Halle l Ein Jahr nach dem ersten Lockdown hat die Corona-Krise den Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt weiter im Griff. Das geht aus Zahlen hervor, die die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gestern vorgestellt haben. Um eine Insolvenzwelle abzuwenden, seien ein zügiges Durchimpfen der Bevölkerung und entsprechende Öffnungen der Wirtschaft nötig, sagte Markus Behrens, Geschäftsführer der Regionaldirektion.
Rund 92000 Menschen waren in Sachsen-Anhalt im Februar 2021 arbeitslos gemeldet, etwa 8400 mehr als im Vorjahr. Anders als sonst seien die Arbeitslosenzahlen in diesem Jahr nicht mit dem Ende des Winters zurückgegangen, sagte Markus Behrens. Im Jahresdurchschnitt sei die Zahl der Erwerbslosen in Sachsen-Anhalt um rund 7 Prozent gestiegen. „Die Corona-Krise hat ihre Spuren hinterlassen“, sagte der Geschäftsführer.
Als wichtiges Instrument in der Krise habe sich die Kurzarbeit erwiesen. Diese habe einen noch höheren Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert und Unternehmen geholfen, Arbeitskräfte zu halten. Ihren Höchststand hatte die Kurzarbeiterquote im Frühjahr 2020, als 12,8 Prozent aller Beschäftigten in Sachsen-Anhalt in Kurzarbeit waren. Das entspricht rund 101700 Menschen. Nachdem die Quote in den Folgemonaten kontinuierlich sank, ist seit November – mit dem zweiten Lockdown – ein erneuter Anstieg der Kurve zu beobachten.
Eine Rekordsumme von rund 275 Millionen Euro gab die Arbeitsagentur 2020 in Sachsen-Anhalt für Kurzarbeitergeld und Sozialversicherungsbeiträge aus. Im laufenden Jahr seien bereits 45 Millionen Euro dafür aufgewendet worden, so Behrens. Auch personell musste die Agentur aufstocken, um bei der Bearbeitung des Kurzarbeitergeldes hinterherzukommen – in Spitzenzeiten war das 14,5-fache des Stammpersonals im Einsatz.
Mit der Ausweitung des Internetangebots und einer Renaissance der Telefonbetreuung habe ein Corona-Jahrgang am Ausbildungsmarkt glücklicherweise verhindert werden können, sagte Behrens.