1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Wenn unruhige Beine den Schlaf stören

Zuckungen, Kribbeln und Bewegungsdrang Wenn unruhige Beine den Schlaf stören

Es zuckt in den Beinen, unkontrolliert und oft sogar unwissentlich: Das
sogenannte Syndrom der unruhigen Beine macht sich vor allem in der Nacht
bemerkbar. Helfen kann eine Ursachenforschung.

16.01.2015, 01:02

München (dpa) l Wenn man es sich abends auf dem Sofa gemütlich macht, entspannt sich der Körper in der Regel. Bei rund zehn Prozent der Bevölkerung ist das aber anders: Sobald sie sich ausruhen, bekommen sie Gefühlsstörungen in den Beinen und spüren einen unnatürlichen Bewegungsdrang. "Das Beschwerdebild, unter dem die Betroffenen leiden, nennt man Restless Legs Syndrom, was so viel wie Syndrom der unruhigen Beine heißt", erklärt Lilo Habersack. Die Münchnerin leidet selbst unter der Erkrankung, kurz RLS genannt, und ist Vorsitzende der Deutschen Restless Legs Vereinigung.

RLS ist ein relativ häufiges Krankheitsbild, das bereits vor über 300 Jahren erstmals beschrieben wurde, erklärt sie. Lange galt es als bloße Befindlichkeitsstörung, da es auf den ersten Blick nicht mit großen gesundheitlichen Beeinträchtigungen einhergeht. "1945 beschäftigte sich der schwedische Neurologe Karl-Axel Ekbom dann eingehender mit der Erkrankung und gab ihr ihren Namen", erzählt Claudia Trenkwalder, Chefärztin der neurologischen Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel. Danach habe man sich verstärkt darangemacht, RLS zu erforschen. Nach wie vor gebe es aber noch offene Fragen.

Im Grunde sind die Symptome von RLS recht prägnant. Die Betroffenen leiden unter Missempfindungen in den Beinen und selten auch in den Armen. Diese sind neurologischer Art, treten stets in körperlicher Ruhe auf und konzentrieren sich auf die Abend- und Nachtstunden.

Zuckungen in den Beinen alle 20 bis 40 Sekunden

"Meist ist von einem Unruhegefühl die Rede, wobei einige es als Kribbeln oder Zucken empfinden, während andere etwa von Ziehen, Jucken oder Brennen sprechen", weiß Habersack. Zu diesen Gefühlsstörungen kommen teils stechende oder krampfartige Schmerzen. Außerdem spüren die Erkrankten einen Bewegungsdrang, denn die Beschwerden lassen sich durch Bewegung lindern.

Daneben seien bei Betroffenen auch oft Beinbewegungen in regelmäßigen Abständen zu beobachten, sagt Werner Cassel vom Schlafmedizinischen Zentrum Marburg. "Das sind unwillkürliche Zuckungen, die alle 20 bis 40 Sekunden auftreten. Da das vor allem im Schlaf passiert, wissen die Betroffenen oft gar nichts davon." Jede Zuckung führt aber zu einer kleinen Weckreaktion, die den Schlaf stört.

Wie stark das Syndrom sich bemerkbar macht, ist von Person zu Person verschieden. Bei den meisten zeigt es sich erstmals zwischen dem dreißigsten und vierzigsten Lebensjahr. Anfangs fallen die Symptome leicht aus und treten in Schüben auf. "Im Großteil der Fälle nehmen die Beschwerden dann im Laufe der Zeit an Intensität zu und chronifizieren sich, bis sie schließlich bei vielen jede Nacht präsent sind", erklärt Wolfgang Oertel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

"Bei Schlafmangel kann der Organismus sich nicht ausreichend regenerieren, was zum Beispiel zu Depressionen, Bluthochdruck sowie Herzschwäche führen und das Immunsystem schwächen kann", sagt Cassel.

Auch Medikamente können die Ursache sein

Die richtige Anlaufstelle beim Verdacht auf RLS ist ein Neurologe oder Schlafmediziner. Nach aktuellem Forschungsstand entsteht RLS durch eine Störung in der Übertragung gewisser Botenstoffe - insbesondere des sogenannten Dopamins - in Gehirn und Rückenmark. "Diese kann genetisch bedingt sein oder durch Faktoren wie einen Eisenmangel, Nierenfunktionsstörungen oder Medikamente wie Antidepressiva ausgelöst werden", erklärt Trenkwalder.

Wenn eine externe Ursache vorliegt, verschwindet RLS wieder, sobald man den Faktor ausschaltet. Wo das nicht so ist, kann man nur symptomatisch behandeln. Möglich ist das etwa durch äußere Anwendungen wie Massagen oder kalte Fußbäder und bestimmte Bewegungsübungen.

Patienten, die trotz dieser Maßnahmen stark unter ihrer Erkrankung leiden, sollten eine Medikamententherapie erwägen. Infrage kommen dafür etwa Dopamin-Ersatzstoffe, erklärt Oertel. Helfen sie nicht oder verstärken sich die Beschwerden und verlagern sich auf eine frühere Tageszeit, muss mitunter auf andere Wirkstoffe umgestellt werden, zum Beispiel auf Opioide. Mitunter bewirken sie, dass der Körper schließlich wieder dann entspannt, wenn der Kopf das möchte.