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Badetage Wie gefährlich ist die Elbe?

Die Elbbadetage nutzen zahlreiche Sachsen-Anhalter, um in dem Fluss baden zu gehen. Doch das Schwimmen birgt Risiken.

06.07.2017, 23:01

Magdeburg/Schönebeck/Ferchland/Sandau l Die Elbe hat ihren Charme als Badegewässer bis heute nicht verloren. Ein Beispiel: Die Stadt Sandau (Landkreis Stendal). Dort werden am Wochenende bei der Elbschwimmstaffel und dem Elbebadetag über 300 Schwimmer erwartet. Rettungskräfte schützen die Badegäste, denn ganz ungefährlich ist das Schwimmen in der Elbe nicht.

Rechtlich gesehen spricht nichts gegen einen Abstecher in die trüben Fluten. „Grundsätzlich ist das Baden für jedermann in der Elbe erlaubt“, sagt Frank Rim, Leiter des Wasserschutzrevieres des Landes Sachsen-Anhalt. Entlang des Flusses gibt es jedoch einige Stellen, an denen Schwimmer nichts zu suchen haben. So sollten Badegäste nicht in den Bereich ober- und unterhalb von Brücken, Wehren und Hafeneinfahrten oder in den Schleusenbereichen schwimmen. Die Strömung ist dort besonders hoch. Des Weiteren stellen Boote und Schiffe eine Gefahr dar.

Die Risiken werden jedoch laut der Wasserschutzpolizei oft von Badegästen unterschätzt. Die Strömung entlang der Elbe beträgt im Durchschnitt fünf Kilometer pro Stunde, in etwa die Geschwindigkeit eines Fußgängers. Es können sich Wirbel, Walzen oder Saugströmungen bilden. „Eine gute Schwimmtechnik allein reicht da nicht aus. Die Elbe ist unberechenbar“, sagt Rim.

Geht es nach der Wasserschutzpolizei, sollte das Baden an der Elbe generell verboten werden – so wie in Magdeburg. Dort steht das Schwimmen in der Elbe und ihren Nebenarmen seit 2012 unter Strafe. „Es ist einfach viel zu gefährlich ohne Rettungsschwimmer“, betont Frank Rim.

Trotzdem tummeln sich an den Elbufern an diesem Wochenende viele Schwimmer. Neben Sandau findet auch in Magdeburg, Schönebeck (Salzlandkreis) und Ferchland (Landkreis Jerichower Land) der traditionelle Elbbadetag statt. Der Aufwand dafür ist immens.

Lebensretter der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft begleiten die Schwimmer, Motorboote schwärmen aus, das Technische Hilfswerk, die Feuerwehr und die Wasserschutzpolizei riegeln die Wasserstraßen ab, Taucher haben vorab den Wassergrund abgesucht.

„Wir haben in diesem Jahr die Sicherheitsvorkehrungen nochmals erhöht“, berichtet Birgit Zellmer, Sachgebietsleiterin für Kultur und Sport der Stadt Schönebeck. Die Schwimmer erhalten erstmals rot-weiße Badekappen, damit sie im Wasser besser zu sehen sind. Genau so halten es die Ferchländer – bei ihnen gibt es rote Badekappen.

Wichtig ist die Signalfarbe jedoch nicht nur für die Rettungskräfte, sondern vor allem für Schiffe. Schwimmer und Schiffer müssen aufeinander achten. Dafür hat Harmut Rhein, Leiter des Schiffahrtsbüros vom Wasser- und Schifffahrtamt in Magdeburg, vorab gesorgt: „Wir haben Hinweise auf die Elbbadetage herausgegeben, die Fahrer sind also mit besonderer Vorsicht unterwegs.“

Dass die Vorsicht nicht unbegründet ist, zeigen tragische Ereignisse in der Vergangenheit. Laut Wasserschutzpolizei kommen Badeunfälle entlang der Elbe immer wieder vor. In Schönebeck ertranken zwei Männer, die von der Strömung mitgerissen wurden. Eine der Leichen wurde Tage später 40 Kilometer vom Unglücksort entfernt in Hohenwarthe (Landkreis Jerichower Land) geborgen.

Nichtsdestotrotz wird der Fluss als Badegewässer zunehmend beliebt. Der eine oder andere könnte sich sogar den Ausflug an die Ostsee sparen. Findet Sandaus Bürgermeister Henry Wagner: „Die Elbe ist im Sommer beliebt. Mit Dünen und Stränden können wir hier auch dienen.“ Für einige Schwimmer ist der Elbebadetag nicht nur eine Tradition, sondern mit Erinnerungen verknüpft. Das weiß auch Ursula Lüde, Organisatorin des Elbebadetages in Ferchland: „Einmal im Jahr sollen die Schwimmer noch einmal Kind sein dürfen. Wir schützen sie gern, damit sie ohne Angst ins Wasser gehen können.“