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Leserfrage Was hilft bei Drehschwindel, der von Tinnitus und Erbrechen begleitet wird?

03.12.2009, 04:51

Leserfrage : Bei mir hat der HNO-Arzt Morbus Meniere Erkrankung festgestellt ?

Welche modernen Behandlungsmöglichkeiten gibt es ?

Es antwortet Doreen Barche, Ärztin an der HNO-Universitätsklinik Magdeburg :

Der Morbus Meniere ist eine Erkrankung des Innenohres und betrifft das Gleichgewichtsorgan und die Hörschnecke. Anfallsartig, meist aus heiterem Himmel kommt es zu plötzlichen Drehschwindelattacken, begleitet von einem Ohrgeräusch ( Tinnitus ), einem Hörverlust sowie Übelkeit und Erbrechen.

Die Schwerhörigkeit betrifft meist die tiefen Frequenzen, welches als Druckgefühlaufdementsprechenden Ohr wahrgenommen wird. Anfangs erholt sich das Gehör. Nach mehreren Anfällen kann es jedoch zu einem Hörverlust aller Frequenzen ( hoch, mittel und tief ) ohne Erholung kommen.

Die Diagnose ergibt sich meist schon aus den Symptomen. Der Schwindel und die Übelkeit halten Minuten bis Stunden an. Bei der Untersuchung durch den Arzt kann unter einer speziellen Brille eine schnelle Augenbewegung sichtbar sein. In der folgenden Untersuchung des Gleichgewichts mittels warmer und kalter Wasserspülung im Gehörgang kann meistens eine Untererregbarkeit der betroffenen Seite aufgezeichnet werden. In der Hörprüfung wird die Tieftonschwerhörigkeit nachgewiesen. Mit der Anzahl der Anfälle nimmt das Hörvermögen bleibend ab. Für eine sichere Diagnosestellung ist der Verlauf entscheidend, d. h. immer wiederkehrendes Auftreten von Schwindel, Hörminderung, Ohrgeräusch.

Die Therapie ist zunächst medikamentös. Im akuten Anfall stehen Bettruhe, Medikamente gegen Schwindel in Form von Zäpfchen oder Spritze im Vordergrund. Zur Stabilisierung des Hörvermögens werden durchblutungsfördernde Infusionen, z. B. mit Pentoxyfyllin oder HAES, sowie antientzündliche Infusionen mit Prednisolon verabreicht. Der weitere Schritt ist die Gabe von Betahistin in Tablettenform zur Vermeidung weiterer Anfälle. Dies ist aber nicht immer erfolgversprechend.

Treten unter diesen Möglichkeiten weitere Anfälle auf, welche die Lebensqualität deutlich einschränken, sind chirurgische, also operative Maßnahmen angezeigt. Ziel ist es das Gleichgeichtsorgan der erkrankten Seite auszuschalten. Um dies zu ermöglichen wird in das Trommelfell in örtlicher Betäubung ein dünnes Kunststoffröhrchen eingelegt. Darüber wird ein Medikament eingespritzt, welches das Innenohr und Gleichgewichtsorgan zerstört und weitere Anfälle damit verhindert. Folge dieser Therapie, der sogenannten Gentamycin-Therapie, ist aber gleichzeitig eine an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit. Diese ist auch nicht rückgängig zu machen. Somit muß dieser Schritt genau abgewogen werden. Die Erfolgsrate beträgt 90 Prozent. Weitere operative Möglichkeiten sind die Zerstörung des Gleichgewichtsorganes bzw. des Gleichgewichtsnervs. Das ist aber nicht risikolos und nur in seltenen Fällen zu erwägen.