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Pflanzen Überraschung, ich bin schon da!

Die Evolution hat manchen Zwiebelblühern Vorteile gegönnt: Sie treiben früher aus, um Licht, Raum und Nährstoffe nicht zu teilen.

10.01.2020, 23:01

Weinheim/Wuppertal (dpa)  l Nur die Harten kommen in den Gar­ten, heißt es so schön. Die allerhärtesten Zwiebelpflanzen erblühen sogar so früh im Jahr und schlagen dem Winter ein Schnippchen, dass man an den Frühling denken mag, obwohl manchmal noch Schnee liegt.

Das können sie, weil die Evolution ihnen einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Pflanzen gegönnt hat. Schneeglöckchen (Galanthus), Krokusse (Crocus) und unter anderem Winterlinge (Eranthis) sind sogenannte Geophyten – wortwörtlich übersetzt also Erdpflanzen. Sie bilden Speicherorgane mit Energiereserven unter der Erdoberfläche.

„So können diese kleinen Pflanzen ungünstige Zeiten überdauern“, erklärt Prof. Cassian Schmidt vom Staudensichtungsgarten Hermannshof in Weinheim (Baden-Württemberg). Gleichzeitig startet ihre Blüte schneller, wenn die Witterungsbedingungen günstig werden. Daher können sie mit einem guten Vorsprung vor anderen Pflanzen auszutreiben.

Die Frühlingsgeophyten haben eine spezielle Strategie, sagt die Gartenplanerin Anja Maubach aus Wuppertal. „In den Knollen unter der Erde wird Energie gespeichert und sobald Feuchtigkeit oder Wärme ausreichend sind, beginnt das Leben.“

Sie werden aber auch gerne als Wald- oder Gehölzgeophyten bezeichnet, denn natürlicherweise wachsen sie an solchen Standorten. Die Bedingungen dort zwingen sie zum frühen Austrieb. Denn nach und nach bildet sich im Frühjahr das Blattwerk an den Bäumen und lässt kaum noch Licht und Feuchtigkeit in die bodennahen Schichten. Zu diesem Zeitpunkt sind Winterlinge, Schneeglöckchen, Märzenbecher (Leucojum) und Co. aber schon verblüht und ihr Laub wird gelb.

Eine andere beliebte Gruppe bilden die Steppengeophyten. Ihre Zwiebeln sind der Überlebensgarant in sehr trockenen und heißen Sommermonaten.

„Zu dieser Gruppe zählen Tulpen (Tulipa) und auch viele Zierlaucharten (Allium)“, sagt Schmidt. Für die Kultur ist es wichtig, dass sie im Sommer „backen“, also es richtig trocken und heiß haben.

Wichtig für Hobbygärtner: „Wer im Garten eine automatische Bewässerung installiert hat, arbeitet gegen diese Steppenpflanzen“, betont Anja Maubach. Denn Feuchtigkeit im Boden schadet den Zwiebeln.

Die dritte Gruppe sind die Wiesengeophyten. Dazu gehören unter anderem Narzissen (Narcissus) und Schachbrettblumen (Fritillaria meleagris). Sie stehen in Konkurrenz zum Gras, das im Sommer hochwächst und sie verdrängen würde.

Die Strategie der Konkurrenzvermeidung, bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass Geophyten empfindlich auf Konkurrenz reagieren, ergänzt Cassian Schmidt. Sie wollen in der Phase des Wachstums die Fläche für sich – genauso wie Wasser, Nährstoffe und Licht. „Storchschnäbel (Geranium) sind keine guten Partner, weil sie bereits früh viel Laubmasse bilden“, nennt der Gartendirektor ein Negativbeispiel.

„Ich rate als Kombination zu Frühlingsgeophyten in erster Linie zu spätaustreibenden Stauden“, sagt Schmidt daher. Etwa nordamerikanische Präriestauden wie die Sonnenbraut (Helenium) und das Sonnenauge (Heliopsis) sowie die Rutenhirse (Panicum) lassen es im Frühjahr langsam angehen. „Eine ideale Kombination sind auch Taglilien (Hemerocallis) und Narzissen oder Märzenbecher“, ergänzt Schmidt.