Familienstreit 31-Jähriger bei SEK-Einsatz getötet
Ein Familienstreit in Groß Rosenburg im Salzlandkreis hat für einen 31-Jährigen ein tödliches Ende genommen.
Groß Rosenburg l Es ist kurz vor Mitternacht, als am Mittwoch in dem kleinen 1500-Einwohner-Ort Groß Rosenburg südlich von Magdeburg zahlreiche Schüsse fallen. „Erst habe ich gedacht, da wird wieder ein Feuerwerk gezündet“, sagt ein Nachbar. Vor seinem Fenster sieht er jedoch mehrere schwarz gekleidete Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK), die sich schwer bewaffnet hinter Hecken und Fahrzeugen verschanzen.
Vor dem kleinen Haus eines pensionierten Handwerksmeisters bricht ein 31-jähriger Mann zusammen. Er ist Hobby-Jäger und lebt mit seinen Eltern in dem zweigeschossigen Haus.
Die Familie galt im Ort als hilfsbereit und umgänglich. Doch nach dem letzten Hochwasser, so erzählt man sich in Groß Rosenburg, habe es zunehmend Probleme mit Alkohol gegeben. So vermutlich auch in der Nacht zum Donnerstag.
Die Eltern rufen die Polizei, weil der Sohn aggressiv auftrete und eine Waffe habe. In solchen Fällen wird auch das SEK hinzugezogen. Als die Beamten vor Ort eintreffen, steht der Sohn bereits vor dem Haus und soll dabei die Waffe in der Hand gehabt haben. Was dann passiert, ist Gegenstand der Untersuchungen.
Ermittler bestätigen inoffiziell etwas mehr als ein Dutzend Schüsse. Eine Nachbarin will an die 20 gehört haben. Offen ist, ob der 31-Jährige selbst auch seine Waffe benutzte. Die Staatsanwaltschaft macht dazu noch keine Aussagen.
„Wir müssen jetzt prüfen, wer welche Schüsse und wie viele abgegeben hat“, sagt am Nachmittag Oberstaatsanwalt Frank Baumgarten in Magdeburg. Die Waffen, Projektile und Patronen sind für die Untersuchungen sichergestellt worden und werden zurzeit ballistisch im Landeskriminalamt untersucht.
Die Polizeidirektion Nord hat für die Untersuchungen eine gesonderte Ermittlungsgruppe eingerichtet. Mit einem Ergebnis der Rechtsmedizin wird am heutigen Tag gerechnet.
Die Staatsanwaltschaft prüft bei solchen Einsätzen automatisch die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens, so Uwe Petermann von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Es werde geprüft, ob der Einsatz der Waffe korrekt war. „Die Polizisten erhalten auch psychologische Hilfe vom Kriseninterventionsteam“, so Petermann.
Das SEK hat jährlich hundert Einsätze und wird immer dann zur Unterstützung gerufen, wenn Schusswaffen im Spiel sind. „Im vergangenen Jahr wurden fünf Menschen leicht verletzt“, sagt Jens Waldmann vom Landeskriminalamt.
Seit 1999 ist dies der erste SEK-Einsatz, bei dem ein Mensch getötet wurde. Damals hatte in Magdeburg ein bewaffneter Supermarkt-Räuber zuerst auf einen der Beamten geschossen, der dabei schwer verletzt wurde. Die Polizisten erwiderten das Feuer, so dass der Mann tödlich getroffen wurde.