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Pyrotechnik Sprengwirkung einer Handgranate

Sachsen-Anhalts Feuerwehren sind in Alarmbereitschaft. Verletzungen, zunehmend auch durch illegale Pyrotechnik, werden befürchtet.

Von Matthias Fricke 31.12.2015, 00:01

Magdeburg l Die Kliniken des Landes bereiten sich heute auf Notfälle mit abgerissenen Fingern, Verbrennungen und Knalltraumen vor. Der Chef der Universitätsklinik für Handchirurgie in Magdeburg, Prof. Manfred Infanger: „Wir mussten allein bei uns zehn Patienten im vergangenen Jahr versorgen. Darunter war auch eine zerfetzte Hand mit vier abgerissenen Fingern.“ Sie konnten nicht gerettet werden.

Er empfiehlt jedem beim Abbrennen des Feuerwerks nicht nur Vorsicht, sondern auch Ohrstöpsel. Etwa 8000 Menschen erleiden deutschlandweit jedes Jahr in der Silvesternacht ein Knalltrauma. Der Mediziner warnt vor allem vor illegalen Böllern, die sogar zu tödlichen Verletzungen führen. In Deutschland gibt es nicht zugelassene Knaller immer häufiger, weil sie problemlos im Internet bestellt werden können. Sie stammen aus Polen, der Slowakei, Tschechien, Italien, Spanien und Österreich.

Das Landeskriminalamt registrierte bis Mitte Dezember etwa 450 Einsätze wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz im Zusammenhang mit Pyrotechnik. Seit 2008 haben sich die Zahlen damit verzehntfacht. Damals waren die Experten nur 43-mal zu solchen Einsätzen ausgerückt. Bernhard Gronau, Sprengstoffexperte im LKA: „Die Böller werden auch immer gefährlicher.Inzwischen haben einige der Böller die Sprengwirkung von Handgranaten.“

Sichere Ware erkennt man übrigens am Siegel der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) mit den Klassifizierungen F 1 bis F 4 oder dem EU-Siegel „CE“. Die Klasse I ist das gesamte Jahr nutzbar. Klasse II darf von Erwachsenen vom 31. Dezember, 0 Uhr, bis zum 1. Januar, 24 Uhr, abgebrannt werden. III und IV dürfen nur Feuerwerker zünden. In der Innenstadt von Wernigerode und Quedlinburg darf es gar kein Feuerwerk geben. Das gilt auch vor allen Altersheimen, Fachwerk- und Reetdachhäusern. „Das kontrollieren wir mit dem Ordnungsamt“, so Polizeisprecher Mike von Hoff.

Die Feuerwehren im Land werden nach Angaben von Frank Mehr, Leiter des Institutes für Brand- und Katastrophenschutz Heyrotsberge, in Alarmbereitschaft sein: „Die Zahl der Brände sind Silvester um ein Vielfaches höher.“ Für die vergangene Silvesterknallerei haben die Deutschen 129 Millionen Euro ausgegeben - dieses Jahr wird es ähnlich sein, schätzt der Verband der pyrotechnischen Industrie.