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Archäologie 2015 gab es weniger zu graben

Höhepunkt war der Fund eines 3900 Jahre alten Fürstengrabes.

28.12.2015, 23:01

Halle (dpa) l Archäologen haben in diesem Jahr etwas weniger gegraben als noch 2014. Insgesamt gab es 475 Grabungen und damit 61 weniger als 2014, wie der Landesarchäologe Harald Meller sagte. Das entspreche der normalen Schwankungsbreite. „Wichtig sind die Schwerpunkte, und da war 2015 ein sehr erfolgreiches Grabungsjahr.“ Es habe etwa einen großen Schub für die Forschung rund um die Himmelsscheibe von Nebra gegeben.

Dazu beigetragen habe die Forschungsgrabung am frühbronzezeitlichen Großgrabhügel „Bornhöck“ bei Dieskau (Saalekreis). „Wir gehen davon aus, dass in dem rund 3900 Jahre alten Fürstengrab der ‚Herrscher der Himmelscheibe‘ bestattet wurde. Gewissheit werden die für Anfang 2016 erwarteten Auswertungsergebnisse der Goldanalysen der Grabbeigaben bringen“, sagte Meller. Das Hügelgrab wurde um 1874 geplündert. Von dem über einem Kilogramm schweren Goldschatz haben sich fünf Stücke, vier Armringe und ein Beil, erhalten. Als Folge des Zweiten Weltkrieges kam das Gold aus den Staatlichen Museen Berlin in das Moskauer Puschkinmuseum. Dort wurde auch das Gold der Beigaben analysiert.

Laut Meller steht nun fest: „Jetzt ist klar, das es nicht nur lokale Fürsten gab, sondern einen großer Herrscher, gewissermaßen einen König, der an der Spitze über allen anderen thronte. Und es gab eine reguläre Armee, diese Militärherrschaft währte etwa 400 Jahre. In dieser Zeit war die Gesellschaft stabil. Das Ganze ähnelte fast einem frühen Staat“, sagte der Landesarchäologe. Somit erkläre sich die Himmelsscheibe mit ihren Verschlüsselungen und Schaltregeln. Die Himmelsscheibe von Nebra war mehrere Jahrhunderte in Benutzung. Sie wurde vor etwa 3600 Jahren vergraben und gilt als weltweit älteste konkrete Darstellung des Himmels.

Herausragend war laut Meller 2015 auch die Entdeckung der mittelalterlichen Wüstung Krakau bei Peißen (Salzlandkreis) sowie das 6000 Jahre alte Erdwerk von Libehna (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) und die steinzeitlichen Gräber bei Karsdorf (Burgenlandkreis).

Wie geht es 2016 weiter? In Halle ist ab November 2016 eine Sonderausstellung zum Thema Alchemie geplant. Die Kreisgrabenanlage in Pömmelte (Salzlandkreis) wird 2016 offiziell in die Tourismusroute „Himmelswege“ einbezogen.

Auf internationaler Ebene arbeiten Archäologen aus Sachsen-Anhalt nächstes Jahr am Projekt „Felsbilder“ in Armenien weiter. Ausgewählte Feldblöcke mit den rund 3000 bis 4000 Jahre alten Bildern sollen als 3D-Modell entstehen. Die Felsbilder zeigen Steinböcke, Ziegen, Leoparden, Bären, Menschen, abstrakte Zeichen und szenische Abbildungen. Mit der Dokumentation will Armenien für die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste werben.