1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Wohldosierter Sport beugt Krebs vor

Prävention Wohldosierter Sport beugt Krebs vor

Mehr als 40 Prozent aller Krebsfälle wären vermeidbar, wenn wir ein paar einfache Regeln beachten würden.

Von Prof. Dr. med. Thomas Brunner, Dr. med. Mareike Alter und André Napiontek 09.10.2019, 23:01

Magdeburg l In absteigender Reihenfolge können die folgenden sieben Verhaltensweisen dazu beitragen, das Risiko, an Krebs zu erkranken, zu verringern:

  • 1. nicht rauchen
  • 2. gesundes Gewicht halten
  • 3. sich vor Sonne schützen
  • 4. wenig Alkohol trinken
  • 5. ballaststoffreich essen
  • 6. wenig Fleisch essen
  • 7. körperlich aktiv sein

Aber Vorsicht, es gibt Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bereichen und man darf nicht meinen, dass körperliche Aktivität am wenigsten wichtig sei.

„Das Geheimnis des Erfolgs ist, anzufangen“, meinte Mark Twain und wir können diesen Satz 1:1 auf den Sport übertragen. Ein Überangebot an Nahrung, bei gleichzeitiger Reduzierung körperlicher Anstrengungen, führt zu einem Ungleichgewicht zwischen zugeführter Energiemenge und Energieverbrauch. Das Ergebnis ist ein Mangel an körperlicher Bewegung wie auch ein träger Stoffwechsel. Infolgedessen werden Organtätigkeiten nur unzureichend gefordert und somit nachhaltig negativ beeinflusst, wodurch fehlerhafte Zellteilungen bis hin zur Entstehung von Tumorzellen begünstigt sind.

Regelmäßiges, wohldosiertes Sporttreiben kurbelt wesentliche Erhaltungs- und Anpassungsprozesse im Herz-Kreislauf-System, bei Stoffwechselaktivitäten, aber auch für Muskeln und Knochen an. Darüber hinaus wirkt die „Heilkraft von Bewegung“, stärker als lange Zeit angenommen, umfänglich positiv auf unsere Psyche und Gehirnaktivitäten ein. Ferner lassen sich Symptome akuter oder gar chronischer Schmerzen bzw. Begleiterkrankungen spürbar lindern.

Bei einer Krebserkrankung hemmt beispielsweise die verstärkte Durchblutung durch körperliche Aktivität das Überleben und das Wachstum von Krebszellen. All diese Faktoren verbessern die Lebensqualität – sowohl im Rahmen der Vorbeugung von (Krebs-)Erkrankungen als auch im direkten Verlauf einer (Krebs-)Erkrankung oder gar mit Blick auf das Rückfallrisiko einer Erkrankung. Es überrascht nicht, dass körperlich aktive Menschen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, ein normales Gewicht zu haben. Das Problem ist, dass das Statistische Bundesamt festgestellt hat, dass 2017 mehr als 50 Prozent aller Erwachsenen übergewichtig waren. Übergewicht ist definiert als ein Body Mass Index (BMI) über 25. Wer einen BMI von mehr als 30 hat, ist adipös. Der BMI berechnet sich aus Körpergewicht geteilt durch Körpergröße im Quadrat.

Ein gesundes Gewicht reduziert das Risiko von 13 Krebsarten. Diese sind Brustkrebs, Darmkrebs, Gebärmutterkrebs, Speiseröhrenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Nierenkrebs, Leberkrebs, Magen-Speiseröhren-Übergang-Krebs, Gallenblasenkrebs, Eierstockkrebs, Schilddrüsenkrebs, Myelom (ein Blutkrebs) und Meningeom (ein Hirntumor). Darunter sind Brustkrebs und Darmkrebs und damit zwei der wichtigsten Krebstypen.

Aber auch drei der tödlichsten Krebsarten sind darunter, nämlich Krebs der Bauchspeicheldrüse, der Speiseröhre und der Gallenblase. Die Verbindung zwischen Übergewicht und der Ernährung ist sehr eng. Verarbeitetes Fleisch, wie Wurst, gepökeltes Fleisch oder Räucherwaren, enthält nicht nur Fett, sondern es ist auch ein Faktor, der für Darmkrebs verantwortlich ist. Umgekehrt kann ballaststoffreiche Kost vor Darmkrebs schützen, weil sie die Stuhlpassage beschleunigt und auch insgesamt zu mehr Stuhlgang führt. Eine gesunde Ernährung besteht zur Hälfte aus Obst und Gemüse, zu einem Viertel aus Hähnchen, Fisch, Bohnen und Eiern sowie zu einem weiteren Viertel aus Kartoffeln, Naturreis, Brot und Nudeln.

Im Zusammenhang mit Nahrung ist auch der Alkohol zu nennen. Ein Gramm Alkohol hat einen Nährwert, der nur knapp unterhalb eines Gramms Fett liegt, erhöht also das Körpergewicht, aber das alleine ist nicht das einzige Problem am Alkohol. Denn er ist der Auslöser von sieben Krebstypen. Es ist nicht sehr bekannt, dass Alkohol Darmkrebs und Brustkrebs verursachen kann. Darüber hinaus ist Alkohol auch für Kopf-Hals-Tumoren, für Speiseröhrenkrebs, für Kehlkopfkrebs und für Leberkrebs verantwortlich.

Dass Rauchen nicht gesund ist, ist bei jedem Blick auf eine Zigarettenschachtel zu erkennen. Aber hätten Sie es gewusst? Rauchen ist nicht nur für Lungenkrebs verantwortlich, sondern es kann auch 14 weitere Krebsarten verursachen! In der Reihenfolge von Kopf bis Fuß gehören dazu Nasen-und Nasennebenhöhlenkarzinome, Tumoren der Mundhöhle, Rachentumoren, Kehlkopfkrebs, Magenkrebs, Leberkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Nierenkrebs, Darmkrebs, Blasenkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Eierstockkrebs und Leukämien. Es ist wichtig zu wissen, dass Alkohol die Wirkung von Rauchen auf die Krebsauslösung verstärkt. Das ist zum Beispiel für den Hals-Nasen-Ohren-Bereich bekannt.

Hautkrebs ist der häufigste bösartige Tumor des Menschen. Für den größten Teil der unterschiedlichen Arten von Hautkrebs spielt in der Entstehung maßgeblich Sonnenlicht (UV-Strahlung) eine große Rolle. Deswegen ist ein vernünftiger Umgang mit dem Sonnenlicht wichtig.

Hervorzuheben sind hier insbesondere Kinder. Ihre Haut ist besonders empfindlich für Sonnenlicht. Es kommt schnell zu Sonnenbränden und es können Schäden verursacht werden, die später zu Hautkrebs führen. Hierbei gilt insbesondere, dass unbedingt vermieden werden sollte, dass Kinder dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt werden. Hilfreich ist zudem eine adäquate Kleidung, hierbei sollte auch immer an eine Kopfbedeckung gedacht werden. Bei der Verwendung von Sonnencremes sollte darauf geachtet werden, Produkte speziell für die Baby- und Kinderhaut zu verwenden.

Auch im Erwachsenenalter ist ein „gesunder“ Umgang mit dem Sonnenlicht wichtig, um Hautkrebs zu vermeiden. Auch hier sollte besonderen Wert auf die Vermeidung von Sonneneinstrahlung gelegt werden. Vermeiden Sie einen längeren Aufenthalt im Sonnenlicht zur Mittagszeit. Sonnenbaden ist tabu.

Sogenannte Risikopatienten, zum Beispiel heller Hauttyp, familiäre Belastung, Patienten nach Hautkrebs, müssen einen besonderen Schutz anwenden. Textilien wirken dabei am besten. Gesicht und Hände sollten mit Sonnencreme geschützt werden, die einen hohen Lichtschutz hat. Dabei sollten Sie dick auftragen, um den angegebenen Schutzfaktor zu erreichen.

* Dr. Thomas Brunner ist Klinikdirektor der Universitätsklinik für Strahlentherapie Magdeburg, Dr. Mareike Alter ist Oberärztin an der Universitäts-Hautklinik in Magdeburg und André Napiontek ist Sportwissenschaftler und Vorstand im Verein für Gesundheit, Bewegung und Sport an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg e. V.