Prüfung übers Internet AOK plant vorerst keine digitale Patientenquittung
Von Andreas Stein
Magdeburg. Die AOK Nordwest, tätig in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, bietet ihren Versicherten als erste große Kasse einen neuen Service: Sie können sich künftig im Internet informieren, welche Leistungen über ihre Krankenversichertenkarte abgerechnet wurden und was die jeweilige Leistung gekostet hat. "PatientenQuittung" nennt die Kasse das Angebot, bei dem auch etwaige verordnete Medikamente, Krankenhausaufenthalte, Heil- und Hilfsmittel und Zahnersatz aufgelistet werden.
Der Service, den außer der AOK Nordwest bislang nur zwölf kleinere Betriebskrankenkassen anbieten, soll zu mehr Leistungs- und Kostentransparenz im Gesundheitswesen beitragen. Das Konzept der elektronischen Versichertenauskunft entwickelte die IT-Firma "careon" aus Tübingen. "Das System funktioniert in etwa wie Online-Banking. Der Patient meldet sich im Internet an und bekommt dann per Post Zugangsdaten geschickt", erklärt careon-Sprecher Guido Weber.
"Arzt, was hast du an mir verdient?"
Plant auch die AOK Sachsen-Anhalt die Einführung einer Patientenquittung per Internet? "Nein, bislang nicht, antwortet Sprecher Andreas Arnsfeld. Mit den Erfahrungen aus dem Pilotverfahren der AOK Nordwest werde die AOK-Patientenquittung weiterentwickelt. "Wir prüfen dann in einem nächsten Schritt, inwiefern es Sinn macht, dieses Verfahren auch in Sachsen-Anhalt einzuführen. Dabei werden auch die Erfahrungen aus dem Pilotverfahren einfließen", so Arnsfeld.
Bislang wissen nur die wenigsten Patienten, dass sie vom Arzt nach dem Besuch eine Tagesquittung oder eine Quartalsquittung verlangen können. Das Sozialgesetzbuch verpflichtet auch die Krankenkassen, gespeicherte Daten auf Antrag zur Verfügung zu stellen. Doch kaum jemand nutzt diese Möglichkeiten – Experten schätzen die Zahl der in Arztpraxen ausgestellten Quittungen auf 25000 Stück pro Jahr. Dem gegenüber stehen etwa 800 Millionen abgerechnete Behandlungen. "Die meisten Patienten haben Hemmungen, den Arzt ins Gesicht zu fragen: Was hast du an mir verdient?", vermutet Guido Weber. Hier könne die Patientenquittung per Internet helfen.