1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Grippeschutz im Herbst erneuern

Impfung Grippeschutz im Herbst erneuern

Welche konkreten Maßnahmen zum Thema Impfung sinnvoll sind, erläuterten Magdeburger Mediziner in einem Volksstimme-Telefonforum.

Von Uwe Seidenfaden 13.09.2017, 01:01

Magdeburg l Bald beginnt der Herbst und damit auch die nächste Erkältungswelle. Hygiene und Schutzimpfungen können dabei helfen, lästige Infektionskrankheiten zu vermeiden. Welche Impungen und Maßnahmen sinnvoll sind, fragten die Leser der Volksstimme und Expertinnen am Telefon antworteten.

Ich bin 75 Jahre alt und habe eine Lungenerkrankung (COPD). Soll ich mich trotzdem gegen eine Lungenentzündung (Pneumokokken) impfen lassen?

Die Pneumokokken-Impfung ist prinzipiell allen älteren Menschen zu empfehlen, selbst wenn sie keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Lungenentzündung bieten kann. Besonders dann, wenn bereits eine Lungenschädigung vorliegt, können durch die Pneumokokken-Impfung weitere schwere Infektionen verhindert werden. Die Impfung wird in der Regel gut vertragen. Gleiches gilt für die jährliche Grippe-Vorsorgeimpfung. Es wird empfohlen, diese Impfung möglichst in der Zeit von September bis November durchzuführen. Es ist auch zu einem späteren Zeitpunkt noch möglich. Der Impfschutz ist bereits sieben bis 14 Tage nach der Impfung voll ausgeprägt.

Ich bin 72 Jahre alt. Als ich jüngst im Krankenhaus war, wurden bei mir multiresistente Bakterien (MRSA) im Bronchialsekret nachgewiesen. Inzwischen bin ich wieder zu Hause. Was kann ich tun, um den Krankheitserreger loszuwerden?

Wenn es sich nur um eine Besiedlung mit dem MSRA handelt und Sie nicht an einer Infektion der Bronchialsystems erkrankt sind, kann man spezielle Sanierungsmaßnahmen durchführen (Nasensalbe und Gurgeln mit speziell vom Arzt verordneten Medikamenten). Begleitend zur medizinischen Behandlung müssen strenge Hygieneregeln eingehalten werden, z. B. täglicher Wechsel der Wäsche und der Zahnbürste sowie regelmäßige Desinfektion aller Oberflächen. Wenn es sich um eine MRSA-Infektion handelt, sollte Ihr Arzt die Wirksamkeit der Antibiotika vor dem Einsatz überprüfen lassen.

Welche Schutz-Impfungen sollten Erwachsene regelmäßig auffrischen?

Impfungen gegen Tetanus und Diphtherie sollten regelmäßig im Abstand von zehn Jahren aufgefrischt werden – Die nächste fällige Impfung wird in Kombination gegen Keuchhusten empfohlen. Außerdem rät die Ständige Impfkommission (Stiko) älteren und chronisch kranken Menschen zu einer jährlichen Impfung gegen Influenza und zu einer Impfung gegen Pneumokokken-Infektionen, die Lungenentzündungen hervorrufen können.

Hin und wieder ist in der Zeitung zu lesen, dass zu wenig Menschen einen Impfschutz gegen Masern haben. Ich bin 40 Jahre alt und wurde als Kind zweimal gegen Masern, Mumps und Röteln geeimpft. Benötige ich eine Auffrischungsimpfung?

Erwachsenen wird eine Masern-Impfung nur dann empfohlen, wenn Sie nach dem Jahr 1970 geboren wurden und vorher keine Masern-Impfung hatten oder in der Kindheit nur einmal geimpft wurden. Gleiches gilt bei einem unklarem Impfstatus (ohne Nachweis) und Kontakt zu einem Masern-Kranken. Männern und Frauen, die älter als 47 Jahre sind, empfiehlt die Ständige Impfkommission keine Impfung. Man geht davon aus, dass dieser Personenkreis im Verlauf seines Lebens bereits einen Immunschutz aufgebaut hat – durch eine bereits durchgemachte Infektion.

Meine Schwester fährt im Auftrag einer gemeinnützigen Hilfsorganisation nach Indien. Sie ist 46 Jahre. Benötigt sie eine Auffrischungsimpfung gegen Kinderlähmung (Polio)?

Indien ist seit einigen Jahren poliofrei. Das benachbarte Pakistan aber nicht. Erwachsenen, die in den letzten 25 Jahren keine Polio-Impfung hatten, empfiehlt die Stiko eine einmalige Auffrischungsimpfung. Wenn Ihre Schwester unsicher ist, ob sie in den vergangenen 25 Jahren eine Polio-Impfung erhielt, sollte sie diese durchführen lassen.

Ich bin im achten Monat schwanger. Meine Schwester hat ein Kind, das gerade gegen Masern-Mumps-Röteln geimpft wurde. Sollte ich besser den Kontakt meiden?

Schwangere selbst sollten keine MMR-Impfung erhalten. Durch den Kontakt einer Schwangeren mit einem frisch geimpften Menschen besteht aber kein Risiko für das ungeborene Kind.

Obwohl ich kein dogmatischer Impfgegener bin, halte ich es doch für riskant, Kleinkinder mit Kombinationsimpfungen gleich sechs Infektionserregern auszusetzen. Ein Beispiel ist der gemeinsame Impfstoff gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten), Poliomelitis, Hirnhautentzündung und Hepatitis B. Wäre es nicht besser, die Einzel-Impfungen würden nacheinander erfolgen?

Die Stiko empfiehlt bis zum Alter von 15 Monaten vier Sechsfachimpfungen. Große wissenschaftliche Studien in den vergangenen Jahrzehnten konnten kein zusätzliches Risiko durch Komb-Impfungen nachweisen. Die in Sechsfach-Impfstoffen enthaltenen Mengen an Zusatzstoffen sind geringer als in vergleichbaren Einzelimpfstoffen. Durch die Kombi-Präparate entfallen Mehrfachinjektionen, die auch Kleinkinder schmerzhaft empfinden. Ein einzelner Stich ist gerade für Babys weniger unangenehm als mehrere. So gesehen ist die Verträglichkeit der Kombinationsimpfungen im Kleinkindalter heute besser als die früherer Einzelimpfungen.

Meine 88 Jahre alte Mutter ist nach einem schweren Schlaganfall bettlägerig. Raten Sie dennoch zu einer Grippeimpfung?

Für pflegebedürftige Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder mit schweren chronischen Krankheiten können akute Atemwegsinfektionen lebensbedrohlich sein. Die Ständige Impfkommission empfiehlt daher für pflegebedürftige Menschen und die pflegenden Angehörigen eine vorbeugende Grippe-Impfung. Die Schutzimpfungen sind eine Ergänzung zu den generellen Hygieneregeln, die zum Schutz vor Infektionen zu befolgen sind. Dazu zählen gründliches Händewaschen vor und nach dem Umgang mit Patienten. Wenn pflegende Angehörige selbst von einer Grippe betroffen sind, sollten sie Abstand halten, da die Krankheitserreger auch durch Tröpfcheninfektion durch die Luft übertragen werden. Wenn familiär kein Ersatz möglich ist, sollte in Ansprache mit der zuständigen Kranken- beziehungsweise Pflegekasse eine Alternativpflege organisiert werden.

Ist eine Auffrischung der Keuchhusten-Impfung im Erwachsenenalter noch erforderlich und wenn ja, wann?

Keuchhusten (Pertussis) ist eine Krankheit, die besonders bei sehr kleinen Kindern lebensbedrohlich verlaufen kann. Auch Erwachsene können sich mit den Erregern infizieren und diese unbemerkt übertragen. Da der Impfschutz nach etwa zehn Jahren nachlässt, werden Auffrischungsimpfungen im Erwachsenenalter empfohlen. Das gilt für alle Erwachsenen und besonders für Eltern vor der Geburt eines Kindes und die Großeltern.

Was ist eigentlich von der volkstümlichen Empfehlung zu halten, bei den ersten Anzeichen einer Erkältung einen heißen Grog zu trinken?

Dabei handelt es sich nur um einen Aberglauben. Stattdessen empfehlen wir vorbeugende Maßnahmen, wie vitaminreiche und ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Bewegung an der frischen Luft und regelmäßig trinken (z. B. Kräutertees, Wasser, frischgepressten Zitronensaft).

Wie sinnvoll sind Mundmasken? Schützen sie nachweislich vor einer Infektion?

Ein Mundnasenschutz, wie er oftmals von Menschen in Japan, Korea oder China getragen wird, schützt nur sehr begrenzt vor Atemwegsinfektionen. Er dient vielmehr der verminderten Ausbreitung eigener Krankheitserreger, z. B. beim Husten und Niesen. Will man sich selbst vor einer Infektion schützen, ist eine spezielle Schutzmaske erforderlich. Lassen Sie sich von Arzt und Apotheker beraten.