Yvonne K. nennt als Motiv für ihre Tat "Überforderung und Verzweiflung" 21-Jährige aus Bad Dürrenberg gesteht, ihr Neugeborenes getötet zu haben
Tränen seien geflossen, als Yvonne K. eingeräumt habe, ihr Neugeborenes getötet zu haben, sagte Oberstaatsanwalt An-dreas Schieweck gestern in Halle. Verzweiflung und Überforderung habe sie als Motiv für die Tat angegeben.
BadDürrenberg l Es waren drei Bekleidungsstücke, die die zwölköpfige Ermittlungsgruppe der Polizeidirektion Halle letztlich auf die Spur der 21-Jährigen brachten: eine beigefarbene Lederjacke, ein bunter Kinderpulli mit der roten Aufschrift "Jackpot" und ein schwarzer Frauenpullover mit hellem Seelöwenmuster. Diese Sachen lagen unmittelbar neben der Babyleiche.
Am 21. März hatten ein Zehn- und ein Elfjähriger auf einem verwilderten Grundstück gleich neben der Grundschule in Tollwitz (Saalekreis) eine Plastiktüte gefunden. Sie kippten die Einkaufstüte aus und fanden zu ihrem Entsetzen die sterblichen Überreste eines Neugeborenen.
Sie waren zum Hausmeister der Schule gelaufen und dieser hatte, nachdem er sich selbst überzeugt hatte, die Polizei alarmiert.
Bereits zwei Tage später hatte sich die Staatsanwaltschaft Halle an die Bevölkerung gewandt. Zur Öffentlichkeitsfahndung gehörten auch die Fotos der Bekleidung. "Zeugen haben die Sachen erkannt", sagte gestern der amtierende Chef der Mordkommission, Rüdiger Elsner.
Am Dienstag dieser Woche standen die Ermittler vor der Tür von Yvonne K., die in Bad Dürrenberg bei Verwandten wohnte. "Die 21-Jährige hat im Verlaufe der Vernehmung eingeräumt, im November 2011 ein Kind auf die Welt gebracht zu haben", so der Kriminalhauptkommissar.
Tränen seien geflossen, als die junge Frau gestanden habe. Sie habe den kleinen Jungen in die Plastiktüte gesteckt und noch am Abend der Geburt auf dem Grundstück, das sich nicht weit von ihrer Wohnung befunden habe, abgelegt.
Oberstaatsanwalt Andreas Schieweck aus Halle ergänzte: "Sie hat gesagt, dass das Baby Lebenszeichen von sich gegeben hat. Es habe geatmet und geweint."
Die Hausdurchsuchung am Mittwoch habe weitere Indizien dafür ans Tageslicht gebracht, dass Yvonne K. ihr Neugeborenes getötet habe.
Auf die Frage, ob das Umfeld der Frau nichts von deren Schwangerschaft und Entbindung bemerkt habe, antwortete der Oberstaatsanwalt, dass die Ermittlungen auf diesem Gebiet noch nicht zu Ende seien. "Allerdings hat die Beschuldigte eingeräumt, die Schwangerschaft verheimlicht zu haben."
Zur Person der Frau hielten sich die Ermittler gestern noch recht bedeckt. Sie stamme aus Bad Dürrenberg und habe die Förderschule absolviert. Längere Zeit habe sie dann andernorts mit einem älteren Mann zusammengelebt. Ob dieser der Vater des Kindes sei, wollte die Staatsanwaltschaft nicht preisgeben. Nachdem die Sache mit dem Mann beendet war, sei sie in ihren Heimatort zurückgekehrt. Es sei die erste Schwangerschaft der jungen Frau gewesen.
Ihr soziales Umfeld hätte sie "aufgefangen", war sich Schieweck gestern sicher. "Wenn sie es denn gewollt hätte."
Wie bei allen Kindstötungen wolle man nun ein forensisch-psychiatrisches Gutachten erstellen lassen, "um zu überprüfen, welche Auswirkungen die angespannte Situation vor und nach der Entbindung auf das Verhalten der geständigen Täterin hatte".
Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass Yvonne K. den Tod des Babys "billigend in Kauf genommen" habe, als sie es im Freien ablegte. "Totschlag durch Kindestötung" nannte es Schieweck. Sie habe sich "nach der Geburt entschlossen, sich des Jungen zu entledigen".
Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass Anklage erhoben wird. Der Strafrahmen liege zwischen fünf und 15 Jahren Haft. so Schieweck. Seite 5