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Reichsbürger Ex-Mister-Germany nach Schießerei angeklagt

Versuchter Mord wird dem ehemaligen Mister Germany aus Reuden vorgeworfen. Gegen den mutmaßlichen Reichsbürger wird Anklage erhoben.

19.04.2017, 10:42

Halle/Elsteraue (dpa) l Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den früheren Mister Germany von 1998 wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erhoben. Die Anklageschrift ist beim Landgericht Halle eingegangen, wie ein Sprecher am Mittwoch mitteilte. Der Verfassungsschutz rechnet den 42-Jährigen der Reichbürgerbewegung zu. Unklar ist indes noch, ob und wann ein Prozess gegen den Mann beginnt. Ihm wird außerdem gefährliche Körperverletzung, Verstöße gegen das Waffengesetz und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen.

Laut Anklage soll er bei der Zwangsräumung seines Hausgrundstückes in Reuden (Burgenlandkreis) am 25. August 2016 auf einen Polizisten geschossen haben. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) war zum Schutz des Gerichtsvollziehers im Einsatz. Es kam zu einer Schießerei. Der mutmaßliche Reichsbürger wurde verletzt. Der Polizeibeamte wurde durch ein Geschoss am Hals getroffen. Nur dank seiner Schutzkleidung sei er nicht tödlich verletzt worden, hieß es.

"Reichsbürger" erkennen die staatliche Ordnung in Deutschland und folglich auch Entscheidungen wie Gerichtsurteile oder Steuerforderungen nicht an. Sie behaupten, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort.

Laut Gerichtssprecher wurde die Anklage der Staatsanwaltschaft Ursache und seinem Verteidiger zugestellt. Sie haben bis Ende April Gelegenheit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Danach werde das Landgericht prüfen, ob es anhand der Ermittlungsergebnisse einen hinreichenden Tatverdacht gibt und es zu einem Prozess kommt.

Bei der Zwangsräumung des Grundstücks hatten sich vor dem Haus von Ursache Sympathisanten versammelt. Der Mann hatte das Grundstück zu seinem "Staatsgebiet" erklärt. "Reichsbürger" erkennen die staatliche Ordnung in Deutschland und folglich auch Entscheidungen wie Gerichtsurteile oder Steuerforderungen nicht an. Sie behaupten, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort.

Im Oktober 2016 hatte ein "Reichsbürger" in Georgensgmünd bei Nürnberg (Bayern) auf Polizisten geschossen. Ein 32 Jahre alter SEK-Beamter erlag später seinen Verletzungen.

Für Schlagzeilen sorgte auch der selbst ernannte "König von Deutschland", Peter Fitzek, aus Wittenberg. Die Behörden rechnen ihn ebenfalls dem Umfeld der Reichbürgerbewegung zu, er selbst streitet Sympathien für die Bewegung ab.

Das Landgericht Halle hatte Fitzek am 15. März wegen besonders schwerer Untreue zu drei Jahren und acht Monaten Haft. Dagegen legte er Revision beim Bundesgerichtshof ein. Der Koch und Karatelehrer hatte auf dem Gelände eines ehemaligen Krankenhauses sein "Königreich" ausgerufen und unerlaubt Bank- und Versicherungsgeschäfte betrieben.