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Volksstimme-Telefonforum zur Zahngesundheit Ist keine Rettungsbox vorhanden, kann eine Kochsalzlösung helfen

20.04.2011, 04:27

Auskunft rund um die Zahn- und Mundgesundheit gaben gestern beim Volksstimme-Telefonforum die Zahnärzte Dr. Dirk Wagner aus Magdeburg und Hubert Meister aus Calbe. Lesen Sie hier eine Auswahl von Fragen und Antworten.

Frage: Nach einem Unfall in der Schwimmhalle standen die beiden oberen Frontzähne bei meiner zwölfjährigen Tochter ganz schief. Sie wurden in der Klinik geschient, und ein Zahn ist wieder fest eingewachsen, der andere ist aber noch locker. Welche Alternativen gibt es, wenn sie diesen verliert?

Antwort: Eine hundertprozentige Erfolgsgarantie gibt es natürlich nicht, aber Sie sollten die Hoffnung nicht so schnell aufgeben. Der Unfall liegt ja gerade erst fünf Wochen zurück. Sollte der Zahn aber doch nicht zu halten sein, wäre ein Implantat eine Alternative. Bei einem zwölfjährigen Mädchen ist der Kiefer noch im Wachstum, da sollte mit einer Implantatversorgung noch etwas gewartet werden. Es gibt aber die Möglichkeit, die Lücke kieferorthopädisch offen zu halten und mit einer Klebebrücke unsichtbar zu machen, ohne die Nachbarzähne zu beschleifen. Die müssen dafür allerdings sehr fest im Kiefer verankert sein.

Frage: Meine Zähne sind seit der Zahnsteinentfernung sehr empfindlich. Ist das normal?

Antwort: Durch die Entfernung des Zahnsteins liegen die Zahnhälse etwas frei. Da kommt es schon vor, dass die nicht durch Schmelz geschützten Flächen empfindlich zum Beispiel auf Reize wie kalt und heiß reagieren. Nach drei bis fünf Tagen, spätestens einer Woche, sollten die Beschwerden aber verschwunden sein. Dauern sie länger, sollte unbedingt der Zahnarzt konsultiert werden.

Frage: Man liest jetzt so viel über Zahnrettungsboxen. Sollten die auch in die Hausapotheke gehören?

Antwort: Wenn ein oder mehrere Kinder im Haushalt leben, die sehr aktiv sind, viel toben und tollen, könnte sich die Investition von rund 23 Euro für eine Zahnrettungsbox lohnen. Wird bei Spiel oder Sport ein Zahn oder ein Teil davon ausgeschlagen, muss man ihn so schnell wie möglich in das kleine Gefäß mit der Nährlösung legen. Auf keinen Fall den Zahn vorher säubern und nicht an der Wurzel anfassen!

Der Zahnarzt kann einen solchen verletzten, aber gut aufbewahrten Zahn bis zu 24 Stunden nach dem Unfall wieder einsetzen. Die Chancen, dass er fest einwächst, sind dann recht groß.

Frage: Hat die Zahnrettungsbox ein Verfallsdatum?

Antwort: Ja, wie jedes Medikament hat auch die Lösung in der Zahnrettungsbox nur eine begrenzte Haltbarkeit. Die liegt bei zwei Jahren, danach sollte eine neue Box angeschafft werden. Ist keine Zahnrettungsbox vorhanden, hilft unter Umständen eine Kochsalzlösung – ein Teelöffel Salz auf ein Glas Wasser. Ganz wichtig ist, dass der Zahn oder das abgebrochene Stück nicht austrocknet.

Frage: Unser Sohn musste zum Zahnarzt, weil er nach einem Sturz stark im Mund blutete. Der Zahnarzt hat mich nach dem Impfausweis gefragt. Was hat die Impfung mit einer Zahnbehandlung zu tun?

Antwort: Jede Blutung ist eine offene Wunde, auch im Mund- und Gesichtsbereich. Darüber können Tetanuskeime in den Körper eindringen. Eine aussichtsreiche Therapie gegen die als Wundstarrkrampf bekannte Infektionskrankheit gibt es nicht. Sicheren Schutz bietet die Impfung. Nach der Grundimmunisierung der Kinder sind aber Auffrischungsimpfungen nötig, bei Erwachsenen in zehnjährigen Abständen. Ihr Zahnarzt hat sehr verantwortungsbewusst gehandelt, als er den Impfstatus Ihres Sohnes bezüglich der Tetanusimmunisierung kontrollieren wollte.

Frage: Bis zu welchem Alter kann bei unfallbedingtem Zahnverlust der Zahn wieder eingesetzt werden?

Antwort: Das ist nicht nur bei Kindern und Jugendlichen möglich. Für die Reimplantation gibt es keine Altersgrenze, allerdings sinken mit zunehmendem Lebensalter etwas die Chancen, dass der Zahn wieder einwächst. Voraussetzung für diese Art der Zahnrettung bei Erwachsenen ist, dass der Patient nicht an bestimmten Allgemeinerkrankungen wie Diabetes und Osteoporose leidet und keine Bisphosphonate als Medikament zum Beispiel in der Tumortherapie einnimmt.

Frage: Der Hockeytrainer hat für die Mannschaft unseres Sohnes jetzt das Tragen von Mundschutz empfohlen. Unser Junge ist aber erst zehn Jahre alt und noch im Zahnwechsel. Lohnt sich da die Anfertigung von Sportmundschutz?

Antwort: Bei vielen Sportarten mit Körperkontakt oder Sturzgefahr ist Mundschutz in jedem Alter ratsam. Es gibt aber verschiedene Formen. Am sichersten schützt tatsächlich der individuell im Zahntechniklabor angefertigte. Bei einem Zehnjährigen ist der Kiefer jedoch noch im Wachstum und daher relativ häufig eine Neuanfertigung nötig, damit der Mundschutz auch gut passt. Als Alternative kommt Zahnschutz in Frage, dessen thermoplastisches Material bei Erhitzen weich wird und sich dann den jeweiligen Verhältnissen im Mund recht gut anpassen lässt. Diese individuell angepasste Form von Mundschutz ist bei Kindern im Wachstum kostengünstig. Fragen Sie Ihren Zahnarzt danach.

Frage: Seit vielen Jahren merke ich, dass ich den Mund zunehmend weniger weit öffnen kann. Die Probleme bei einer Zahnbehandlung werden immer größer, es ist jedes Mal anstrengend und sehr schmerzhaft. Was kann man dagegen tun?

Antwort: Hier könnte es sich möglicherweise um eine Arthose handeln, die nicht nur an den großen Gelenken wie im Knie oder an der Hüfte auftritt, sondern auch am Kiefergelenk. Sie können den Prozess durch Training und Physiotherapie verlangsamen, zum Beispiel zu Hause regelmäßige Dehnungsübungen durchführen. Dafür drücken Sie am besten mit Daumen und Zeigefinger oder Spateln gegen die Zahnreihen und versuchen, die Mundöffnung zu vergrößern.

Frage: Mein Lebenspartner war seit 20 Jahren nicht beim Zahnarzt, hat aber viele zerstörte Zähne im Mund. Eine Behandlung wäre dringend notwendig. Da er aber so große Angst hat, will er die nur unter Narkose über sich ergehen lassen. Bezahlt das die Krankenkasse?

Antwort: Die gesetzliche Krankenversicherung bezahlt eine Behandlung unter Narkose nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei stark behinderten Patienten. Ob für Ihren Partner eine Kostenübernahme möglich ist, müssten Sie bei der Krankenkasse erfragen. Sie sollten aber bedenken, dass eine Narkose höhere Risiken birgt als die Lokalanästhesie.

Frage: Ich brauche in einem Zahn eine neue Füllung. Die Zahnärztin empfiehlt Kunststoff. Ich habe bisher aber nur Amalgamfüllungen, mit denen ich zufrieden war. Wird dieses Material nicht mehr verwendet?

Antwort: Doch, Amalgam ist nach wie vor ein auch international anerkanntes und sicheres Füllungsmaterial mit sehr hohem Langzeiterfolg. Die Krankenkassen bezahlen im nicht sichtbaren Bereich auch nur die Kosten für eine Füllung mit Amalgam.

Wer sich hier für anderes Material, zum Beispiel Kunststoff, entscheidet, muss die Mehrkosten gegenüber der Amalgamfüllung aus eigener Tasche bezahlen.