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Schilddrüse Kranker "Schmetterling" im Hals

Etwa 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung bekommen im Leben einen Kropf oder verdächtige Knoten in der Schilddrüse.

Von Uwe Seidenfaden 16.04.2018, 01:01

Magdeburg l Wer ein wenig in der französichen Sprache bewandert ist, der hat das Wort „Papillon“ schon einmal gehört. So nennen die Franzosen einen Schmetterling. Die Form der menschliche Schilddrüse ähnelt diesen geflügelten Insekten.

Die Schilddrüse liegt im Hals, in unmittelbarer Nähe des Stimmbandnerves und den großen Halsgefäßen, die das Gehirn mit Blut versorgen. Normalerweise ist sie kaum größer als eine Walnuss. Doch die Größe steht in keinem Verhältnis zu ihren vielfältigen Wirkungen im menschlichen Körper.

Störungen der Schilddrüsenfunktion können unter anderem Einfluss auf die Psyche, auf Herz und Kreislauf, den Muskel- und Knochenstoffwechsel, Magen und Darmfunktionen sowie vieles mehr haben. Das berichtete Internistin und Oberärztin Dr. Kirsten Reschke vom Magdeburger Uniklinikum beim gestrigen Medizinischen Sonntag, einer Vortragsreihe des Uniklinikums, der Urania und der Volksstimme.

Mögliche Symptome, die auf Erkrankungen der Schilddrüse hinweisen können, sind oftmals unspezifisch. Dazu zählen beispielsweise Abgeschlagenheit, schnelle Erschöpfung, aber auch ein erhöhter Puls, eine leichte Reizbarkeit, Schlaflosigkeit und Gewichtsveränderungen. All diese Symptome reichen jedoch zur Diagnostik einer Schilddrüsen-Erkrankung nicht aus, so Reschke.

Um die genaue Krankheitsursache bei Verdacht auf eine Schilddrüsen-Erkrankung herauszufinden, analysieren die Ärzte die Schilddrüsenhormone (u. a. TSH, T3 und T4 sowie ggf. Schilddrüsen-Antikörper). Sie führen Tast- und Ultraschalluntersuchungen am Hals durch, untersuchen, wenn erforderlich, kleine Gewebeproben (Biopsien) und führen nuklearmedizinische Untersuchungen wie die „Schilddrüsen-Szintigraphie“ durch (oberes Foto).

Bei dieser Untersuchungsmethode werden radioaktiv markierte Jodverbindungen in den Blutkreislauf gebracht. Vorübergehend reichern sie sich in sogenannten heißen Knoten der Schilddrüse an, bevor das radioaktive Jod auf natürlichem Wege mit dem Urin wieder ausgeschieden wird, ohne bleibende Schäden anzurichten. Den Ärzten hilft die „Schilddrüsen-Szintigraphie“ bei der Wahl der Therapie. Prinzipiell gibt es zur Behandlung von Erkrankungen der Schilddrüse medikamentöse, operative und strahlentherapeutische Verfahren (Radiojod-Therapie).

Häufige Ursachen von Schilddrüsen-Problemen sind Jodmangel in der Ernährung, sogenannte Autoimmunerkrankungen wie Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoiditis sowie Krebs. Auch über die Einnahme von Schilddrüsen-Medikamenten in Abhängigkeit von der Ernährung informierte Oberärztin Dr. Reschke. Operative Möglichkeiten der Schilddrüse stellte Dr. Manuela Petersen von der Magdeburger Uniklinik für Chirurgie vor. Gründe für eine Operation können zum Beispiel ein bösartiger Befund oder Schluckbeschwerden durch einen Kropf (vergrößerte Schilddrüse) sein.

Die Chirurgin erklärte auch, wie mit modernen Überwachungstechniken während der Operation bleibende Verletzungen des Stimmbandnerves verhindert werden. Einseitige Stimmbandreizungen, die vorübergehend zu Heiserkeit führen können, sind nach größeren Operationen jedoch nicht auszuschließen. Mit logopädischen Therapien lassen sich Stimmbandreizungen dabei oftmals gut therapieren.

Prof. Dr. Michael Kreißl, Leiter der Magdeburger Universitätsklinik für Nuklearmedizin, informierte über ein drittes Standbein bei der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. Mit der sogenannten Radiojodtherapie werden krankhafte Zellen durch schwach radioaktives Jod 131 zerstört. Die Behandlung erfordert in Deutschland eine vorübergehende Aufnahme in eine Klinik. Einsatzgebiete der Radiojodtherapie sind unter anderem heiße Knoten, die Morbus Basedow-Erkrankung, Tumoren und ein Kropf, medizinisch auch Struma genannt. Bei einem Kropf kann mit der Radiojodtherapie eine Volumenreduktion der vergrößerten Schilddrüse um etwa 70 Prozent erreicht werden, informierte Kreißl.

Der nächste Medizinische Sonntag findet am 27.Mai statt. Thema dann: Schlafstörungen

Wer gestern nicht teilnehmen konnte oder die drei Vorträge noch einmal ansehen möchte, hat dazu im Internet die Gelegenheit unter www.med.uni-magdeburg.de/Medizinischer_Sonntag.html.