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1. FCM Fußballfans helfen ihren Klubs in der Krise

Bei Spendenaktionen können Anhänger virtuelle Reisen oder Online-Stadionbesuche kaufen, um so ihre Mannschaft zu unterstützen.

Von Manuel Holscher 24.05.2020, 01:01

In der Corona-Krise haben viele Fußballvereine mit finanziellen Verlusten zu kämpfen. Doch gerade in dieser schwierigen Zeit können sich der 1. FC Magdeburg, der Hallesche FC oder der FSV Zwickau auf ihre Anhänger verlassen.

Der 8. Mai ist für jeden Fan des 1. FC Magdeburg etwas Besonderes. Es ist der Tag, an dem der FCM Fußballgeschichte schrieb. Am 8. Mai 1974 gewann das Team von Meistertrainer Heinz Krügel in Rotterdam durch ein überraschendes 2:0 gegen den AC Mailand den Europapokal der Pokalsieger. Es war der einzige Europapokalerfolg einer DDR-Mannschaft. Spieler wie Wolfgang Seguin, Martin Hoffmann, Manfred Zapf, Uli Schulze und Jürgen Sparwasser erinnern sich auch heute noch gerne an diesen Tag zurück.

 

Und diesen Europapokalsieg des FCM nahmen die aktive Fanszene und der Fanrat zum Anlass für eine Spendenaktion, die Anfang April gestartet wurde. In den schwierigen Wochen der Corona-Krise wollten die Anhänger etwas tun, ihrem Verein helfen. Schließlich leidet momentan auch der 1. FC Magdeburg unter enormen Einnahmeausfällen, muss mit einem siebenstelligen finanziellen Verlust rechnen. „Im Angesicht der Corona-Krise ist es nicht wichtig, dass der Ball rollt. Es ist auch nicht wichtig, dass er schnellstmöglich wieder rollen wird", betonen die FCM-Fans. „Wichtig ist aber, dass wir als Fanszene des 1. FC Magdeburg einerseits gesellschaftliches Engagement für und in Sachsen-Anhalt zeigen und andererseits auch Sorge dafür tragen, dass die aktuelle Krisensituation für unseren Verein und insbesondere seine Jugendabteilungen und Mitarbeiterschaft nicht existenzbedrohend wird."

Deshalb überlegten sich die Anhänger eine besondere Aktion - eine fiktive Reise am 8. Mai nach Rotterdam. Es gab drei Preiskategorien für die „Tickets": Die Eintrittskarte mit Individualanreise (19,74 Euro), die Eintrittskarte mit Zuganreise (29,74 Euro) und die Eintrittskarte mit einem Flug (49,74 Euro). „Durch diese Aktion versuchen die Anhänger, alles in Bewegung zu setzen, um dem Vereinen wirtschaftlich zu helfen", lobt FCM-Präsident Peter Fechner.

Und diese Spendenaktion entwickelte sich schnell zu einem wahren Hit, letztendlich wurden 6.426 „Tickets" verkauft, die rund 180.000 Euro einbrachten. „Die Resonanz auf die Aktion war überwältigend und die Spendenbereitschaft wirklich grandios", jubelten die Initiatoren. Das gesammelte Geld kommt dem eingetragenen Verein, also der Basis zugute. „Das zeigt, dass unsere Fans enorm kreativ sind und uns toll unterstützen", schwärmt der Präsident. Und: „Es geht bei dieser Aktion um den Zusammenhalt, der uns so oft ausgezeichnet hat."

Doch nicht nur beim FCM haben sich die Fans Gedanken gemacht, wie sie ihren Verein unterstützen können. Beim Halleschen FC können Fans einen virtuellen Stadionbesuch unternehmen. Das Heimspielticket kostet symbolische 19,66 Euro. Über die Bratwurst und die Pommes frites bis zum Stadionbier können weitere virtuelle Waren erworben werden. Es gibt aber auch reale Werte: Bei einem „Einkauf" ab 50 Euro verschenkt der HFC beispielsweise zwei Freikarten für ein Heimspiel in der kommenden Saison.

Beim FSV Zwickau gibt es eine ähnliche Aktion: Fans können in einem virtuellen Sonderzug Platz nehmen. Unter dem Motto „Egal wo du auch spielst – mit dem Zug durch unsere Geschichte" wurde die Aktion am 24. April gestartet. Auf der Online-Seite des Vereins können die Fans eine Reise durch die Vereinsgeschichte unternehmen. Die erste virtuelle Haltestelle war das Stadion der Weltjugend in Berlin mit Geschichten zum Pokalsieg 1975 gegen Dynamo Dresden. Ein „Ticket" kostet 1,75 Euro. Pro verkaufter Karte sollen zehn Cent Zwickauer Kultureinrichtungen zugute kommen. Bisher wurden mehr als 65.000 „Tickets" verkauft.

Die Fans des Regionalligisten Lok Leipzig wiederum knackten mit ihrer Aktion sogar einen virtuellen Europa-Zuschauerrekord. Für ein Geisterspiel am 8. Mai zwischen Lok und einem „unsichtbaren Gegner" wurden bis dahin rund 182.000 „Tickets" für jeweils einen Euro verkauft. Die „Partie" unter dem Motto „Leute, macht die Bude voll!" wurde dann sogar online „übertragen", zudem gab es ein spezielles Stadionheft. Es war eine Aktion, die europaweite Aufmerksamkeit auf sich zog und die dem Verein helfen soll, im Falle eines Aufstiegs die Drittliga-Lizenz zu sichern. Entsprechend bewegt waren die Vereinsverantwortlichen. „Ich möchte mich im Namen des Vereins bei allen Unterstützern bedanken, die uns aus der ganzen Welt Spenden geschickt haben", sagte Lok-Präsident Thomas Löwe.

Die verschiedenen Spendenaktionen der Fußballfans zeigen, wie kreative Hilfe von Anhängern in der Corona-Krise  aussehen kann und dass viel bewirkt werden kann. Mit ihren Ideen sammelten die Fans zudem nicht nur Geld für ihre Vereine. Durch ihr Engagement wurde ihnen auch sehr viel Anerkennung zuteil. „Diese Unterstützung ist ein klares Signal, wie wichtig die Fans im Fußball sind", betont FCM-Präsident Fechner.