Ab dem 50. Lebensjahr können alle Kassenpatienten beim Hausarzt einen immunochemischen Stuhltest auf verstecktes Blut durchführen lassen. Als bislang zuverlässigstes Diagnoseverfahren gilt die Darmspiegelung, die als Früherkennungsmaßnahme ab dem 55. Lebensjahr empfohlen wird. „Leider nehmen bundesweit nur etwa 2,5 Prozent der Anspruchsberechtigten diese Chance wahr“, bedauerte Canbay. Immerhin signalisierte gut ein Drittel der rund 250 Zuschauer auf dem Medizinischen Sonntag, dass sie schon eine Darmspiegelung hatten.

Viele neue Möglichkeiten der Krebs-Diagnostik stellte Professor Johannes Haybäck, Leiter des Instituts für Pathologie am Uniklinikum, vor. Wurden früher nur wenige Besonderheiten eines Tumors durch optische Bewertung von Feingewebsschnitten beurteilt, haben heute zusätzlich moderne molekulargenetische Untersuchungen die Möglichkeiten der Tumorbeurteilung enorm erweitert. Das ist auch notwendig, da in den vergangenen Jahren zusätzlich zu den Chemotherapien viele neue Behandlungsmöglichkeiten entwickelt wurden, die das Tumorwachstum und die Tumorzellausbreitung durch sehr gezielt wirkende Substanzen unterbinden. Sie wirken auch noch in fortgeschrittenen Krebsstadien, jedoch nicht bei jedem Patienten. Aufgabe der Pathologen ist es, jene kranken Menschen herauszufinden, die optimal auf eine bestimmte Therapie reagieren.

Während Krebsvorstufen bei einer Darmspiegelung abgetragen werden können, ist die Operation eine der dringendsten Maßnahmen beim Nachweis von Darmkrebs. Wie diese Operationen heute durchgeführt werden, erklärte Professor Roland Croner, Leiter der Uniklinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie.

Generell entfernt werden der gesamte vom Tumor betroffene Darmabschnitt und die nächstgelegenen Lymphknoten. Sitzt der Tumor nahe am Darmausgang, versuchen die Mediziner möglichst den Schließmuskel zu erhalten. Das gelingt manchmal durch Schrumpfen der Tumorgröße, indem er vor der OP mit Medikamenten behandelt wird. Croner informierte auch über chirurgische Therapien, wenn ein Darmtumor bereits Metastasen gebildet hat.