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Viele Deutsche bringen aus dem Ausland frei laufende Straßentiere mit / Gut gemeinte Tat ist auch lukratives Geschäft Streuner nicht aus dem Urlaub mitnehmen

17.05.2014, 01:16

Gernsbach (dpa) l Sie humpeln, betteln oder liegen abgemagert in der Sonne: Streuner gehören zum Bild vieler Urlaubsorte. Gerade im Süden vermehren sich die Tiere rasant, denn sie werden kaum kastriert. "Wo Menschen Tiere herumlaufen lassen, ohne sich um ihre Vermehrung zu kümmern, wird es immer Straßenhunde geben", sagt Nina Taphorn, Tierheilpraktikerin und Buchautorin.

Tatjana Fischer, Vorsitzende des Tierschutzvereins Arca in Gernsbach, vermittelt viele Tiere aus Spanien. "Es wird den Spaniern einfach gemacht: Es gibt keine Strafen für das Aussetzen", erklärt sie. Außerdem hätten Tiere nur einen geringen Stellenwert. Tierliebe Urlauber bekommen schnell Mitleid. Viele freunden sich mit einem struppigen Vierbeiner an und wollen ihn mitnehmen. Doch einfach eingepackt werden können die Hunde nicht. "Für den Transport müssen sie geimpft, gechipt, frei von Krankheiten und in einem transportfähigen Zustand sein", erklärt Taphorn. Die Tollwutimpfung muss vor der Einreise 21 Tage zurückliegen und in einem Impfausweis eingetragen sein.

An einem Besuch beim Tierarzt kommt der Urlauber nicht vorbei, sagt Birgitt Thiesmann vom Tierschutzverein Vier Pfoten. Er kann das Tier impfen, einen Mikrochip implantieren und den EU-Pass ausstellen.

Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt, den Import auf Einzelfälle zu beschränken. Entscheide man sich für die Adoption, sollte das nur über eine Organisation geschehen, die die Lage der Tiere vor Ort zu verbessern versucht, sagt Tierärztin Verena Mißler.

Jährlich werden mehrere Hundertausend Hunde und Katzen nach Deutschland gebracht. "Da kann sich jeder ausrechnen, dass es unmöglich so viele gute Plätze gibt", sagt Taphorn. Die Klimaveränderung stelle die kleinste Sorge dar. Zahlreiche gerettete Hunde wechselten mehrmals den Besitzer, weil sie ihre Menschen überforderten.

"Streuner orientieren sich im Rudel aneinander", erklärt Thiesmann. Sie sind nicht gewohnt, einem Menschen zu folgen. Vielfach sind sie verängstigt, wenn sie aus ihrem Umfeld herausgerissen werden. Wer sich einen Hund herauspickt, fördert womöglich kriminelle Banden. "Eine gut gemeinte Tat ist inzwischen lukratives Geschäft unter dem Deckmantel des Tierschutzes geworden", warnt Taphorn. Außerdem könnten gefährliche Krankheiten ins eigene Land geschleppt werden.